Kälbertransporte: Bozen nicht Bestimmungsort

Der Grüne Landwirtschaftssprecher Daniel Zadra hat am Dienstag brisante neue Dokumente bezüglich der umstrittenen Kälbertransporte vorgelegt. Aus diesen geht hervor, dass Bozen oftmals fälschlicherweise als Bestimmungsort angegeben wird.

Politik und Behörden betonen seit Monaten, dass alle Kälbertransporte von Vorarlberg nach Bozen rechtskonform seien. Nun legt Zadra eine Anfragebeantwortung aus dem Südtiroler Landtag vor, in der es heißt: „Bozen ist für die aus Österreich stammenden Kälber nicht der Bestimmungsort.“

Das heißt: Auf allen Transportpapieren wird einfach - fälschlicherweise - Bozen als Bestimmungsort angegeben, und der Transport wird als Kurztransport genehmigt. In Wahrheit ist der Bestimmungsort aber irgendwo in Italien, Spanien oder Polen - der Transport also ein Langstreckentransport, der in dieser Form oftmals illegal wäre und nicht genehmigt werden dürfte.

Vorarlberger Behörden wissen offenbar Bescheid

In der Südtiroler Anfragebeantwortung steht außerdem, dass die Vorarlberger Behörden über diesen Umstand Bescheid wissen. Der landestierärztliche Dienst in Südtirol sei in ständigem Kontakt mit dem Landestierarzt des Bundeslandes Vorarlberg.

Reaktionen auf Kälbertransporte

Der Bericht über die umstrittenen Kälbertransporte schlägt hohe Wellen.

Keine Stellungnahme von Gantner

ÖVP-Landesrat Christian Gantner, der die Tiertransporte nach Bozen immer verteidigt hatte, war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Bereits am Montag hatten ORF-Recherchen ergeben, dass das für Tierschutz zuständige Ministerium die umstrittenen Tiertransporte nach Bozen gar nicht überprüft haben dürfte - mehr dazu in Kälbertransporte nach Bozen nie überprüft?.

SPÖ: „Gantner muss rasch handeln“

Kritik gibt es auch von der SPÖ: Offenbar habe sich Landesrat Gantner zu Halbwahrheiten hinreißen lassen, um die Gemüter zu beruhigen - „das ist eines Landesrats unwürdig“, so SPÖ-Tierschutzsprecherin Gabriele Sprickler-Falschlunger.

Die Transportrouten und wohin die Tiere schlussendlich transportiert würden falle in die Verantwortung des Landes. Gantner müsse "hier rasch handeln und dafür sorgen, dass der Bestimmungsort offen gelegt wird und so Weitertransporte nach Ägypten und die Türkei unterbunden werden.“

Kritik von FPÖ und NEOS

Freiheitliche und NEOS fordern Gantner auf, den Misständen bei Lebendtiertransporten gegenzuwirken: FPÖ-Tierschutzsprecherin Nicole Hosp kritisiert, dass sowohl Gantner als auch die Amtstierärzte über die Probleme Beischeid gewusst hätten. Und auch NEOS-Tierschutzsprecher Daniel Matt wirft der Landesregierung vor, dass die­ Transporte schon längst hätten abgestellt werden können und pocht auf Kontrollen nicht nur am Schreibtisch, sondern in der Realität.