IKEA-Rückzug spaltet Gemüter

Der IKEA-Rückzug wird von Seiten der Industriellenvereinigung bedauert - diesbezügliche Kritik an der Verfahrensdauer weist ÖVP-Landesrat Karlheinz Rüdisser zurück. Bei der Wirtschaftskammer sieht man das IKEA-Aus gelassen.

=== Ikea-Volksabstimmung - eine Farce ===

Nach dem Rückzug des schwedischen Möbelkonzerns Ikea aus Lustenau sorgt die Entscheidung in vielen Kreisen von Politik und Wirtschaft für Diskussionen. In Lustenau scheint man über das plötzliche Ende der Ikea-Pläne nicht wirklich überrascht zu sein. Viel mehr Sorgen macht sich der Bürgermeister nun über die drohende Volksabstimmung, die zur Farce werden könnte.

In Lustenau wird es nun doch keinen IKEA geben. Das hat IKEA Österreich am Dienstagvormittag bekanntgegeben. Der langwierige Etablierungsprozess, die schwierige Verkehrssituation und eine grundlegende Veränderung der Konzernstrategie hätten zu der Entscheidung geführt - mehr dazu in IKEA legt Projekt Lustenau auf Eis (vorarlberg.ORF.at; 10.4.2018).

Burtscher (IV): Rückzug von IKEA bedauerlich

Die Industriellenvereinigung (IV) Vorarlberg sieht nach dem Aus für IKEA in Lustenau zunehmend Mängel am Wirtschaftsstandort Vorarlberg. Hier sei vor allem die Landesregierung gefordert, neue Strategien auszuarbeiten, was Raumplanung und Verkehrslösungen betreffe.

Solche negative Standort-Entscheidungen dürften nicht zur Regel werden, betont IV-Geschäftsführer Mathias Burtscher, denn ansonsten sei der Wirtschaftsstandort in Gefahr. In Zeiten von stärkerer Bürgerbeteiligung und neuen Kommunikationsmöglichkeiten sei es notwendig, klarere strategische Vorgaben zu machen, fordert Burtscher. Dazu gehörten vor allem Konzepte zu den Bereichen Raumplanung und Verkehrsmanagement. Es sei bedauerlich, dass sich IKEA zurückgezogen hat, so Burtscher. Der schwedische Möbelkonzern sei ein Unternehmen mit großer Strahlkraft und hätte ein neues, junges Publikum ins Rheintal gebracht.

Rüdisser: Verfahrensdauer nicht ausschlaggebend

Wirtschaftslandesrat Rüdisser weist die Kritik der Industriellenvereinigung in Sachen IKEA zurück: Die Verfahrensdauer beziehungsweise der Bewilligungsprozess für Betriebsansiedlungen in Vorarlberg beanspruche keinesfalls zu viel Zeit, wie IV-Geschäftsführer Matthias Burtscher behauptet habe.

90 Prozent der Verfahren in Vorarlberg würden innerhalb von zwei Monaten abgewickelt, sagt Rüdisser. Natürlich sei ein Großprojekt wie IKEA sehr aufwendig. Er glaubt aber nicht, dass die Verfahrensdauer ausschlaggebend für den Rückzug von IKEA war.

Wirtschaftskammer sieht Rückzug gelassen

Bei der Vorarlberger Wirtschaftskammer reagiert man indessen gelassener auf den IKEA-Rückzug. Man hätte zwar eine Ansiedelung befürwortet, aber Vorarlberg bleibe auch ohne den schwedischen Konzern ein attraktiver Standort für den Handel, sagt Michael Tagwerker, Geschäftsführer der Sparte Handel. Das würden Besucherzahlen aus der Schweiz und Deutschland zeigen.

IKEA hätte zwar mehr Kunden nach Vorarlberg gelockt, man hätte aber gleichzeitig auch negative Auswirkungen auf den Handel in den umliegenden Orten befürchtet, so Tagwerker. Er hält es momentan für eher unwahrscheinlich, dass IKEA jetzt andere Orte und Städte in Vorarlberg im Visier hat.

Tagwerker: Ansiedlungen nicht einfach

Dass andere Konzerne durch den IKEA-Rückzug von einer Ansiedlung in Vorarlberg absehen, glaubt Tagwerker nicht. Ansiedelungen seien auch in anderen europäischen Ländern nicht einfach - im benachbarten Memmingen (D) habe man ja auch beschlossen, jetzt doch kein Möbelhaus zu bauen.

IKEAS neue Strategie, kleinere Shops in Ballungszentren zu eröffnen und Möbel verstärkt online zu verkaufen, sieht Tagwerker als eine Art Paradigmenwechsel, der sich in ganz Europa abzeichnen könnte.

Grüne erfreut über IKEA-Rückzug

Die Vorarlberger Grünen reagierten indessen erfreut über den IKEA-Rückzug: Die Vernunft hätte gesiegt, teilte der Landtagsabgeordnete Daniel Zadra mit. Er forderte die Gemeinde auf, den Kaufvertrag mit dem schwedischen Konzern rasch rückabzuwickeln, damit das Grundstück besser genutzt werden könne.

FPÖ in Lustenau ebenfalls erleichtert

Auch die FPÖ in Lustenau zeigte sich erfreut: "Die Lustenauer können aufatmen“, sagte FPÖ-Gemeinderat Martin Fitz in einer ersten Reaktion auf die IKEA-Entscheidung. Was eigentlich jedem außer Bürgermeister Fischer klar gewesen sei, habe jetzt schlussendlich sogar IKEA selbst bestätigt: Der zusätzlich entstehende Verkehr sei an diesem Standort so nicht zu bewältigen, so Fitz.

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