Heftige Reaktionen auf „Herdprämie“
In der Fernsehsendung „Vorarlberg heute“, wurden die Zuschauer gefragt: „Finden Sie es gut, dass Frauen eine Sonderzahlung erhalten, wenn sie ihr Kleinkind nicht in eine Betreuungseinrichtung schicken?“ Die Ted-Umfrage war eindeutig: 86 Prozent der 6.621 Anrufer sind für eine Sonderzahlung, und nur 14 Prozent dagegen.
Heftige Reaktionen auf „Herdprämie“
Die Schwarzenberger „Herdprämie“ erregt die Gemüter: Auch im Netz wird heftig über die Maßnahme diskutiert. Die Gemeinde bezahlt Müttern, die zu Hause bleiben, eine Prämie von jährlich 300 Euro pro Kind.
Auch die User in den sozialen Medien lässt das Thema nicht kalt. Die ehemalige Skirennläuferin Nicola Werdenigg hält die Prämie für schlicht „unfassbar“.
Herdprämie, unfassbar. #zib2
— Nicola Werdenigg (@NicolaWerdenigg) 27. Februar 2018
„Ein weiteres Mittel um Frauen länger vom Arbeitsmarkt fernzuhalten“, schreibt eine Nutzerin.
300€ „Herdprämie“ wenn Frauen die eigenen Kinder Zuhause betreuen.
— Raffaela Versa (@DieRaffa) 27. Februar 2018
Ein weiteres Mittel um Frauen länger vom Arbeitsmarkt fernzuhalten. #zib2
„Schwarzenberg - was geht mir dir?“, will eine andere wissen.
der heimatort meiner mutter und der ihrer mutter zahlt eine #herdprämie a 300€/jahr für kinder aus, die keine kibe besuchen. #schwarzenberg - was geht mit dir?
— christine🚲🦄 (@cboeschvetter) 27. Februar 2018
Gleich die „Schnapsidee des Jahres“ will ein dritter erkannt haben.
Schnapsidee des Jahres. Zum einen wird niemand wegen der 82 cent am Tag zuhause bleiben, der das nicht sowieso vor hatte. Zum anderen offenbart es die Geisteshaltung der dort agierenden Personen. #herdprämie
— Andi (@polnickor) 27. Februar 2018
Wenig Freude mit der „Herdprämie“ hat naturgemäß das Mädchenzentrum „Amazone“.
vorarlberg ist ein fortschrittliches bundesland. not. #herdprämie #schwarzenberg #vorarlberg #kopftischhttps://t.co/JR9BYP9utI
— Verein Amazone (@VereinAmazone) 28. Februar 2018
Johannes Kopf vom AMS meint, dass angesichts der sogenannten „Herdprämie“ auch Geld für die Pensionen übrig sein müsste.
Gemeinden, die eine "Herdprämie" zahlen, mögen dann bitte auch das Pensionsdelta übernehmen.
— Johannes Kopf (@JohannesKopf) 27. Februar 2018
Auch weniger kritische Stimmen melden sich zu Wort.
Wer meint, wegen 300 Euro im Jahr verichten Familien auf Kinderbetreuung und Job, der glaubt wohl auch, der Familienbonus von 1500 Euro führt zur Vollbeschäftigung unter den Eltern. #zib2
— Marcel Nitz (@marcel_nitz) 28. Februar 2018
Unterstützung für die Gemeinde Schwarzenberg gibt es natürlich auch.
#herdprämie . Nachdem die Politik nicht in der Lage ist sich um unsere Kinder ausreichen zu kümmern und immer mehr Kinder in Kigas abgeschoben werden find ich die Prämie sehr wertvoll. Ein funktionierendes Umfeld ist in den ersten Lebensjahren mehr als nur wichtig. Punkt!
— Klaus Pernkopf (@klauspernkopf) 28. Februar 2018
Manche Nutzer vermuten auch größere Mächte am Werk.
Dass Kinder von ihrer Mutter grossgezogen werden, kann man gut finden. Oder aber, sie möglichst früh staatlicher Betreuung zu überlassen. In letzterem Fall kann man sie natürlich viel leichter und früher zu hörigen Bürgern verbiegen. Supergut, eigentlich.#Herdpraemie
— Valentin Schwall (@valentinschwall) 28. Februar 2018
„Nicht wirklich klug“, urteilt dieser Nutzer - die Wirkung werde aber überschätzt.
auch wenn die Schwarzenberger Lösung nicht wirklich klug ist: wer bei 25€/Monat von Herdprämie redet, die Frauen daheim hält, der hatte noch nie ein zweites Gehalt nötig oder kennt die Vorarlberger KIBE-Tarife nicht https://t.co/3OF3kUy0tR @JohannesKopf @GLoacker @dieGamon
— konrad ortner (@konradortner) 28. Februar 2018
NEOS-Nationalratsabgeordneter Gerald Loacker antwortete prompt.
dann könnte ja die Gde stattdessen die KiBe-Tarife um 25€/M senken, von mir aus einkommensabhängig.
— Gerald Loacker (@GLoacker) 28. Februar 2018
Seine Parteikollegin Claudia Gamon will in der Prämie gar nichts Besonderes erkannt haben.
À propos Herdprämie: die gibt es in Vorarlberg für alle und überall (!), das heißt "Familienzuschuss". https://t.co/bSsZbDEf2O pic.twitter.com/TcnSmu9akt
— Claudia Gamon (@dieGamon) 27. Februar 2018
Man kann die Angelegenheit aber auch mit Humor sehen.
#Herdprämie in Schwarzenberg?
— Marco Schnetzer (@mirc76) 27. Februar 2018
Oder doch:
„Heute bleibt die Küche kalt, wir gehen in den Bregenzerwald...“#vorarlberg#ZiB2
Und auch die Medien bekommen ihr Fett weg.
Frauen, die ohnehin daheimbleiben, bekommen eine kleine Unterstützung und die (medial) Dauerempörten erfinden einen abwertenden Begriff und verfallen in bedrohliche Schnappatmung. #herdprämie #dauerempörung
— Pater Blau (@PaterBlau) 28. Februar 2018
Schwarzenberg belohnt Mütter mit „Herdprämie“
Die Gemeinde Schwarzenberg im Bregenzerwald bezahlt Familien, die keine Kinderbetreuung in Anspruch nehmen, eine Prämie von jährlich 300 Euro pro Kind. Diese spöttisch als „Herdprämie“ bezeichnete Förderung ist umstritten - mehr dazu in Schwarzenberg belohnt Mütter mit „Herdprämie“ (vorarlberg.ORF.at, 27.2.2018).
Aufregung um „Herdprämie“
Eine 300-Euro-Förderung für Familien, die keine Kinderbetreuung in Anspruch nehmen, sorgt derzeit für Gesprächsstoff in Schwarzenberg.
Politischer Schlagabtausch
Die Prämie solle eine „Anerkennung“ sein, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme von Bürgermeister Markus Flatz. Man wolle „nicht das eine gegen das andere“ Kinderbetreuungsmodell ausspielen. Die zuständige Landesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) ist vom Vorgehen der Gemeinde Schwarzenberg hingegen nicht begeistert. „Es ist so, dass man natürlich damit Frauen ... anhält, keine Kinderbetreuung in Anspruch zu nehmen, die Erziehung selbst zu übernehmen.“
Unterstützung für die Gemeinde kommt von FPÖ-Familiensprecherin Cornelia Michalke und FPÖ-Frauensprecherin Nicole Hosp. „Eine Wahlfreiheit nur ausgerichtet auf außerhäusliche Berufstätigkeit ist keine wirkliche Wahlfreiheit“, so Hosp in einer Aussendung. Jakob Franz Greber, zwischen 1985 und 2004 Bürgermeister der Gemeinde Schwarzenberg, übt Kritik an den Kritikern: „Diese Entscheidung der Eltern als ‚Herdprämie‘ zu bezeichnen, ist abwegig und eine bewusste Diffamierung.“