Vorarlberg triumphiert bei „9 Plätze - 9 Schätze“

Der Formarinsee und die Rote Wand sind von den Zuschauern der ORF-Sendung „9 Plätze - 9 Schätze“ am Samstagabend zum schönsten Platz in Österreich gewählt worden. Damit trägt Vorarlberg erstmals den Sieg davon.

Sendehinweis:

Die Finalshow „9 Plätz - 9 Schätze“ können Sie sieben Tage lang auf tvthek.orf.at nachsehen.

Per Telefon haben die ORF-Zuschauer am Samstag den schönsten verborgenen Ort Österreichs gekürt. Der Sieg ging dabei an den Formarinsee und die Rote Wand in Vorarlberg. Damit setzte man sich vor der Schneebergbahn in Puchberg (Niederösterreich) durch. Rang drei belegte die Longa im Biosphärenpark Lungau in Salzburg. Bei der ersten Austragung 2014 hatte der Grüne See im steirischen Tragöß die meisten Stimmen auf sich vereinen können.

Abmessungen schwanken

Am Ende des Zugertals, inmitten des Lechquellengebirges, liegt auf 1.793 Metern Seehöhe der Formarinsee. Der Hochgebirgssee ist natürlichen Ursprungs – jedes Jahr bildet er sich aufs Neue aus dem anfallenden Schmelzwasser. Seine Abmessungen schwanken darum sehr: In der Regel ist der See 500 Meter lang, bis zu 400 Meter breit und maximal 17 Meter tief. „Formarin“ ist ein vor-deutscher Großflur-Name für eine jahrhundertealte, als Alpgebiet genutzte Kulturlandschaft.

Unterirdisch Wasserscheide überwunden

Gleich beim ersten Blick auf den Formarinsee fällt auf, dass der See keinen oberflächlichen Abfluss besitzt. Er entwässert unterirdisch über ein Karsthöhlensystem. Nur ein Teil des Wassers fließt zum Lech und damit in die Donau.

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Vorarlberg hat den schönsten Platz

Bei der Show „9 Plätze - 9 Schätze“ am Samstagabend setzte sich der Formarin-See mit der roten Wand gegen die anderen acht Konkurrenten durch.

Markierungsversuche in den 1950er Jahren haben eine erstaunliche Tatsache belegt: Nach sechs bis sieben Tagen erreicht das Wasser, das unterirdisch aus dem Formarinsee abfließt, die Quellbäche des Marulbaches im Großen Walsertal. Damit überwindet es unterirdisch – unter der Roten Wand hindurch – die Europäische Wasserscheide. „Es will nicht zur Donau, sondern fließt zum Rhein“, sagt Geologe Georg Friebe.

Anreise:

  • Mit dem Zug bis St. Anton oder Langen am Arlberg, Bus nach Lech, von dort Wanderbus bis Formarinsee
  • Mit dem Auto: Von Lech nach Zug, weiter auf der Mautstraße zur Formarinalpe (eingeschränkt befahrbar – es verkehren Wanderbusse).

Nur eine Straße führt ins Paradies

Erschlossen ist die alpine Landschaft rund um den Formarinsee nur durch eine Mautstraße von Lech aus – an allen anderen drei Seiten ist der See von hohen Bergen umgeben. Die Gipfel in unmittelbarer Umgebung erreichen Höhen jenseits von 2.500 Metern.

Einer dieser Gipfel ist die Rote Wand. Mit ihren 2.704 Metern thront sie über dem Formarinsee und ist damit zwar nur der zweithöchste, aber der eindrucksvollste Gipfel im Lechquellengebirge. Die Rote Wand erhebt sich zwischen der Gemeinde Sonntag-Buchboden (Großes Walsertal) im Norden und Dalaas (Klostertal) im Süden.

Ihr Name kommt nicht von ungefähr: Er bezieht sich auf ein markantes Band aus rotem Kalk, der so genannten „Adnet-Formation“. Diese Gesteinsschicht ist reich an Ammoniten und damit Zeugnis dafür, dass das Gebiet um die Rote Wand vor 145 Millionen Jahren ein tropisches Meer war. Noch heute kann man die versteinerten Gehäuse der Tintenfisch-Verwandten bestaunen.

Ziel für Wanderer und Freizeitsportler

Mit ihrer perfekten Gesteinsschichtfolge von Mitteltrias bis Kreide – also von rund 100 Millionen Jahren Erdgeschichte – lässt die imposante Südwand aber nicht nur die Herzen von Geologen höher schlagen. Auch auf begabte Alpinkletterer wie den Vorarlberger Beat Kammerlander übt sie einen besonderen Reiz aus. Spektakuläre Routen mit Namen wie „Freedom“ (Freiheit) und „Sangre de Toro“ (Stierblut) führen im oberen Bereich im zehnten Schwierigkeitsgrad bergauf.

Buchhinweis:

ORF: „9 Plätze - 9 Schätze: Auf den Spuren von Österreichs verborgenen Schätzen“. Kral-Verlag, 176 Seiten, 24,90 Euro.

Gewaltige Berge, ein idyllischer See, traumhafte Panoramen und die mittendrin gelegene Freiburger Hütte machen das Gebiet rund um Formarinsee und Rote Wand zum Paradies für Wanderer und andere Freizeitsportler. Seit ihrer Besteigung durch den Vorarlberger Alpin-Pionier John Sholto Douglass im Jahr 1867 gilt die Rote Wand als anspruchsvolles Wanderziel.

Die Routen können von den Alpen Laguz und Klesenza im Großen Walsertal, von der Freiburger Hütte und vom Formarinsee gestartet werden. Sie alle münden in der sehr steilen und kräfteraubenden Nordwestflanke und führen zu guter Letzt in leichter Kletterei über den Nordgrat zum Gipfel. An der Nordseite ist noch ein kleiner, fast schon zur Gänze abgeschmolzener Gletscher eingelagert.

Heimat für über 400 Steinböcke

Wer sich den Weg auf die Rote Wand nicht zutraut, der findet in der direkten Umgebung zahlreiche Alternativen – vom Spaziergang am See über leichtere Bergtouren bis hin zur Wanderung ans „Steinerne Meer“. Diese alpine Karsthochfläche bietet 200 Millionen Jahre alte Zeugnisse der maritimen Vergangenheit: versteinerte Korallenstöcke, Schalen von Muscheln, Ammoniten u.v.m. sind dort zu bewundern.

Auch für Beobachter der lebenden Fauna hat das Lechquellengebirge viel zu bieten: Es beheimatet unter anderem eine der größten Steinbockkolonien Europas. Über 400 Steinböcke leben hier in Rudeln.

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