Islambeauftragte: Konflikte sind Chancen

Wie kann das Zusammenleben von Menschen verschiedenen Glaubens in Europa und in Vorarlberg gelingen, gerade auch, wenn weltpolitisch ein rauher Wind weht. Mit dieser Frage beschäftigt sich Aglaia Mika, die Diözesanbeauftragte für den Islam im Samstaginterview.

Aglaia Mika, ist seit Oktober gemeinsam mit Ursula Rapp die Islambeauftragte der Diözese Feldkirch. Im Samstag-Interview von Radio Vorarlberg spricht Mika mit Jürgen Peschina über den Wirbel, den das neue Islamgesetz verursacht hat, das Misstrauen, dass sich etwa in Pegida-Demonstrationen ausdrückt und ihre Zuversicht zur Integration von Muslimen.

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Islamgesetz: Überarbeitung angebracht

Mika begrüßt die Erneuerung des Islamgesetzes. Das Gesetz sei mit über 100 Jahren veraltet gewesen. Wenn es nun nicht mehr möglich ist, dass Imame aus der Türkei ihre Gemeinden in Österreich betreuen, sei das eine unglaubliche Umwälzung, die sicher nicht nur angenehm für die türkische Religionsbehörde sei.

Schwieriger werde es, wenn Imame Deutsch lernen müssen und mit der komplexen sozialen Situation konfrontiert werden. „Ihre Gemeindemitglieder sprechen vielleicht gar nicht mehr fließend Türkisch, weil sie in dritter Generation in Vorarlberg leben“, so Mika. Deshalb glaube sie, es wäre überhaupt eine Überarbeitung der Vorgangsweise angebracht. Das sei vielleicht ein Zeichen der Zeit.

Mika: Begegnungen werden konfliktreicher

Die Vorfälle auf internationaler Ebene - der IS, die Anschläge von Paris und Kopenhagen - griffen sehr ins Zusammenleben in Vorarlberg ein, räumt Mika ein. Der Kontakt zwischen Muslimen und der Mehrheitsbevölkerung werde dadurch ziemlich konfliktreich.

Es sei gar nicht angenehm für viele Muslime im Moment im Land zu sein, „weil sie einfach sehr selbstverständlich von manchen Menschen mit dem Terror, mit dem Islamischen Staat identifiziert werden. Und ich denke, da tut man einem ganz, ganz, ganz hohen Prozentsatz sehr großes Unrecht“, warnt Mika.

Ablehnung hinterfragen

Unter den vielen Ausländern mit verschiedenen Muttersprachen würden die türkischen Menschen nicht so willkommen geheißen. Da sei eine bestimmte Kultur dahinter, die sich über Jahre geprägt habe und diese müsste hinterfragt werden.

Zur bevorstehenden PEGIDA Demonstration in Bregenz meint Mika, es sei schwer zu sagen, wie sie verlaufen werde. „Es gibt sicher Menschen, die lieber keine islamischen Mitbürger in Vorarlberg hätten, die gibt’s. Es gibt auch sehr, sehr viele Menschen, die sehr offen sind“, so Mika wörtlich. Das habe sich im Jänner beim Friedensgebet in Dornbirn gezeigt. Mika sagte, sie habe häufig den Wunsch gehört, man sollte so etwas öfter machen. Es sei sehr wichitg zusammen für den Frieden aufzustehen.

Konflikte als Chancen

Mika glaubt, das Konflikte auch immer großen Chancen sind. Im Moment würden alle wachgerüttelt. In den Vereinen auf muslimischer Seite werde derzeit vor allem Integrationsarbeit geleistet, mehr Öffnung in Richtung Bevölkerung und Pfarreien werde angestrebt. Somit könne man etwas Gutes daraus machen. Das sei auch ihre Arbeit, so Mika.

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