Beurteilungs-„Bibel“ stammt aus Vorarlberg

Klassische Schulnoten werden in den Volksschulen immer seltener. Ein in Vorarlberg entwickeltes verbales Beurteilungsmodell wird jetzt österreichweit immer öfter kopiert. Landeschulinspektorin Karin Engstler spricht von einer Beurteilungs-„Bibel“.

Die Broschüre hat 50 Seiten und trägt den Titel „Alternative Leistungsfeststellung und -beurteilung“. Es geht darin um einen individuellen und somit genaueren Blick auf die Leistungen jedes einzelnen Kindes. Die Broschüre enthält unter anderem genau beschriebene Lernziele, einen Leitfaden für das Eltern-Kind-Lehrergespräch oder eine Vorlage für die Dokumentation des Lernverlaufes.

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Beitrag von Stefan Krobath, Manfred Abel und Ingo Hammerer. Sie sehen Karin Engstler, Josef Schreiber, Eva Schreiber und Maria Amann.

109 Schulversuche in 167 Volksschulen

Die Landesschulinspektorin für Pflichtschulen, Karin Engstler, freut sich, dass immer mehr Vorarlberger Volksschulen diese Alternative zur Notengebung anwenden und dass die Vorlage auch in anderen Bundesländern auf großes Interesse stößt: „Fast könnte man sagen, dass das eine Bibel für die alternative Leistungsfeststellung und -beurteilung ist.“ 30 Lehrerinnen und Lehrer, Direktorinnen und Direktoren hätten mitgearbeitet. Jetzt gelte es, die Qualität alternativer Beurteilungsformen daran zu messen und zu verbessern.

In 109 Volksschulen in Vorarlberg finden bereits Schulversuche mit verbalen Beurteilungen statt, insgesamt gibt es in Vorarlberg 167 Volksschulen - mehr dazu in Immer mehr Volksschulen ohne Schulnoten. Nach 25 Jahren immer noch von einem Schulversuch zu sprechen, findet allerdings auch die Landesschulinspektorin eigenartig. Der Vorteil dieser Vorgehensweise liegt auf der Hand: Schulversuche kosten kaum etwas, und schleichend setzt sich durch die Hintertüre ein neues System durch.

Engstler hofft auf offiziell genehmigte Modelle

Positiv beurteilt wird dieser Wandel etwa durch die Hohenemser Volksschullehrerin Maria Amann. Während bei klassischen Schulnoten nur die Gesamtleistung anhand einer Ziffer widergegeben werden kann, spiegle eine Leistungsbeurteilung auch die verschiedenen Teilbereiche wieder. Amann nennt als Beispiel das Fach Deutsch und die Teilbereiche Lesen, Schreiben und Sprechen. Landesschulinspektorin Engstler hofft ihrerseits, dass die Bundesregierung die sogenannten Schulversuche endlich in offiziell genehmigte Modelle umwandelt.