„Die Todesangst hat das Animalische geweckt“

Jene 65-jährige Vorarlbergerin, die von der in Brand geratenen Fähre „Norman Atlantic“ geborgen werden konnte, hat am Dienstagnachmittag das Krankenhaus in Süditalien verlassen. Ihr Sohn schildert den Ablauf des Unglücks.

Die Frau war nach ihrer Rettung am Montag mit einer starken Unterkühlung ins Krankenhaus der süditalienischen Kleinstadt Galatina nahe der apulischen Hafenstadt Lecce eingeliefert worden. Sie sei mitgenommen, aber gesundheitlich wohlauf, sagten die Ärzte anlässlich ihrer Entlassung.

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Beitrag von Birgit Hackspiel und Stefan Haberbosch. Sie sehen Mustafa Hazir.

Der 35-jährige Sohn der in Dornbirn lebenden Frau war etwas später geborgen worden und befindet sich nach wie vor auf dem Marineschiffs „San Giorgio“. Die beiden hatten zusammen Verwandte in Istanbul besucht und befanden sich zum Zeitpunkt des Unglücks auf der Heimreise. Das Marineschiff „San Giorgia“ soll am Dienstagabend in der apulischen Hafenstadt Brindisi eintreffen.

Chaotische Szenen an Bord

Mustafa Hazir, ein weiterer Sohn der 65-Jährigen, ist mittlerweile aus Dornbirn angereist. „Meiner Mutter geht es den Umständen entsprechend gut. Sie ist aber noch mitgenommen. Sie hat einen großen Schrecken erlebt“, sagte der 41-Jährige der APA. Sie sei in der Nacht durch Rauch an Bord geweckt worden. „In Panik sind die Passagiere aufs Deck gerannt, viele waren in Pyjamas, einige hatten nur Socken an, oder waren sogar barfuß. Stunden lang standen sie frierend auf dem Deck. Es gab keine Decken. Viele Passagiere mussten 36 Stunden lang ohne Wasser und Lebensmittel ausharren“, so Hazir weiter.

Auf dem Schiff sei es daraufhin zu chaotischen Szenen gekommen. So habe es Raufereien gegeben, „weil einige Männer älteren Menschen, Kindern und Frauen bei dem Rettungseinsatz nicht den Vorrang geben wollten. Die Todesangst hat das Animalische im Menschen geweckt“, berichtet Hazir. Wegen der hohen Wellen sei die Rettungsaktion sehr schwierig gewesen - mehr dazu in Beide Vorarlberger von Unglücksfähre geborgen.

Schon 13 Todesopfer

Neben den beiden Vorarlbergern waren drei weitere Österreicher an Bord der „Norman Atlantic“. Zwei Tiroler und ein Salzburger konnten ebenfalls lebend geborgen werden. Die Anzahl der Todesopfer ist indes auf 13 angestiegen. Wie viele Menschen sich tatsächlich an Bord der Fähre befanden, ist nach wie vor unklar. Ebenso unklar ist, warum sich am Sonntag überhaupt ein Feuer auf der „Norman Atlantic“ ausbreiten konnte - mehr dazu in Suche nach Opfern wird fortgesetzt.