Durch Ärzte-Hopping zu Antibiotika für Kinder

Um ein Antibiotikarezept für ihr Kind zu bekommen, pilgern einige Eltern von Arzt zu Arzt. Das sagt der Fachgruppenobmann der Kinderärzte, Armin Winder. Dabei seien Antibiotika bei den meisten Infektionen wirkungslos. Winder wünscht sich von Eltern mehr Geduld beim Heilungsverlauf.

In Österreich werden zu viele Antibiotika verschrieben. Darauf wies das nationale Referenzzentrum für Antibiotikaresistenz diese Woche hin - mehr dazu in Zu viele Antibiotika verschrieben. Häufig sind es die Patienten selbst, die nach einem Antibiotikarezept verlangen. Auch einige Eltern übten diesbezüglich Druck auf die Ärzte aus, sagt der Kinderärzte-Fachgruppenobmann Winder.

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Dabei wirken Antibiotika laut Winder nur bei bakteriellen Infektionen. 80 Prozent aller Infektionen würden jedoch durch Viren ausgelöst. Aus ärztlicher Sicht könne die Unterscheidung von viralen und bakteriellen Infektionen jedoch sehr schwierig sein. Im Zweifelsfall werde zum Schutz des Kindes ein Antibiotikum verschrieben, erklärt Winder. Manchmal sei der Umgang der Ärzte auch zu leichtfertig - zum Beispiel wenn auch bei banalen Infekten zu einer Antibiotikabehandlung geraten werde.

Generell seien Antibiotika aber sehr wertvolle Medikamente. Jedoch sollten sie gezielt und im richtigen Moment eingesetzt werden.

Winder: Heilung auf Knopfdruck erwünscht

Während einige Eltern Antibiotika möglichst vermeiden wollen, bestünden andere regelrecht darauf, so Winder. Manche würden sogar Ärzte-Hopping betreiben - also von Arzt zu Arzt pilgern, bis sie das gewünschte Rezept erhalten. Grund dafür sei häufig unsere Hochleistungsgesellschaft, analysiert Winder: Selbst Kinder müssten funktionieren - notfalls auch durch Medikamente. Dass durch Antibiotika der Alltag wieder auf Knopfdruck bewältigt werden könne, sei aber ein Trugschluss, so Winder.

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Audio: Beitrag von ORF-Redakteurin Beatrix Spalt; zu hören ist Armin Winder, Fachgruppenobmann der Kinderärzte

Winder appelliert an Eltern, bei der Heilung von Kinderkrankheiten geduldig zu sein. Für die Reifung des kindlichen Immunsystems sei es wichtig, sich mit verschiedenen Infekten unserer Welt und Umgebung auseinanderzusetzen. Daraus erwachse ein immunologisches Gedächtnis und ein Schutz vor vielen neuerlichen Infektionen. Dazu müsse man aber Geduld an den Tag legen - das Auskurieren eines Infekts könne bis zu zehn Tage dauern.

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