Diskussion über naturnahe Landwirtschaft

Dienstagabend referierte der bayrische Landwirt Josef Braun in der Reihe „Landwirtschaft verstehen“ im ORF-Landesfunkhaus über naturnahe Landwirtschaft. Der „Bodenpapst“ kritisierte vor allem die schweren Maschinen, die heutzutage in der Landwirtschaft eingesetzt werden.

Die europäische Landwirtschaft habe sich in Habgier und Technokratie verrannt, grundlegende Naturzusammenhänge seien in Vergessenheit geraten, so Braun. Er war Dienstagabend Referent in der Vortragsreihe „Landwirtschaft verstehen“, veranstaltet vom ORF in Zusammenarbeit mit der Bodenseeakademie.

Mit Vehemenz und fundierter Kritik trat der bayrische Landwirt gegen Trends auf, die in den letzten Jahren auch in Vorarlbergs Landwirtschaft beinahe flächendeckend Einzug gehalten haben.

„Mord an Bodenfruchtbarkeit“

Die marktgängigen Riesentraktoren sind das Feindbild Nummer eins von Braun, der in Freising bei München eine gemischte Landwirtschaft betreibt. Gesunde Lebensmittel aus gesunden Böden sind das Ziel seiner Betriebsstrategie.

Braun spricht von „Mord an der Bodenfruchtbarkeit“ in Bezug darauf, dass auf unseren Äckern schwere Traktoren herumfahren. Bodenwissenschaftler könnten beweisen, dass durch diese schweren Maschinen Schäden im Unterboden bis zu einer Tiefe von 120 Zentimetern verursacht werden, so Braun. Diese könnten - wenn überhaupt - nur sehr mühselig wieder repariert werden. Er wolle nicht zurück zum Pferd, so Braun - jedoch müssten endlich innovative Techniken entwickelt werden, die den Anforderungen des Bodens gerecht werden.

Es sei auch weltweit erwiesen, dass die Überschwemmungen in gleichem Maße steigen wie das Gewicht der Traktoren, führte Braun aus.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Videobeitrag von Franz Michel Hinteregger

Braun: Harter Kampf gegen Bauernverbände

Der Traktorenkult werde von Behörden und der Kammer sogar gefördert, wusste ein Teilnehmer aus dem Publikum zu berichten. In Lauterach etwa gebe es im Ried eine 12-Tonnen-Begrenzung. Trotzdem würden Bauern Jauchefässer mit 24 Tonnen Gesamtgewicht verwenden. Bauern, Politiker und Landwirtschaftskammerräte würden hier eine Ignoranz an den Tag legen und „solche Sachen auch noch fördern“, so eine Publikumsstimme.

Wer sich für eine naturnahe Landwirtschaft einsetzt, müsse sich auf einen lebenslangen und harten Kampf vor allem gegen Bauernverbände einstellen, bestätigte Braun. In der Landwirtschaft gehe es nämlich vor allem um Leistungssteigerung - in Bayern und auch in Österreich.