Türkischstämmige Wähler: Viel Interesse an Wahl

Unter den knapp 269.000 Vorarlberger Wahlberechtigten bei der Nationalratswahl am Sonntag sind auch einige tausend mit Migrationshintergrund, großteils Türkischstämmige. Ihr Interesse daran, zu wählen, ist gestiegen.

Unter den Wählern mit Migrationshintergrund sind die Türkischstämmigen die größte Gruppe, von den rund 34.000 in Vorarlberg lebenden haben etwa 22.000 die österreichische Staatsbürgerschaft und sind somit wahlberechtigt. Von den wahlberechtigten Türkischstämmigen ist die Hälfte unter 18 Jahre alt. Bis vor kurzem gab es eher wenige belastbare Daten, wie groß das Interesse dieser Gruppe an der Wahl ist, schon gar nicht speziell für Vorarlberg. Diesmal ist das anders - die „Union der Europäischen Türkischen Demokraten“ hat auch in Österreich ein Projekt zur Wahl gestartet und gut 6.000 Türken in ganz Österreich befragt. Daraus geht hervor: die Türkischstämmigen, vor allem die jüngeren, sind politisch sehr interessiert, etwa 65 Prozent oder über 6.500 wollen diesmal zur Wahl gehen.

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Sie sehen einen Beitrag von Magda Rädler.

Kandidaten wichtiger als Partei

Die parteipolitische Zuordnung hängt stärker an der Person der Kandidaten als an deren Partei: wenn der Kandidat bekannt ist, wenn er sich für Anliegen der Türken eingesetzt hat, dann ist das ausschlaggebender für die Wahlentscheidung als so manche inhaltliche Position.

Bei den bevorzugten Parteien werden das BZÖ und die Freiheitlichen werden naturgemäß weniger genannt, ansonsten hängt es stark vom Ausmaß der religiösen Bindung ab: es gibt laut der Befragung der Union der Europäischen Türkischen Demokraten den Trend, dass die säkularen Alewiten - sie stellen etwa 20 Prozent der Türkischstämmigen in Vorarlberg - eher zur SPÖ und - vor allem, wenn sie Kurden sind - zu den Grünen tendieren; die Sunniten, die den Großteil der Türken in Vorarlberg stellen, sind großteils ÖVP-Wähler.

Nach Angaben des Integrationsexperten Attila Dincer hängt das auch damit zusammen, dass vielen Türken Werte wie Familie, Kinder, Tradition sehr wichtig sind, und das verbinden sie eher mit der ÖVP. Die Grünen haben laut Dincer ihren früheren Bonus bei den Türkischstämmigen ein wenig verspielt, vor allem deshalb, weil die anderen Parteien in Bezug auf die Migranten als Wählerschicht nachgezogen hätten.

Werbung für türkischstämmige Kandidaten

Auftritte von Spitzenkandidaten in Moscheen oder Vereinen nehmen laut Attila Dincer schon seit einiger Zeit eher ab. Dafür sind die jeweiligen türkischstämmigen Kandidaten umso aktiver. Die türkischen Zeitungen in Österreich sind voll mit Inseraten, auf denen der Kandidat mit Parteichef zu sehen ist, und es wird um Vorzugsstimmen für „unseren Kandidaten“ geworben.

Darauf ist laut Dincer auch in den politischen Seminaren aufmerksam gemacht worden, die es heuer erstmals in den Moscheen gab: die Hauptbotschaft dort sei der Aufruf gewesen, zur Wahl zu gehen, die türkischstämmigen Kandidaten per Vorzugsstimme zu unterstützen, es habe aber keine Wahlempfehlungen für bestimmte Parteien gegeben. Und die Parteien selbst sagen - zumindest in Vorarlberg - es habe keine speziellen Werbeinitiativen in Richtung Migranten gegeben.

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