Bohrung St. Gallen: Menschenleben in Gefahr

Es habe sich um eine „absolute Notsituation“ gehandelt, sagte Ivo Schilling, Chef der St. Galler Stadtwerke. Menschenleben seien in Gefahr gewesen. Die Geothermie-Arbeiten in St. Gallen hatten am Samstagmorgen ein Erdbeben der Stärke 3,6 ausgelöst.

Die Erde hatte in der Ostschweiz am frühen Samstagmorgen gebebt St. Gallen: Erdbeben durch Testbohrungen. Die Seismographen registrierten ein Beben der Stärke 3,6, ausgelöst durch Geothermie-Arbeiten bei St. Gallen. Am Freitag war dann überraschend Gas mit großem Druck ins Bohrloch gedrungen. Um einen Austritt zu verhindern, wurden 650 Kubikmeter Wasser und schwere Bohrspülung ins Loch gepumpt.

Maßnahme hat zum Beben geführt

Im Interview mit der „SonntagsZeitung“ rechtfertigt Schillig diese Maßnahme, die den Erdstoß ausgelöst haben könnte. Es habe ein großer Schaden gedroht, der die Bohranlage hätte zerstören können, sagte er. „Auf der Bohranlage waren Menschenleben in Gefahr.“

„Wenn die Anlage durch den starken Gasdruck hochgegangen wäre, wäre wohl ein grosser Krater entstanden. Es galt, die auf der Bohranlage beschäftigten Personen zu schützen“, gab Schillig zu bedenken.

Dass man durch die Gegenmassnahmen ein Erdbeben in Kauf genommen habe, bestreitet er aber: Noch nie sei es bei einem hydrothermalen System, wie es in St. Gallen im Einsatz sei, zu einem solch schweren Erdbeben gekommen. „Die Ingenieure konnten nicht ahnen, dass es dazu kommen würde. Und sie konnten gar nicht anders handeln.“

Geothermie-Anlage St. Gallen

ORF

Krisenstab berät derzeit

Ein Krisenstab beobachtet nun die Lage und schätzt das Risiko ab, ob es zu weiteren schweren Erdbeben kommen könnte. Über einen Abbruch des Geothermie-Projekts in St. Gallen will er nicht spekulieren. „Noch halten wir es für möglich, dass wir das Projekt ohne übergroßes Risiko zu Ende führen können“, sagte er.

Vereinigung für Geothermie ortet Rückschlag

Die Schweizerische Vereinigung für Geothermie sieht in dem Vorfall einen Rückschlag für diese Technologie. Die Vereinigung fordert deshalb, jetzt gut und offen über die Risiken zu informieren, um für die Erdwärmenutzung nicht den Rückhalt in der Bevölkerung zu verlieren. Es gebe keine Energieproduktion ohne Risiko, das sei bei der Geothermie im Vergleich zu anderen Energiegewinnungsformen aber immer noch klein. Die Experten wollen in den nächsten Tagen nach Auswertung aller Daten entscheiden, ob die am Samstag gestoppte Bohrung im Sittertobel in St. Gallen fortgeführt wird oder nicht.

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