Rechtsstreit um Oldtimer-Restaurierung

Um die Restaurierung eines Oldtimers ist ein Rechtsstreit zwischen einem Kunden und dem Oldtimer-Museum in Dornbirn entbrannt. Ein Liechtensteiner Rechtsanwalt erstattete laut Wirtschaftspresseagentur Strafanzeige wegen angeblich nicht korrekter Renovierung des Oldtimers.

Im Umfeld des Rolls-Royce Museums in Dornbirn-Gütle, das seit über zwölf Jahren von der Familie Franz Vonier betrieben wird, gab in jüngster Zeit eine Klage, einen Konkurs und eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Feldkirch wegen des Verdachts des Betruges, berichtet die Wirtschaftspresseagentur.

Der Hintergrund: Der Liechtensteiner Rechtsanwalt und Oldtimer-Liebhaber Norbert Seeger von der Brainwork Int. Est. in Vaduz übergab nach eigenen Angaben im Jahr 2005 einen Bentley MK6 (Baujahr 1947) der ebenfalls in Dornbirn-Gütle angesiedelten Vonier Motors GmbH zur Restaurierung. Dieses Unternehmen gehört Geschäftsführer Bernhard Vonier, einem Sohn von Museums-Gründer Franz Vonier. Bernhard Vonier hält wie auch seine Geschwister Johannes und Franz-Ferdinand sowie seine Eltern (jeweils) 20 Prozent an der Rolls-Royce Museum Franz Vonier GmbH in Dornbirn-Gütle. Seeger hat das genannte Fahrzeug vorher von Franz Vonier gekauft.

Klage gegen Vonier Motors GmbH

Wie Norbert Seeger auf Anfrage der Wirtschaftspresseagentur.com erklärte, habe die Vonier Motors GmbH in den Jahren 2005 und 2006 Restaurierungsarbeiten an dem Oldtimer vorgenommen und dafür knapp 220.000 Euro erhalten. Nach der Übernahme des Fahrzeuges im Jahr 2007 habe man festgestellt, dass das Fahrzeug „nicht fachgerecht“ restauriert worden sei. Weil die Vonier Motors GmbH nicht bereit gewesen sei, die „gravierenden Mängel“ wieder zu beheben oder die geleisteten Zahlungen zurückzugeben, habe man die Vonier Motors GmbH im Juli 2007 am Landesgericht Feldkirch auf Rückzahlung geklagt, so Seeger.

Im Zuge des Verfahrens seien durch ein Gutachten weitere „über weite Bereiche umfangreiche Mängel“ zutage getreten, die zum Teil auch die Fahrsicherheit betroffen hätten. Bei einem von der Vonier Motors GmbH vorgebrachten Gegengutachten des englischen Kfz-Spezialunternehmens Ristes Motor Company bestehe zudem der Verdacht, dass es sich um eine Fälschung handelt, sagte Seeger. Immerhin habe der englische Gutachter Steve Lovatt von der Ristes Motor Company in einer eidesstattlichen Erklärung mitgeteilt, dass dieses Gutachten nicht von ihm stamme.

Ehemalige Vonier Motors GmbH stellt Konkursantrag

Ende September 2011 hat die ehemalige Vonier Motors GmbH, die mittlerweile in EARUMEHR GmbH umbenannt wurde, dann gemäß Insolvenzdatei einen Konkursantrag am Landesgericht Feldkirch gestellt, das Verfahren wurde eröffnet. Damit wurde auch das anhängige Gerichtsverfahren unterbrochen.

Wenige Monate vor dem Konkursantrag benannte Bernhard Vonier das Unternehmen noch in EARUMEHR GmbH um. Beinahe zeitgleich gründete Bernhard Vonier in Salzburg ein neues Unternehmen mit dem Namen Automobil Raum Zeit Salzburg GmbH. Lukas Pfefferkorn, der Masseverwalter der insolventen Vonier Motors GmbH (respektive EARUMEHR GmbH), erklärte auf Anfrage, dass derzeit mehr als 430.000 Euro an Forderungen angemeldet seien, wobei ein Großteil auf die Firma Brainwork (Norbert Seeger) entfallen würde. Diese Forderung, verbunden mit einer anderen großen Forderung eines Gläubigers, werde er voraussichtlich anerkennen. Nach heutigem Kenntnisstand müsse man jedoch davon ausgehen, dass die Quote in dem Verfahren in Richtung Null gehe.

Die Hauptforderungen gegenüber der Earumehr GmbH werden laut Johannes Vonier von seinem Bruder bestritten. Sie stammten aus Verfahren, in denen es kein Urteil gebe.

Strafanzeige wegen des Verdachts des Betruges

Aufgrund dieser gesamten Vorkommnisse rund um die angeblich nicht sach- und fachgerecht durchgeführte Restaurierung seines Oldtimers hat Norbert Seeger über seinen Rechtsanwalt Christian Hopp aus Feldkirch bei der Staatsanwaltschaft Feldkirch eine Strafanzeige gegen die Vonier Motors GmbH (respektive die EARUMEHR GmbH) wegen des Verdachtes des betrügerischen Handelns eingereicht. Heinz Rusch, Sprecher der Staatsanwaltschaft Feldkirch, bestätigte auf Anfrage der Wirtschaftspresseagentur das Vorliegen einer entsprechenden Strafanzeige. Die Staatsanwaltschaft prüfe die Angelegenheit derzeit, eine Entscheidung über das weitere Vorgehen sei noch nicht getroffen worden.

Schwere gegenseitige Vorwürfe

Im Gespräch mit der Wirtschaftspresseagentur.com fanden beide Seiten harte Worte für einander. „Das ist eine Betrügerbande. Mit dieser Strafanzeige wollen wir auf die Machenschaften der Familie Vonier aufmerksam machen. Wir sind von Anfang an belogen worden, das Fahrzeug wurde weder fach- noch sachgerecht restauriert“, sagte Norbert Seeger. Auch der ursprünglich mit 2.800 Arbeitsstunden angegebene Arbeitsaufwand sei schlussendlich auf über 5.000 Stunden angewachsen. Er wolle als Oldtimer-Liebhaber andere Enthusiasten davor bewahren, dass auch sie mit der Familie Vonier zu Schaden kämen.

Bernhard Vonier sei zwar offizieller Alleineigentümer der Vonier Motors GmbH und der Handwerker in dem Unternehmen und sein Bruder Johannes mache das Kaufmännische. Die Fäden ziehe jedoch deren Vater Franz Vonier. „Bei fast jedem Gespräch während der Restaurierung war Franz Vonier persönlich vor Ort federführend dabei“, so Seeger. Ihm sei klar, dass in dem Konkursverfahren vermutlich nicht viel Geld zu holen sei. Doch in Absprache mit seinem Anwalt Christian Hopp prüfe man hier auch eine mögliche Geschäftsführer-Haftung.

Vonier: „Seeger dreht Ihnen das Wort im Mund um“

Bernhard Vonier, der geschäftsführende Alleineigentümer der Vonier Motors GmbH (respektive EARUMEHR GmbH), war trotz mehrfacher Anfragen für keine Stellungnahme erreichbar. Sein in die Sache involvierter Bruder Johannes Vonier erklärte, dass es sich hier um eine „Verleumdung“ handle. „Herr Seeger ist ein Rechtsanwalt, und der dreht Ihnen das Wort im Mund um. Genau das ist hier passiert“, so Johannes Vonier. Man habe das Fahrzeug genau entsprechend der Auftragsvereinbarung restauriert.

Der Vorwurf der anschließenden Gutachten-Fälschung in dem Gerichtsverfahren sei an den Haaren herbeigezogen. Man warte jetzt einmal auf die Entscheidung der Staatsanwaltschaft. „Wenn wir uns was vorzuwerfen hätten, dann hätten wir in der ganzen Sache sicher eine andere Lösung gesucht“, so Johannes Vonier. Am 22.12. nach Veröffentlichung des Artikels fügte Johannes Vonier hinzu: „Die Anzeige von Seeger steht im Zusammenhang mit dem Gutachten des Herrn Lovatt, welches die Arbeiten als einwandfrei bescheinigen. Hier kann auf Wunsch der Staatsanwaltschaft jederzeit das Originaldokument vorgelegt werden.“

Franz Vonier, der Gründer des Rolls-Royce Museums in Dornbirn-Gütle, bestätigte, dass er Norbert Seeger den Bentley MK6 verkauft habe und dass dieser sodann das Fahrzeug an die Vonier Motors GmbH zur Restaurierung übergeben habe. Er, Vonier, habe in der Anfangsphase seinen Sohn beraten, wie das Fahrzeug zu sanieren sei. Die nunmehr insolvente Firma habe jedoch mit ihm nichts zu tun. „Der Herr Seeger wollte mit aller Gewalt diese Firma kaputt machen, eine gütliche Einigung war nicht möglich. Bei ihm spielt Geld keine Rolle. Und die Sachverständigen haben ein Naheverhältnis zu ihm, weil er in der Oldtimer-Szene eine Größe ist“, sagte Franz Vonier.

Zukunft des Rolls Royce Museums ist offen

Deshalb sehe Franz Vonier diese ganze Angelegenheit auch als indirekten Angriff auf das Rolls-Royce Museum in Dornbirn, berichtet die Wirtschaftspresseagentur. Dessen Mietvertrag in Dornbirn-Gütle läuft 2014 aus. Die Zukunft des Museums sei jedoch unabhängig von diesen Streitigkeiten offen. Denn ohne öffentliche Förderungen durch die Stadt Dornbirn sei kein wirtschaftlicher Betrieb möglich. „Wenn wir keine Geldgeber finden und die Stadt Dornbirn ihre Subventionen streicht, dann machen wir das Museum 2014 zu.“