Diskussion: Was müssen Politiker aushalten?

Die Äußerung „intelligenzbefreit“ des Feldkircher Bürgermeisters Wilfried Berchtold (ÖVP) gegenüber einer Kollegin war auch Thema im Landtag. Uneinig waren sich die Abgeordneten darüber, was man in der Politik aushalten muss.

In der Feldkircher Stadtvertretung ist es Dienstagabend zu einem Eklat gekommen. Grüne und NEOS haben den Sitzungssaal verlassen, nachdem Bürgermeister Berchtold die grüne Stadträtin Marlene Thalhammer als „intelligenzbefreit“ bezeichnet haben soll - mehr dazu in „Intelligenzbefreit“ - Eklat um Bürgermeister.

Grüne-Zadra: „Schreckt Frauen von der Politik ab“

Wie hart und persönlich dürfen politische Debatten geführt werden? Diese Frage wurde am Mittwochabend im Landtag diskutiert. Genau solche Äußerungen hätten auch Schuld daran, dass so wenig Frauen in der Politik sind, so Grünen-Abgeordneter Daniel Zadra. Dieses Verhalten schrecke Frauen ab.

ÖVP-Klubobmann Roland Frühstück verurteilte die Aussage von Berchtold, meint aber, dass alle manchmal gereizt seien. Auch er selbst habe schon Worte verwendet, die er danach bereut habe.

In der Hitze des Gefechts könne so etwas passieren, so die Freiheitliche Nicole Hosp. Es sei aber entscheidend, wie ein erfahrener Politiker damit umgeht. Berchtold sollte zumindest den Anstand haben, sich zu entschuldigen.

ÖVP-Hofer: „Sonst muss man den Job wechseln“

NEOS-Abgeordnete Sabine Scheffknecht sagte, sie habe in der Politik persönliche Untergriffe erlebt, die sie zuvor nicht in der Berufswelt erfahren habe.

Dazu meinte ÖVP-Abgeordneter Albert Hofer, wenn Scheffknecht den heftigen Schlagabtausch nicht aushalte, müsse sie den Job wechseln oder „etwas mit Wattestäbchen machen“.

ÖVP-Rüscher: „Primitive Aussage“

ÖVP-Frauenvorsitzende und zweite Landtagsvizepräsidentin Martina Rüscher sprach bezüglich Berchtold von einer „primitiven Aussage“. Entgleisungen solcher Art, egal ob sie von einem Mann oder einer Frau kommen, seien ganz klar zurück zuweisen, sagte Rüscher: „Solche primitiven Aussagen sagen nichts über die Person aus, an die sie gerichtet sind, sie sagen aber sehr viel über die Person aus, die das gesagt hat. Wahrscheinlich mehr als ihnen lieb ist“.

Solche Aussagen hätten nichts mit einer Haltung gegenüber Frauen in der ÖVP zu tun, so Rüscher. Die Frauen und Männer im ÖVP-Klub würden sich gegenseitig mit großer Wertschätzung gegenübertreten.

Keine Stellungnahme des Landeshauptmannes

Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) wollte auf Anfrage des ORF zu diesem Thema keine Stellung nehmen.