Alt-Landeshauptmann Sausgruber wird 70

Alt-Landeshauptmann Herbert Sausgruber (ÖVP) feiert am Sonntag seinen 70. Geburtstag. 14 Jahre lang leitete er die Geschicke des Landes, seit seinem Rückzug 2011 hat er sich nicht mehr zur Tagespolitik geäußert.

Seine Pension verbringe er vor allem mit lesen, sagte Sausgruber der APA. Ethische und europäische Themen scheinen es dem Ex-Politiker angetan zu haben. Einen Aufsichtsratsposten oder dergleichen nahm er nach seiner politischen Karriere nicht an, stattdessen verbringt er seine Zeit lieber mit seinen Enkeln oder engagiert sich ehrenamtlich beim Sozialprojekt „Elijah“ von Pater Georg Sporschill. Es gehe ihm „absolut gut“, so Sausgruber: „Ich habe schon einen beachtlichen Zugewinn an Zeit und Autonomie, seit ich in Pension bin.“

Herbert Sausgruber 70. Geburtstag

APA/Georg Hochmuth

Genießt die Pension in vollen Zügen: Alt-Landeshauptmann Herbert Sausgruber

Politiker mit hohem Ansehen

Sausgruber war 2011 überraschend zurückgetreten und hatte damit den Weg für den damaligen Landesstatthalter Markus Wallner (ÖVP) freigemacht. Der Schritt habe ihm keine großen Schwierigkeiten bereitet. Er habe nicht mehr die notwendige „Spannkraft“ gehabt und zudem mit Wallner einen Nachfolger gehabt, „der das kann und sehr gut macht.“

Während seiner Zeit als Landeshauptmann war Sausgruber der bekannteste und beliebteste Politiker in Vorarlberg. Seine offene und freundliche, gleichzeitig aber zurückhaltende Art, verbunden mit Härte in der Sache, brachte ihm das Ansehen seiner Landsleute. Kritiker sahen in ihm allerdings einen Verwalter und weniger einen Gestalter.

Seit 1972 im Landesdienst

Der studierte Jurist war am 2. April 1997 zum Landeshauptmann aufgestiegen. Schon seit 1972 stand er im Landesdienst, ab 1975 war er Gemeindevertreter in Höchst. 1979 kam Sausgruber in den Landtag, wo er schon zwei Jahre später zum Klubobmann der ÖVP aufstieg. Ab 1986 war er Landesparteiobmann, ein Posten, den er bis März 2012 bekleidete. Seit 1989 saß Sausgruber auch in der Landesregierung. Im Mai 1990 wurde er schließlich Landstatthalter unter Landeshauptmann Martin Purtscher (ÖVP).

Herbert Sausgruber 70. Geburtstag

APA/Dietmar Stiplovsek

2011 übergab Landeshauptmann Sausgruber an Markus Wallner

Als Landeschef pochte Sausgruber auf die größtmögliche Eigenständigkeit Vorarlbergs und richtete dem Bund wiederholt aus, man möge nicht bei der Arbeit stören. Bei seiner ersten Landtagswahl als Landeshauptmann verlor er 1999 zwar die absolute Mehrheit der Wählerstimmen, holte selbige aber 2004 wieder zurück.

Anspruch: „Politik der Mitte“

Sein eigener Anspruch war eine „Politik der Mitte“. Das Spektrum reichte dabei vom Einsatz für Pflege- und Familienleistungen bis zu einem Gesetz, das den Bau von Minaretten erschweren sollte. Letzteres beschloss man gemeinsam mit der FPÖ. 2009 verabschiedete Sausgruber die Freiheitlichen dann aus der Landesregierung, nachdem FPÖ-Chef Dieter Egger mit seinem „Exiljuden-Sager“ für Schlagzeilen gesorgt hatte. Sausgruber steht noch heute zu dieser Entscheidung. Der Alt-Landeshauptmann ist verheiratet und ist Vater zweier Söhne und einer Tochter.