Politischer Neuanfang in Schnepfau

Mit dem 35-jährigen Landwirt Robert Meusburger ist es in Schnepfau nach den Gemeindewahlen im letzten Jahr zu einem politischen Neuanfang gekommen. Er übernahm das Ruder, nachdem eine geplante Kiesgrube die Gemeinde in zwei Lager gespalten hatte.

Nach den Gemeindewahlen im Vorjahr war in Schnepfau politisch nichts mehr, wie es vorher war. Meusburger startete gleich mit fünf neuen Gemeindevertretern in die Legislaturperiode. Viele der früheren Gemeindevertreter samt Bürgermeister Josef Moosbrugger mussten den Hut nehmen. Das Projekt Kiesgrube hatte die Volksseele in Schnepfau zum Kochen gebracht - die Gemeindevertretung wurde fast komplett abgewählt - mehr dazu in Spannende Ergebnisse in kleinen Gemeinden (vorarlberg.ORF.at)

Robert Meusburger Bürgermeister Schnepfau

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Bürgermeister Robert Meusburger ist Landwirt, verheiratet und hat zwei Kinder. Er wollte schon immer in der Gemeinde mitgestalten - nun hat er die Möglichkeit.

„Fühle mich wohl im Amt“

Ein Jahr danach sagt Meusburger, er fühle sich in der Rolle als Bürgermeister sehr wohl. Er habe ein gutes Team hinter sich, alle seien sehr motiviert. Ein Vorteil sei auch, dass nicht nur er, sondern fast die gesamte Gemeindevertretung neu im Amt sei, so könnten sich alle auf Augenhöhe treffen, meint Meusburger.

Kiesgruben-Projekt bleibt Thema

Das Kiesgruben-Projekt der Firma Rüf beschäftigt die Gemeinde aber weiterhin. „Persönlich stehe ich dem Projekt skeptisch gegenüber - auch ich habe damals bei der Unterschriften-Aktion gegen die Kiesgrube unterschrieben“, sagt Meusburger. Jetzt als Bürgermeister versuche er, ohne Emotionen an die Sache heranzugehen. Derzeit habe er keine Kenntnisse, was die Firma Rüf vorhabe. Eine neuerliche Vorstellung des Projektes in der Gemeindevertretung wurde laut Meusburger kurzfristig vor Weihnachten von der Firma Rüf abgesagt. Sobald er etwas auf dem Tisch habe, werde die Sache in der Gemeindevertretung diskutiert, sagt Meusburger, und dann werde man weitersehen.

Rüf hat weiter Interesse

Fakt ist, die Firma Rüf hat weiter Interesse an einer Kiesgrube in Schnepfau. Ein spruchreifes Projekt liege derzeit aber nicht vor, sagt Christoph Rüf gegenüber dem ORF. Bei der Bezirkshauptmannschaft heißt es: Stand sei wie vor 1,5 Jahren, damals habe es Vorgespräche in Sachen Kiesgrube gegeben. Ein Antrag des Betreibers liege aber bis jetzt nicht vor. Die Pläne der Firma Rüf hatten damals viel Staub aufgewirbelt. Auf einer Fläche von 90.000 Quadratmetern sollte in den nächsten 20 Jahren Kies abgebaut werden - mehr dazu in Widerstand gegen geplanten Kiesabbau (vorarlberg.ORF.at; 13.10.2014).

Feuerwehrhaus Schnepfau

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Das Feuerwehrhaus in Schnepfau ist in die Jahre gekommen.

Neues Feuerwehrhaus geplant

Ein anderes großes Projekt steht bereits in den Startlöchern. Das Feuerwehrhaus der Gemeinde ist in die Jahre gekommen. Nun soll ein neues gebaut werden, am selben Platz, aber größer. Dafür werde auch eine Umlegung des Dorfbaches nötig sein, sagt Meusburger. Für Schnepfau sei es nicht nur ein Feuerwehrhaus, sondern ein Haus der Vereine, denn auch andere Vereine wie zum Beispiel die Bürgermusik sollen dort Platz finden. Veranschlagt sind 2,5 Millionen Euro. Noch in diesem Jahr soll das alte Gebäude abgerissen werden, sagt Meusburger.

Die Diskussion rund um die Zusammenlegung von Feuerwehrhäusern versteht Meusburger nicht. Das Vereinswesen - und dazu gehöre auch die Feuerwehr - sei ein Grundpfeiler einer intakten Gemeinde.

Maßnahmen gegen Einwohner-Schwund

Schnepfau hat 465 Einwohner - Tendenz abnehmend. Meusburger sieht Handlungsbedarf. „Wir müssen schauen, dass sich mehr junge Familien bei uns ansiedeln“. Diskutiert werde derzeit ein Ankauf von 4.000 Quadratmetern in Hirschau. Dort könnten dann zum Beispiel Einfamilienhäuser oder auch eine Wohnanlage gebaut werden. Auch eine Betriebsansiedlung wäre möglich, meint Meusburger. Wichtig sei ihm auch, dass der Kindergarten und auch die Volksschule, die einklassig geführt wird, weiter in Schnepfau besteht.

Flüchtlinge ein persönliches Anliegen

Ein persönliches Anliegen ist für Meusburger die Flüchtlingsthematik. Für ihn war klar, dass die Gemeinde einen Beitrag leisten muss. Nun konnte eine vierköpfige Familie aus Syrien in einer privaten Wohnung in Schnepfau Platz finden. Die Leute seien sehr aufgeschlossen, sagt Meusburger. Sie wollten sofort Deutsch lernen, da alle Caritas-Kurse völlig überfüllt seien, übernahmen kurzerhand pensionierte Lehrer den Deutschunterricht, sagt Meusburger.

Angela Ganthaler, vorarlberg.ORF.at

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