Wie gefährlich ist der Internettrend „YouNow“?

Das Internet ist um einen weiteren Hype reicher: Auf der Plattform „YouNow“ kann sich jeder selbst filmen und wird dann live im Netz übertragen. Vor allem Kinder und Jugendliche finden gefallen daran. Das bringt gewisse Gefahren mit sich.

Offiziell ist „YouNow“ erst ab 13 Jahren nutzbar. Allerdings kann sich jeder einfach anmelden und dann filmen, bei was immer er oder sie möchte: Ob beim Musikhören, Puppenspielen, Nägel lackieren und einfach beim Auf-dem-Bett-Liegen. Ansehen kann man sich die Videos auf der ganzen Welt, auch ohne Anmeldung. Wer sich anmeldet, kann zudem Kommentare hinterlassen.

Liest man diese Kommentare durch, wird schnell klar, dass „YouNow“ nicht so harmlos ist, wie es scheint. Oft werden ganz eindeutige sexuelle Anspielungen gemacht: Ein sehr junges Mädchen wird gefragt, ob sie gerade eine wilde Nacht hinter sich hat. Zwei Mädchen, kaum älter als zehn Jahre alt, werden sexuell anrüchige Komplimente gemacht.

In Pädophilenkreisen herumgesprochen

Wie gefährlich sind Plattformen wie „YouNow“ also? Klar ist: In Pädophilenkreisen hat sich die neue Plattform schon längst herumgesprochen. Wie Alexander Wachter, Ermittler im Bereich Sexualdelikte, berichtet, habe es in Vorarlberg zwar noch keine konkreten Anzeigen durch Opfer gegeben. Im Zuge einer Operation zur Bekämpfung sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen habe man aber Material gefunden, dass darauf hindeute, dass sich ein Beschuldigter auch bei „YouNow“ bediente.

Dabei ist Kindern und Jugendlichen oft gar nicht bewusst, wer da wirklich alles zusieht. Das machen sich potenzielle Täter zu Nutzen. Die Vorgehensweise ähnelt sich, sagt Wachter: Oft wird zunächst über Plattformen wie „YouNow“ Kontakt aufgenommen. Gewinnt der Täter das Vertrauen seines Opfers, lockt er es auf eine andere Plattform, wo er sein Opfer dann unter Druck setzen kann. Dergestalt nämlich, dass ihm der oder die Betroffene dann Nacktbilder oder pornografische Darstellungen übermittelt.

Dalpra: „Hohe Manipulationsfähigkeit“

Man dürfe den Kindern und Jugendlichen aber keine Schuld geben oder sie als zu naiv abstempeln, sagt Psychotherapeut Arno Dalpra. Die Pubertät und das Jung-Sein hätten eben sehr viel mit der Frage nach der Beurteilung durch andere Menschen zu tun. Und außerdem habe man es mit einer Generation zu tun, die mit Sendungen wie „Big Brother“ oder „Dschungelcamp“ aufgewachsen seien. Und dabei just jenen Exhibitionismus bei Erwachsenen kennengelernt haben, für den sie selbst kritisiert werden.

Die Kinder und Jugendlichen würden in dieser doch noch relativ neuen Medienwelt oft alleine gelassen und könnten somit leicht zu Opfern werden, so Dalpra. Denn: „Personen, die ein Interesse an Kindern und an Sexualität mit Kindern haben, haben eine hohe Manipulationsfähigkeit.“ Vor dieser Manipulationsfähigkeit müsse man die Kinder schützen. Sie selbst wüssten sehr genau, wie die Grenzen sind, meint Dalpra, „aber wenn sie manipuliert werden, haben sie keine Chance.“