Islamischer Friedhof von Altach ausgezeichnet

Der „Aga Khan Award“ ist einer der international bedeutendsten Architekturpreise. Der mit einer Million US-Dollar dotierte Preis ist am Freitagabend in Lissabon u.a. für den Islamischen Friedhof in Altach übergeben worden.

Was den „Aga Khan Award“ grundsätzlich von anderen Architekturpreisen unterscheidet, ist, dass hier nicht allein Meisterwerke der Architektur ausgezeichnet werden, sondern Bauten, die zur Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität beitragen.

Und das ist nur möglich in einer so engen Zusammenarbeit wie sie beim Islamischen Friedhof möglich wurde, freut sich Kulturlandesrat Harald Sonderegger (ÖVP), der als Präsident des Gemeindeverbands den gesamten Entstehungsprozess begleitete.

Begründung der Jury

Schlicht im Ausdruck und poetisch in der Form, bezieht der Friedhof nicht nur die natürliche Landschaft mit ein, er macht auch jeden Gedanken an Erklärung überflüssig, heißt es im Urteil der Jury.

Und weiter: "Das Projekt brachte eine multi-ethnische Gruppe von Akteuren unterschiedlichen Glaubens zusammen, um den Wunsch einer Zuwanderergemeinschaft nach der Schaffung eines Ortes zu realisieren, der mit seinem kulturell sensiblen Entwurf und seiner Ästhetik ihre spirituellen Ansprüche erfüllt und der gleichzeitig auch den Gepflogenheiten des angenommenen Landes entspricht.

Während der Friedhof den spirituellen Pluralismus betont, ist er zugleich letzte Ruhestätte einer Minorität in einer dominanten Gesellschaft", so die Jury.

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Ein Beitrag von Ingrid Bertel, Götz Wagner und Ingo Hammerer. In Interviews: Attila Dincer (bei der Eröffnung 2012), Harald Sonderegger (Kultur-Landesrat, ÖVP)

Festakt in Lissabon

Der vom Dornbirner Architekturbüro Bernardo Bader gestaltete islamische Friedhof in Altach wurde Mitte 2012 eröffnet. Am Freitag wurde der Preis in Lissabon von Aga Khan und dem portugiesischen Präsidenten Aníbal Cavaco Silva übergeben. "Freuen dürfen sich darüber alle Partner, die an der Umsetzung des Gemeinschaftsprojekts engagiert mitgearbeitet haben, betonen Integrationslandesrat Erich Schwärzler (ÖVP) sowie Kultur- und Hochbaulandesrat Harald Sonderegger ÖVP): „Für den Vorarlberger Architekten Bernardo Bader ist es ein weiterer prestigeträchtiger Preis, zu dem wir ganz herzlich gratulieren“, so die Landesräte in einer Aussendung.

Preis in Lissabon überreicht

Neben Architekt Bader waren auch Altachs Bürgermeister Gottfried Brändle, die Leiterin der Projektstelle für Zuwanderung und Integration „okay.zusammen leben“, Eva Grabherr, der Leiter der Initiativgruppe Islamischer Friedhof, Attila Dincer, und die Künstlerin Azra Akšamija nach Lissabon gereist, um den Preis für das Projekt „Islamischer Friedhof Altach“ entgegenzunehmen.

Für alle Projektpartner ist der Award eine schöne Bestätigung für die geleistete Arbeit, so Landesrat Schwärzler und Landesrat Sonderegger: „Mit dem islamischen Friedhof in Altach hat Vorarlberg seinen Ruf als international beachtetes Architekturland einmal mehr bestätigt und zugleich gezeigt, wie gut Integration gelingen kann, wenn konstruktiv und gemeinschaftlich an einem Strang gezogen wird“.

Entwicklung des Islamischen Friedhofs

Die Initiative für einen islamischen Friedhof in Vorarlberg lief 2003 an. Aufbauend auf einer im Jahr 2004 veröffentlichten Studie erarbeitete eine eigens eingerichtete Arbeitsgruppe ein Empfehlungspapier, das als Grundlage für die Errichtung diente. Unterschiedliche Projektpartner und Interessengruppen haben an der Entstehung des islamischen Friedhofs in Altach mitgewirkt.

Es ist bei diesem integrativen Prozess gelungen, auf eine kommunale Frage, welche alle 96 Vorarlberger Gemeinden betrifft, eine regionale Lösung unter dem Dach des Vorarlberger Gemeindeverbandes zu erzielen, heißt es in der Aussendung der Landesregierung. Im Frühjahr 2012 konnte der neue islamische Friedhof mit fünf Grabfeldern und rund 700 Gräbern offiziell eröffnet werden. Die Kosten für die Anlage samt Außenbauten beliefen sich auf rund 2,3 Millionen Euro.

Weltweite Anerkennung

Der Preis, der alle drei Jahre vergeben wird, ist 1977 ins Leben gerufen worden, um Baukonzepte zu ermitteln und zu ermutigen, welche die Bedürfnisse und Erwartungen von Gemeinschaften, in denen Muslime von besonderer Präsenz sind, erfolgreich in Angriff nehmen. Die Projekte müssen nicht nur architektonisch außergewöhnlich sein, sondern sollen vor allem auch die allgemeine Lebensqualität verbessern.

Neben dem islamischen Friedhof in Altach zählen ein Zentrum für Herzchirurgie im Sudan, die Revitalisierung des historischen Zentrums von Birzeit im Westjordanland, ein innovatives städtisches Infrastrukturprojekt in Marokko und der sanierte Basar von Täbris im Iran zu den Preisträgern, unter denen das Preisgeld von einer Million US-Dollar aufgeteilt wird.