Kinderbetreuung: Private Anbieter im Vormarsch

Die Prisma-Gruppe eröffnet laut Wirtschaftspresseagentur im Herbst am Dornbirner Campus die vierte Kinderbetreuungseinrichtung. Auch andere Unternehmen sollen laut IV-Geschäftsführer Burtscher Möglichkeiten für Betriebskindergärten ausloten.

Wie der zuständige Prisma-Prokurist Gero Riedmann auf Anfrage der Wirtschaftspresseagentur.com erklärte, werde am Campus Dornbirn erstmals sogar am Samstag ein Betreuungsangebot eingerichtet. Das sei gerade für Studierende und Lehrpersonal an der Fachhochschule Vorarlberg sehr wichtig.

Bislang hat Prisma die Kinderbetreuungseinrichtungen „KiMi“ in Millennium Park in Lustenau, die „KiPa“ im Interpark Focus in Röthis sowie das „Spielschlössle“ in Götzis ins Leben gerufen.

Wartelisten trotz höherer Kosten

Aktuell betreuen die drei Prisma-Einrichtungen, die zusammen mit regionalen Partnern etwa aus der Wirtschaft organisiert werden, rund 150 Kinder. Am Campus Dornbirn gebe es dann Platz für noch einmal etwa 80 Kinder.

Obwohl die Kosten für solche privaten Kinderbetreuungseinrichtungen wie jener von Prisma zum Teil deutlich höher liegen (etwa 200 Euro pro Monat für Halbtagesbetreuung) als im öffentlichen Bereich, sind die Einrichtungen ausgebucht: „Wir sind de facto völlig zu. Es gibt Wartelisten“, so Riedmann. Als Grund für diese Nachfrage nannte Riedmann die hohe Flexibilität, welche die Einrichtungen den Eltern entgegen bringen würden. So seien die Einrichtungen von Montag bis Freitag von spätestens 07.30 bis 18.00 Uhr durchgehend geöffnet, auf Wunsch gebe es auch eine Mittagsverpflegung.

Einheitlich geschlossen sei die Kinderbetreuung lediglich für drei Wochen im Sommer sowie für eine Woche zu Weihnachten, so Riedmann. Betreut werden Kinder im Alter von sechs Monaten bis zu sechs Jahren - also bis zum Eintritt in die Volksschule.

Prisma prüft weiteren Standort in Egg

Nach Angaben von Prisma-Vorstand Bernhard Ölz prüfe man derzeit einen weiteren Standort für eine überbetriebliche Kinderbetreuungseinrichtung und zwar in Egg im Bregenzerwald. „Es ist unser Ziel, dort etwas auf die Beine zu stellen“, so Ölz. Angesiedelt werden könnte die neue Einrichtung beim ehemaligen Postareal im Zentrum von Egg. Eine entsprechende Vorentscheidung soll noch heuer fallen.

Mehrere Industriekindergärten in Überlegung

Auch unter den großen Unternehmen machen sich offenbar immer mehr Betriebe Gedanken über alternative Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Wie Mathias Burtscher, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Vorarlberg (IV) erklärte, würden mehrere Industriebetriebe derzeit die Möglichkeiten ausloten, etwa Betriebskindergärten mit adäquaten Öffnungszeiten zu installieren. „Wir sehen es aber vordergründig schon als zentrale Aufgabe der öffentlichen Hand, solche Kinderbetreuungsmöglichkeiten zu bieten, von denen die Mitarbeiter in den Unternehmen tatsächlich profitieren“, so Burtscher.

Eigeninitiativen von Heron, Alpla und A.M.I.

Mehrere Vorarlberger Unternehmen habe das Heft unterdessen schon selbst in die Hand genommen. So hat das Technologieunternehmen Heron bereits 1997 eine firmeneigene Kinderbetreuung ins Leben gerufen. "Bei „Löwenzahn und Seidenpfote“ werden derzeit nach Firmenangaben 14 Kinder in Lustenau betreut. Und auch bei Alpla hat man diesbezüglich schon Nägel mit Köpfen gemacht. Dort gibt es seit 2007 die „Alpla-Kids“. Dieser Betriebskindergarten betreut derzeit etwa 55 Kinder im Alter von 15 Monaten bis zu sechs Jahren, geöffnet ist von Montag bis Freitag von 07.00 bis 17.00 Uhr. Die Kinder stammen vornehmlich von Alpla-Mitarbeitern. Der Alpla-Betriebskindergarten hat im Sommer nur drei Wochen geschlossen, zu Weihnachten sind es zwei Wochen. Nach Angaben von Alpla-Mitarbeitern ist auch diese Einrichtung von den Kapazitäten her voll.

Unterstützung durch Land Vorarlberg

Ebenfalls nicht länger auf adäquate Lösungen der öffentlichen Hand gewartet hat man in Feldkirch. Dort hat das Medizintechnik-Unternehmen A.M.I. im Jahr 2009 den Verein „MediKids“ gegründet. Der Verein betreibt eine öffentliche Kinderbetreuungseinrichtung für Kinder im Alter von einem bis fünf Jahre. Sie ist unter der Woche täglich von 7 bis 18 Uhr geöffnet. Der große Unterschied zu Einrichtungen der öffentlichen Hand: „Wir haben im Jahr nur eine Woche rund um die Weihnachtszeit geschlossen“, erklärte die zuständige Koordinatorin Regina Hopfner.

A.M.I. stellt dabei kostenlos die Räumlichkeiten im Firmensitz zur Verfügung und übernimmt die gesamte Administration. Das Land Vorarlberg bezahlt 50 Prozent der Mitarbeiter-Gehälter, weitere 33 Prozent übernimmt die Stadt Feldkirch. Es werden etwa 36 Kinder betreut, wobei es nach Angaben von Hopfner eine „ansehnliche“ Warteliste gibt. Das Land Vorarlberg und die verschiedenen Städte und Gemeinden leisten übrigens fast immer einen finanziellen Beitrag an die privaten Betreuungseinrichtung zur Unterstützung. Zumeist wird ein Teil oder die gesamten Personalkosten getragen.

Einrichtungen für Landesverwaltung und Krankenhäuser

Für Bedienstete der Landesverwaltung in Vorarlberg gibt zwei Kinderbetreuungseinrichtungen, die hinsichtlich ihrer Attraktivität bei den Öffnungszeiten für berufstätige Eltern einiges bieten: die bereits 2001 gegründete landeseigene Kinderbetreuungsstätte „Fidibus“ in der Bregenzer Weiherstraße und der Kinderhort beim LKH Feldkirch. Voraussetzung zur Inanspruchnahme dieser Einrichtungen ist, dass zumindest ein Elternteil in der Landesverwaltung oder im LKH Bregenz oder aber im LKH Feldkirch beschäftigt ist. Bei „Fidibus“ werden derzeit nach Angaben von Geschäftsführerin Birgit Gmeiner insgesamt 34 Kinder betreut im Alter von 1,5 bis sechs Jahren. Geschlossen ist lediglich in der Karwoche und eine Woche rund um Weihnachten. In den Sommermonaten sei der Kindergarten sehr gut besucht, so Gmeiner.

Auch der finanzielle Aufwand für die Eltern ist im Vergleich zu privaten Einrichtungen ein Schnäppchen: So zahlt man für eine Halbtagesbetreuung (ohne Mittagessen) pro Monat zwischen 82 und 86 Euro. Eine Ganztagesbetreuung kostet in etwa 140 Euro pro Monat (ohne Essen). Das dürfte auch mit ein Grund sein, warum es auch für den „Fidibus“ eine Warteliste gibt.

Von den Öffnungszeiten her unschlagbar ist unterdessen der Kinderhort beim LKH in Feldkirch. Dort können Mitarbeiter des LKH ihren Nachwuchs das ganze Jahr über zu Betreuung abgeben. Geschlossen ist lediglich an den Wochenenden und an Feiertagen. Betreut werden derzeit rund 80 Kinder im Alter von 18 Monaten bis zehn Jahren. Denn neben der Kleinkindbetreuung und dem Kindergarten gibt es dort auch noch einen Schülerhort. Geöffnet hat diese Einrichtung von Montag bis Freitag von 06.30 Uhr bis 17.30 Uhr. Und weil der Bedarf nach solchen Einrichtungen weiter steigt, wird dieser Kinderhort ausgebaut.

Link: