Neue Pfändertunnelröhre eröffnet

Am Montag ist die zweite Röhre des Pfändertunnels eröffnet worden. Die Festredner betonten vor allem zwei Aspekte, die die neue Röhre leisten soll - nämlich eine erhöhte Verkehrssicherheit sowie ein Rückgang an Staus.

Pfändertunnel

VLK

Die neu eröffnete Tunnelröhre.

Nach etwas mehr als vier Jahren Bauzeit ist am Montag die zweite Pfändertunnelröhre auf der Rheintalautobahn (A14) bei Bregenz feierlich eröffnet worden.

Für die verkehrsgeplagten Bregenzer ist damit ein Schritt in Richtung Entlastung getan, noch müssen sie sich aber gedulden. Denn zunächst wird der Verkehr durch die neue Weströhre rollen, die bestehende Oströhre wird generalsaniert. Der Vollbetrieb beider Röhren ist für Juni 2013 geplant. Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) und die Asfinag-Vorstände Alois Schedl und Klaus Schierhackl betonten die Bedeutung einer zweiten Röhre für die Verkehrssicherheit. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) sah die Eröffnung als „großen Meilenstein“ für die Verkehrsentwicklung Vorarlbergs.

Durchschlag im November 2009

Mit dem Bau der zweiten Röhre hatte die Asfinag im Oktober 2007 begonnen. Den Vortrieb durch das Pfändermassiv übernahm erstmals in der Geschichte des österreichischen Autobahntunnelbaus eine 2.000 Tonnen schwere Tunnelbohrmaschine. Sie fräste sich 6,6 Kilometer von Nord nach Süd durch den Berg. Rund 1,8 Mio. Tonnen Gestein förderte die Maschine zutage. Im November 2009 wurde der Durchschlag gefeiert, es folgten die Sprengung der Querverbindungen zur Oströhre und der Innenausbau des Tunnels.

Moderne Sicherheitsvorkehrungen

Die neue Röhre ist mit etlichen Sicherheitsvorkehrungen ausgerüstet.
Die Tunnelkameras können nicht nur überwachen, sondern auch detektieren. Wenn ein Fahrzeug langsamer fährt oder stehenbleibt, wird das Bild in der neuen Überwachungszentrale der Asfinag in Hohenems automatisch angezeigt. Der Operator kann dann unmittelbar reagieren und den Tunnel im Notfall sperren. Zudem gibt es Wechselverkehrstafeln, Infotafeln bei den Pannenbuchten und 1.100 LED-Leuchten, die dank ihrer längeren Lebensdauer weniger Sperrzeiten wegen Wartungsarbeiten versprechen.

Bures: Pfändertunnel als „Musterbeispiel“

Für die Asfinag handelt es sich laut Vorstand Schedl um ein sehr großes Projekt, das man pünktlich und mit 205 Mio. Euro Gesamtkosten (inklusive Generalsanierung der alten Tunnelröhre) unter den budgetierten 220 Mio. Euro abschließen werde. Der rückläufige Trend bei Verkehrstoten sei erfreulich, „aber es ist noch viel zu tun“. Daher wolle man weiter am zweiröhrigen Ausbau der österreichischen Tunnel arbeiten. Vorstand Schierhackl kündigte die Eröffnung einer Autobahnraststätte bei Hörbranz (Bezirk Bregenz) für Ende 2013 an. Verkehrsministerin Bures sah in ihrer Rede bei dem Festakt den Pfändertunnel als „Musterbeispiel“ für die Schwerpunkte ihrer Verkehrspolitik. Die Verkehrssicherheit, zu der eine zweite Tunnelröhre wesentlich beitrage sowie die Entlastung der Bevölkerung dienten bei allen Vorhaben als Maßstab. Die 205 Mio. Euro Baukosten seien „sehr viel Geld, aber gut investiert“, denn bei der Verkehrssicherheit „geht es um Menschenleben“.

Wallner: Röhre „ganz dringend gebraucht“

Landeshauptmann Wallner erklärte, Vorarlberg als dynamischer und exportorientierter Wirtschaftsraum habe die zweite Röhre „ganz dringend gebraucht“. Es handle sich daher um einen „besonderen Tag in der Verkehrsgeschichte und großen Meilenstein“ für das Land. Es stünden aber noch weitere Projekte im Land an. „Wir brauchen die Verkehrsverbindung in die Schweiz“, betonte Wallner. Die Vorarbeiten dafür seien in Vorarlberg bereits weit gediehen. Ihm sei es ein großes Anliegen, dass die weitere Planung in Absprache mit der Asfinag und dem Bund „mit großem Tempo“ weiterlaufe. Auch beim Güterbahnhof Wolfurt (Bezirk Bregenz) müsse investiert werden. Ministerin Bures sagte zu, den „Lückenschluss“ zum Schweizer Verkehrsnetz anzugehen.

Erste Auto-Durchfahrung in der Nacht auf den 26. Juni

Die Pfänder-Oströhre wurde vor rund 32 Jahren in Betrieb genommen. Täglich fahren mehr als 30.000 Kraftfahrzeuge durch den Tunnel, bis 2020 werden es laut Prognosen 36.000 sein. Der Tunnel ist längst an seinen Kapazitätsgrenzen angelangt, kilometerlange Staus gehören zum Alltag der Bregenzer. Durch die neue und moderne Weströhre werden die Autolenker erstmals in der Nacht auf den 26. Juni 2012 fahren können.

Knoflacher: Negative Auswirkungen gefürchtet

Keinen Grund zum Jubel sieht indes Verkehrsplaner Hermann Knoflacher von der Uni Wien. Ein vierspuriger Pfändertunnel bringe für ganz Vorarlberg negative Auswirkungen, führte Knoflacher in der Sendung „Neues bei Neustädter“. So werde sich der Durchzugsverkehr erhöhen, der ohnehin schon schwache Schutz gegen Stauungen würde ganz fehlen. „Der Stau wird sich nun im ganzen Land ausbreiten“, prognostiziert Knoflacher. Das untere Rheintal werde massiv unter Druck geraten. Zudem befürchtet Knoflacher, dass „der Fehler, auf dem diese zweite Tunnelröhre basiert - nämlich die Sachunkenntnis über Verkehrssysteme“ sich im Land fortsetzen werde. Das heiße, dass man weiterhin Natur, Landschaft und Lebensqualität dem Autoverkehr durch zusätzliche Asphaltflächen oder Tunnel und „ähnliche Unsinnigkeiten“ opfern werde.