„Der Frauentourist“ - ein Beziehungsprofi
Die vierte Wand, das im Dunkeln lauschende, atmende, mitfühlende Publikum, das war an diesem Abend beklommen - und konnte doch immer wieder lachen, das erlebte Pein und Peinlichkeit, aber auch Ironie und zuletzt die sprichwörtliche Leichtigkeit des Seins.
Gerhard Kresser/Theater KOSMOS
Es ist ein urbanes Stück, eines, bei dem schnelles Mitdenken, blitzartiges Assoziieren gefragt sind. Regisseur Augustin Jagg schachtelt die Szenen mit so viel Esprit ineinander, platziert sie so gekonnt, dass erst im Nachklang deutlich wird, was da noch alles eine Rolle spielte. So ist sein Frauentourist niemals platter Macho, sondern beispielsweise ein grundehrlicher, zart fühlender Ersatzvater für Rosa.
Der Frauentourist - ein Beziehungsprofi
Die bezaubernde Daniela Bjelobradic sorgt als Rosa im richtigen Moment dafür, dass die einfühlsamen Seiten des Frauentouristen sichtbar werden. Caroline Mercedes Hochfelner als gefährlich sprühende Moderatorin, traktiert nach allen Regeln der Kunst die schüchterne Elfie - und Daniela Gaets ist einfach wunderbar.
Welche Qualen ihr der Seelenstriptease vor der Kamera abverlangt, wie peinvoll es ist, die eigene Schüchternheit zu zähmen und wie beharrlich und energisch diese stille Frau nach dem Glück sucht - das zeigt Daniela Gaets in einem Balanceakt, bei dem man als Zuschauerin den Atem anhält. Bernd Sracnik als Frauentourist - nachdenklich, leise melancholisch und kerzengerade: Der Frauentourist liebt die Frauen nicht. Er ist ein Beziehungsprofi.
Plädoyer für’s stille Glück
Es ist ein Plädoyer für’s stille Glück, für eine zarte Liebe, die sich unter dem leuchtenden Lampenschirm, den Glühbirnen-Sternen, die Bühnenbildner Stefan Pfeistlinger auf die Bühne gezaubert hat, zu einem Kaleidoskop wunderbarer Bilder verdichtet. „Der Frauentourist“ von Monika Helfer ist bis zum 11. März im Bregenzer Theater Kosmos zu sehen.
Ingrid Bertel, ORF Vorarlberg