Rückblick auf die Landtagswahl 2009

Die letzte Landtagswahl im Ländle fand am 20. September 2009 statt. Es war die 14. Wahl des Vorarlberger Landtags seit dem Jahr 1945 - eine Zusammenfassung über die Ergebnisse und Hintergründe finden Sie hier:

Sendungshinweis:

RV-Landesrundschau, 20.9.2014

Die Ausgangslage für die heurige Landtagswahl ist eine völlig andere als vor fünf Jahren. Ende August 2009 hatte Landeshauptmann Sausgruber erklärt, wegen der fehlenden Entschuldigung von FPÖ-Chef Dieter Egger für seinen „Exiljuden-Sager“ mit den Freiheitlichen „nicht mehr auf einer Regierungsbank sitzen zu wollen“. Egger hatte beim Wahlkampfauftakt den Direktor des Jüdischen Museums in Hohenems, Hanno Loewy, als „Exil-Juden aus Amerika in seinem hochsubventionierten Museum“ bezeichnet, den die Innenpolitik ebenso wenig etwas angehe wie David Pountney, den Intendanten der Bregenzer Festspiele. Beide hatten zuvor die Wahlplakate der Freiheitlichen mit Slogans wie „Schluss mit falscher Toleranz“ kritisiert, Pountney hatte sie sogar als „Schande“ bezeichnet.

Diese Ausgrenzung scheint den Freiheitlichen genützt zu haben: Sie steigerten ihr Ergebnis von 12,9 Prozent bei der Landtagswahl 2004 auf 25,1 Prozent. Die ÖVP verlor knapp 4 Prozentpunkte und kam auf 50,8 Prozent.

Wahlergebnis

APA

Die ÖVP erreichte in allen Regionen bis auf den Walgau und das Rheintal einen Stimmenanteil von über 50 Prozent. Am höchsten war er im Großen Walsertal mit knapp 80 Prozent und im Bregenzerwald mit 71 Prozent.

Die FPÖ erreichte in allen Regionen bis auf den Bregenzerwald und das Große Walsertal mehr als 20 Prozent. Am höchsten war er im Montafon mit 30,4 Prozent und im Kleinwalsertal mit 28,3 Prozent. Die Grünen konnten bei den Wahlkartenwählern (nicht im eigenen Wahlbezirk) 24,4 Prozent erreichen. Im Rheintal (11,9 Prozent) und im Leiblachtal (10,1 Prozent) wurden die besten Ergebnisse erzielt.

Die SPÖ konnte am Arlberg, im Leiblachtal, im Walgau und im Rheintal über 10% der gültigen Stimmen erzielen. Am höchsten war der Anteil im Walgau mit knapp 14%.

Von den anderen wahlwerbenden Gruppierungen konnte einzig das BZÖ in den Regionen Großes Walsertal und Leiblachtal gültige Stimmenanteile von über 4 Prozenterreichen.

Ergebnis nach Gemeinden und Städten

Die ÖVP bekam vor allem in kleinen Gemeinden hohe Zustimmung. In Gemeinden mit unter 500 Bewohnern wurden knapp 73 Prozent der gültigen Stimmen erreicht. In mittleren Gemeinden zwischen 2.000 und 5.000 Einwohnern wurden über 50 Prozent erzielt.

Die FPÖ erzielte die höchsten Stimmanteile in Gemeinden mit 5.000 und mehr Bewohnern, ebenso die Grünen und die SPÖ.

Die ÖVP konnte in 71 Gemeinden Stimmenanteile von 50 Prozent und mehr erreichen. In Schröcken (92,2 Prozent) und Sonntag (90,6 Prozent) erreichte die ÖVP die höchsten Stimmenanteile.

Die FPÖ konnte in acht Gemeinden zwischen 30 Prozent und 40 Prozent der Stimmen erreichen. In Hohenems, der Heimatgemeinde von Spitzenkandidat Egger, erreichte die FPÖ mit 38,0 Prozent das beste Ergebnis.

Die Grünen erreichten in 28 Gemeinden zwischen 10 und 20 Prozent. Die Grünen konnten in den Gemeinden Röns (16,8 Prozent), Sulz (15,7 Prozent) und Düns (15,2 Prozent) die besten Ergebnisse mit über 15 Prozent erzielen.

Die SPÖ erzielte ihre besten Ergebnisse mit über 20 Prozent in Bürs (22,3 Prozent), Bregenz (21,2 Prozent) und Bludenz (20,1 Prozent). Keine einzige Stimme bekam die SPÖ in Damüls und Schröcken.

Mandate

Wegen der Wahlarithmetik benötigte die SPÖ am meisten Stimmen für ein Mandat, die ÖVP am wenigsten. Die FPÖ verpasste im Bezirk Bregenz um 272 gültige Stimmen ein drittes Mandat aus dem ersten Ermittlungsverfahren, bekam aber von den fünf Restmandaten zwei dazu.

Der SPÖ fehlten im Bezirk Bludenz 669 gültige Stimmen und in Dornbirn 511 gültige Stimmen für ein Mandat aus dem ersten Ermittlungsverfahren. Insgesamt fehlten der SPÖ 2.274 Stimmen aus dem zweiten Ermittlungsverfahren auf ein zusätzliches Mandat von der ÖVP. 72,0 Prozent der Wähler, die gültig gestimmt haben, vergaben auch Vorzugsstimmen. Das ist ein deutlicher Anstieg (+4,2 Prozentpunkte) gegenüber der Landtagswahl 2004 mit 67,8 Prozent. Am häufigsten machten Wähler der „Gsiberger“ mit 78,8 Prozent Vorzugsstimmenanteil Gebrauch, gefolgt von ÖVP-Wählern mit 74,8 Prozent und FPÖ-Wählern mit 74,2 Prozent. Die geringsten Vorzugsstimmenanteile wurden bei KIEBITZ und WIR festgestellt.

Vorzugsstimmen

Der Kandidat mit den meisten Vorzugsstimmen war Dr. Herbert Sausgruber, der in allen vier Bezirken kandidierte. Er erhielt insgesamt 94.345 Vorzugsstimmen von 90.108 ÖVP-Wählern. Das ist möglich, weil jeder Wahlberechtigte drei Vorzugsstimmen vergeben durfte, zwei davon an denselben Kandidaten.

Bei der heurigen Landtagswahl dürfen fünf Vorzugsstimmen vergeben werden, davon zwei für denselben Kandidaten.

Von der FPÖ kandidierte Dieter Egger als einziger Kandidat der FPÖ in allen vier Bezirken. Er erhielt 48.347 Vorzugsstimmen von 44.562 Wählern.

Johannes Rauch, Karin Fritz, Katharina Wiesflecker, Bernd Bösch und Vahide Aydin von den GRÜNEN kandidierten in allen vier Bezirken. Johannes Rauch erhielt insgesamt 10.466 Vorzugsstimmen von 18.763 Wählern.

Michael Ritsch von der SPÖ kandidierte als einziger Kandidat der SPÖ in allen vier Bezirken. Er erhielt 11.609 Vorzugsstimmen von 17.779 Wählern.

Wahlwerber mit besonders vielen Vorzugsstimmen können ein Vorzugsstimmenmandat erhalten, wenn sie nicht schon ohnehin ein Mandat erhielten, die Zahl der Vorzugsstimmen größer ist als die der anderen Wahlwerber seiner Partei und die Zahl der Vorzugsstimmen mindestens 24 Prozent der gültigen Stimmen seiner Partei beträgt. Bei der Landtagswahl 2009 gab es kein Vorzugsstimmenmandat, da alle in Frage kommenden Wahlwerber schon ein Mandat zugewiesen bekamen.

Durch die Vorzugsstimmen gab es bei den Bezirksergebnissen insgesamt neun Platzverschiebungen.

Auswirkungen hatten sie vor allem bei den Grünen. Die in Dornbirn ursprünglich an vierter Stelle gelistete Vahide Aydin überflügelte dank 1.239 Vorzugsstimmen die vor ihr gereihten Parteikollegen Bernd Bösch und Katharina Wiesflecker und eroberte das Grundmandat der Grünen im Bezirk Dornbirn; Bösch zog über die Landesliste in den Landtag ein, die Abgeordnete Fritz verlor ihren Platz im Landtag.

Quelle: Landesstelle für Statistik im Amt der Vorarlberger Landesregierung, Februar 2010