Aktienbewertung: Kommunen ziehen vor Gericht

Die Stadt Bregenz und die Feldkircher Stadtwerke ziehen gegen die Bewertung der Wertpapiere der Illwerke/VKW vor Gericht. Sie gehören zu den rund 200 Kleinaktionären, die bei der letzten Versammlung ungewollt ausbezahlt wurden.

Die Illwerke/VKW haben bei der letzten Aktionärsversammlung den Ausschluss der Kleinaktionäre vollzogen und diesen inzwischen knapp über 96 Euro pro Aktie ausbezahlt. Bekanntermaßen fühlen sich etliche der 200 Kleinaktionäre über den Tisch gezogen. Die Aktienbewertung sei viel zu niedrig, sie wollen mehr Geld dafür - mehr dazu in: Illwerke-VKW-Fusion: Kleinaktionäre unzufrieden.

Aktien vor vier Jahren noch doppelt so viel wert

Nun sind einige der Aktionäre vor Gericht gezogen, um eine Neubewertung ihrer Wertpapiere zu erreichen. Pikantes Detail: Die Feldkircher Stadtwerke und die Stadt Bregenz gehören auch dazu. Der Bregenzer Bürgermeister Markus Linhart (ÖVP) bezeichnet die Lage für die Kleinaktionäre als bitter. So waren die Aktien vor vier Jahren pro Stück noch 180 Euro wert, jetzt nur mehr die Hälfte. Dadurch würde allein die Stadt Bregenz 900.000 Euro verlieren. Zudem muss laut Linhart ein Unternehmen, das ein Grundbedürfnis der Menschen stillt, nämlich die Energiebereitstellung, breiter im öffentlichen Eigentum stehen. Das sei der Wille des Volkes.

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Die Gemeinden sind gegen den Aktienverkauf der Unternehmensgruppe Illwerke/VKW und fordern deshalb nun eine gerichtliche Neubewertung der Aktien.

„Unternehmensbewertung im Vorfeld“

Dass Vorarlberger Kommunen gegen die Handlungsweisen eines Landesunternehmens vor Gericht ziehen, ist kein alltäglicher Vorgang. Laut Illwerke/VKW-Pressesprecher Andreas Neuhauser hat es im Vorfeld eine Unternehmensbewertung gegeben und diese sei auch nochmals überprüft worden. Das neu angerufene Gerichtssachverständigen-Gremium muss nun mit den Parteien erarbeiten, ob sich ein Verfahren vom Kostenaufwand her überhaupt lohnt oder ob ein Vergleich möglich und günstiger wäre.

Vorgehensweise auch für Experten umstritten

Das Vorgehen der Illwerke/VKW ist für verschiedenste Proponenten umstritten, auch für den Experten Wilhelm Rasinger, er ist Jurist und Fachmann für sogenannte „Squeeze-out“. Rasinger versteht nicht, warum eine derart große Unternehmensgruppe Kleinaktionäre überhaupt ausschließt. Schließlich sei das Unternehmen groß genug, um die Kleinaktionäre mitlaufen lassen zu können. Laut Rasinger könnte hinter dieser Entscheidung stecken, dass dadurch der jährlich öffentliche Rechenschaftsbericht nicht mehr so öffentlich wäre. Dadurch könne das Unternehmen besser das machen, was es wolle. Das sei demokratiepolitisch allerdings durchaus fragwürdig, so Rasinger.

Sollte es zu einer höheren Neubewertung kommen, würden alle Kleinaktionäre automatisch davon profitieren. Die Kleinaktionäre haben insgesamt weniger als zwei Prozent der Aktien besessen. Rund 16 Millionen Euro wurden an sie mittlerweile ausbezahlt.