Strele: Bürgerrat als Mittel zur Re-Politisierung

Martin Strele, Unternehmer und Obmann des Vereins „Bodenfreiheit“, erwartet sich vom kürzlich initiierten Bürgerrat zur Bodenproblematik eine Re-Politisierung der Gesellschaft. Das sagt er im ORF Radio Vorarlberg Samstagsinterview.

Der Verein „Bodenfreiheit“ setzt sich für den Erhalt von Grünflächen ein - mit teils unorthodoxen Ideen. So kaufen die Vereinsmitglieder unbebaute Grundstücke, um sie als Grünzonen frei zu halten. Obmann Martin Strele leitet zudem das Bregenzer Unternehmen Kairos, das gemeinnützige Projekte entwickelt - etwa den Krankenhaus-Pass oder die E-Mobilitätsprojekte „Vlotte“ und „Landrad“.

Martin Strele Samstagsinterview

Nikolaus Walter

Flächen haben „Wahnsinnspotenzial“

Im ORF Radio Vorarlberg Samstagsinterview reagiert er auf die Aussage von Markus Hagen, Präsident der Vorarlberger Eigentümervereinigung, in der ORF Sendung „Report“ diese Woche. Hagen hatte sich gegen eine Rückwidmung von ungenutztem Bauland ausgesprochen - das führe zu „unbrauchbaren Freiflächen“.

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Martin Strele im Gespräch mit ORF-Redakteur Georg Fabjan

Strele entgegnet mit einer Modellrechnung: Würde man auf den gewidmeten, aber unbebauten Flächen in Vorarlberg Kartoffeln mit einem durchschnittlichen Ertrag anbauen, dann könnte man jedem Vorarlberger ein Jahr lang jeden Tag ein halbes Kilogramm Kartoffeln auf den Tisch stellen. „Da finden wir, zeigt sich sehr schön, dass diese Flächen ein Wahnsinnspotenzial hätten.“ Und zwar nicht nur als landwirtschaftliche Nutzflächen, sondern auch als Freizeitflächen oder Flächen für die ökologische Nutzung.

1.300 Unterschriften für Bürgerrat

Erst vergangene Woche hat eine Initiative Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) eine Liste mit fast 1.300 Unterschriften übergeben. Im Herbst wird es deswegen den ersten von Privatpersonen initiierten Bürgerrat geben. Thema ist der Umgang mit Grund und Boden im Land. Strele sieht den Bürgerrat als Möglichkeit, zufällig ausgewählte Bürger mit dem Thema in Kontakt zu bringen.

„Und ich glaube, das ist eine Re-Politisierung der Gesellschaft, die wir dringend benötigen, um von dieser Anspruchshaltung ... wegzukommen und sich hier wieder aktiv zu beteiligen an der Gestaltung unserer Zukunft.“ Klar sei aber, dass der Bürgerrat nichts entscheiden könne - auch im Hinblick auf das Raumplanungsgesetz, das bis Ende des Jahres überarbeitet werden soll. Vom Gesetz erwartet er sich nicht den „großen Wurf“, Novellierungen würden wahrscheinlich gebraucht werden. Immerhin mache man sich auf den Weg, der spätestens seit dem Bodenkonzept 1992 bekannt sei.

Strele sieht Chancen für Wälderbahn

Vergangenes Jahr hatte Streles Unternehmen Kairos das Projekt „Wälderbahn“ vorgestellt - eine Seilbahn von Dornbirn in den Bregenzerwald. Strele glaubt nach wie vor daran, dass das Projekt umsetzungsfähig ist. Die zuständigen Landesräte Johannes Rauch (Grüne) und Karlheinz Rüdisser (ÖVP) seien informiert und hätten eine Machbarkeitsstudie versprochen. Jetzt müsse man geduldig sein.

Wahrscheinlich könne das Projekt nicht so durchgeführt werden, wie man es geplant habe. „Dass aber Talschaften über leistungsfähige öffentliche Verkehrsmittel angebunden werden müssen, die elektrisch betrieben werden können, das ist, glaube ich, allgemein bekannt.“ Da gebe es eben noch Elemente des öffentlichen Verkehrs, die diesbezüglich dienlich wären. Die Finanzierung der Wälderbahn ist laut Strele übrigens „nicht das Thema“ in einem Land, in dem man Projekte wie die Tunnelspinne in Feldkirch oder den Achraintunnel finanzieren könne.