„Das ist das größte Gift für Europa“

Der ehemalige EU-Landwirtschaftskommissar Franz Fischler hat bei den Kleinwalsertaler Dialogen vor einem Zerfall der Europäischen Union gewarnt. In Brüssel etwas zu versprechen und dann das Gegenteil zu tun, sei „Gift“ für Europa.

„Ich kann nicht gemeinsame Beschlüsse machen und sagen: ‚So machen wir das miteinander‘, und dann am nächsten Tag zuhause erklären: ‚Ja, aber durchführen tue ich das nicht‘“, sagte Fischler. Als Beispiele nannte er die Integrations- und die Flüchtlingspolitik der EU sowie das Vorgehen des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán.

Franz Fischler

APA/Hochmuth

Franz Fischler

Ein solches Verhalten sei „das größte Gift für die Europäische Union. Und wenn jeder sich so verhalten würde, dann ist das Ende erreicht.“ Deswegen sei es sehr wichtig, dass sich die Menschen für Europa entscheiden: „Es ist am Ende keine große Kunst, dass man gleichzeitig Walser ist, Vorarlberger, Österreicher und Europäer. Das lässt sich unter einen Hut bringen - wenn man es will.“

Fischler ortet Vertrauensverlust

Fischler befasste sich bei den Kleinwalsertaler Dialogen mit den sogenannten „einfachen Lösungen“, mit denen Politik vielfach konfrontiert ist. Er ortete einen Vertrauensverlust in die politischen Akteure. Der Tiroler war von 1995 bis 2004 EU-Kommissar für Landwirtschaft, Entwicklung des ländlichen Raumes und Fischerei. Zuvor hatte er zwischen 1989 und 1994 das Amt des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft bekleidet.