Brücken-Neubau wird wieder abgerissen

Teile der in Bau befindlichen Litzbrücke zwischen Schruns und Bartholomäberg werden drei Monate vor der geplanten Fertigstellung wieder abgerissen. Wegen Berechnungsfehlern ist die Tragkraft zu gering. Der Schaden: 1,4 Mio. Euro.

„So etwas hab’ ich noch nie erlebt“, sagt Guntram Jäger, Geschäftsführer der mit der technischen Leitung des Brücken-Neubaus beauftragten Jäger Bau GmbH in Schruns. Die Arbeiten an der Litzbrücke entlang der Silbertaler Straße (L 95) seien seit Baubeginn im Oktober des Vorjahres gut vorangeschritten, im kommenden November hätte die Litzbrücke feierlich eröffnet werden sollen. Jetzt aber steht alles still.

Zu wenig tragfähiger Stahl verbaut

Laut Jäger haben neue Prüfungen nämlich ergeben, dass dem seinerzeit vom Land beauftragten Ingenieursbüro bei der statischen Berechnung gravierende Fehler unterlaufen sind. Daher sei viel zu wenig tragfähiger Stahl in den Stützpfeilern verbaut worden, die Tragkraft der Brücke sei deshalb nicht ausreichend.

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Litzbrücke: Abriss statt Freigabe

Im Beitrag sehen Sie: Gerhard Schnitzer, Vorstand Abteilung Straßenbau; Martin Vallaster, Bürgermeister Bartholomäberg; Thomas Zudrell, Bürgermeister Silbertal

Das bestätigt auch Projektleiter Norbert Plattner vom Straßenbauamt der Landes Vorarlberg. Die neue Brücke - beziehungsweise jene Teile, die bisher bereits errichtet worden sind - seien zwar nicht einsturzgefährdet, doch würde ihre Tragkraft vor allem für den Schwerverkehr nicht ausreichen. Über die Litzbrücke verläuft die Hauptverkehrsverbindung ins Silbertal.

Zurück an den Start

In einer Sitzung mit den Projektverantwortlichen, die am Mittwoch im Landhaus in Bregenz stattgefunden hat, wurde laut Plattner daher beschlossen, dem dringenden Rat der neuen Statik-Prüfer zu folgen und die Baufirmen zurück an den Start zu schicken: Große Teile der bisher errichteten Tragwerke sollen jetzt wieder abgerissen und neu gebaut werden.

Dadurch bleibt der Bevölkerung von Schruns und Bartholomäberg die Großbaustelle vorerst erhalten. Seit Baubeginn wird der Verkehr einspurig mittels Ampelregelung und einer Hilfsbrücke über die Litz geführt. Laut Plattner soll die neue – und dann ausreichend tragfähige - Litzbrücke noch vor dem Sommer 2017 für den Verkehr geöffnet werden.

Haftungsansprüche werden geprüft

Ersten Schätzungen des Landes zufolge beläuft sich der durch den Berechnungsfehler und den dadurch nötig gewordenen Rück- und Neubau entstandene Schaden auf wenigstens 1,4 Millionen Euro. Kosten, auf denen das Land nicht sitzen bleiben will. Daher werden laut Plattner derzeit die Verschuldensfrage und mögliche Haftungsansprüche gegen das seinerzeit beauftragte Planungs- und Ingenieursbüro geprüft.

Aus Sicherheitsgründen neu gebaut

Die Vorarlberger Landesregierung hat den Baubeschluss zur Erneuerung der Litzbrücke in der Höll vor gut einem Jahr gefasst. Die Arbeiten waren aus sicherheitstechnischen Gründen erforderlich geworden.

Der Plan war, die Brücke in ihrer Lage und Höhe weitgehend unverändert zu lassen, die Fahrbahnbreite aber von 5,5 auf 6,5 Meter zu verbreitern und zugleich eine Engstelle an der Brückenrampe zu beseitigen. Weiters sollte die Hochwassersicherheit durch eine geänderte Brückengeometrie, die den Durchflussquerschnitt erhöht, verbessert werden. Ursprünglich geplantes Investitionsvolumen: zwei Millionen Euro.

Andreas Feiertag, ORF Vorarlberg