Pharma-Geld auch für niedergelassene Ärzte

Nicht nur die Krankenhäuser, auch Vorarlbergs niedergelassene Ärzte erhalten Geld von Pharmakonzernen für Fortbildungen, Vorträge und Reisespesen. Im Gegensatz zu den Krankenhäusern ist die Summe aber nicht bekannt, da die Ärzte der Veröffentlichung zustimmen müssen.

Ab heuer müssen Pharmakonzerne erstmals ihre Zuwendungen an Ärzte und Krankenhäuser veröffentlichen. Vorarlbergs Krankenhäuser erhielten demnach im vergangenen Jahr 170.000 Euro von den Pharmakonzernen - mehr dazu in 170.000 Euro von Pharmakonzernen an Spitäler. Bei den niedergelassenen Ärzten ist die Summe hingegen nicht bekannt, da die Ärzte der Veröffentlichung ihres Namens zustimmen müssen - ohne Zustimmung wird der Betrag einfach gesammelt unter „Zuwendungen an Ärzte“ veröffentlicht.

Nicht viele Vorarlberger Ärzte auf den Listen

In Vorarlberg haben nicht sehr viele Ärzte dieser Offenlegung zugestimmt: Auf den Listen der sechs größten Pharmafirmen findet man nur 20 bis 30 Namen von Vorarlberger Ärzten, was etwa fünf Prozent aller Haus-, Fach- und Wahlärzte in Vorarlberg entspricht.

Das muss allerdings nicht bedeuten, dass der Großteil die Geldflüsse nicht offenlegen will, denn auch jene Ärzte, die gar kein Geld von den Pharmafirmen erhalten, scheinen nicht auf den Listen auf. Die Beträge, die Vorarlberger Ärzte erhalten haben, sind vergleichsweise auch gering. Der Höchstbetrag in Vorarlberg lag bei knapp über 2.000 Euro - der Spitzenreiter in Deutschland unter den Ärzten, die der Veröffentlichung ihres Namens zugestimmt haben, erhielt im vergangenen Jahr 200.000 Euro.

Ärztekammer und GKK weisen Bestechlichkeit zurück

Die Ärzte erhalten die Zahlungen offiziell für Fortbildungen und Beratungstätigkeiten. Das Problem an diesen Zahlungen: Wenn Ärzte Geld von den Pharmafirmen erhalten, steht sofort der Verdacht der Bestechlichkeit im Raum - der Verdacht, dass ein Arzt dann eher das Medikament einer bestimmten Firma verschreibt, obwohl es eine billigere Alternative gäbe.

Die Vorarlberger Ärztekammer und auch die Gebietskrankenkasse (GKK) weisen diesen Vorwurf zurück: Die Vorarlberger Gebietskrankenkasse überwacht die Verschreibungspraxis der niedergelassenen Ärzte. Wenn also ein Arzt sehr häufig ein bestimmtes Medikament verschreibt, obwohl es günstigere Alternativen gäbe, dann schreitet die Krankenkasse ein. Aber auch Günter Winkler, Ärztlicher Leiter bei der VGKK, gibt zu: Wenn ein Arzt häufig von einem Pharmavertreter besucht wird, fließt ein bestimmter Name leichter aus der Rezeptfeder - weil Menschen ganz einfach durch Werbung beeinflussbar sind.

Kosten müsste sonst öffentliche Hand tragen

Wenn aber jede mögliche Beeinflussung durch Pharmafirmen vermieden werden soll, dann müsste die öffentliche Hand – also Sozialversicherungsträger oder Politik – aber auch die Kosten für Forschung und Ärztefortbildungen bezahlen, sagt Jürgen Heinzle von der Vorarlberger Ärztekammer. Und das sei derzeit einfach nicht realistisch - das bestätigt auch Günter Winkler von der VGKK.

Anfrage der Sozialdemokraten

Die Sozialdemokraten haben zum Thema Zuwendungen der Pharmafirmen eine Anfrage an Gesundheits-Landesrat Christian Bernhard (ÖVP) gerichtet. Darin wollen sie wissen, ob es im Zuge der Pharmazuwendungen in den Landeskrankenhäusern unlautere Vorteilsnahme durch Ärzte gegeben hat. Laut SPÖ-Gesundheitssprecherin Gabi Sprickler-Falschlunger ist es denkbar, dass die Pharma-Konzerne dadurch die Verschreibung von Medikamenten beeinflussen.

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