Dysmelie: Untersuchung an kritischem Punkt

Die Suche nach den Ursachen für die hohe Zahl an Fehlbildungen in Lingenau und Langenegg ist bislang erfolglos verlaufen. Es bleiben noch zwei möglich Ursachen - ob weiter untersucht wird, ist allerdings fraglich.

Bei der Dysmelie handelt es sich um eine angeborene, äußere Fehlbildung. Betroffen sein können eine oder mehrere Gliedmaßen.

Die Analysen sind so weit abgeschlossen, dass alle involvierten Stellen der Gesundheitsbehörde in den nächsten Tagen eine Zwischenbilanz in Form von Statements vorlegen werden. Eine Erklärung für das gehäufte Auftreten von Dysmelie gibt es bislang aber nicht.

Der Bregenzer Frauenarzt Hans Concin fasst sein Statement folgendermaßen zusammen: Es gebe rein gar nichts, was auf äußere Ursachen schließen lasse, kein verunreinigtes Wasser, keine Schadstoffe aus Deponien oder Landwirtschaft, keine Radioaktivität, keine Viren oder Medikamente. Concin, der mit weiteren Ärzten die Fehlbildungen untersucht, kommt zum Schluss, dass es nur eine von zwei noch verbleibenden Ursachen sein kann: Ein zufälliger statistischer Ausreißer oder die Genetik.

1.200 Geburten untersucht

Wie es nach dieser Zwischenbilanz weitergeht, ist ungewiss. Wenn man davon ausgehe, dass Umwelteinflüsse keine Rolle gespielt haben, dann heiße das zunächst einmal, dass man diesbezüglich keine Vorsorge betreiben müsse, sagt Gesundheitslandesrat Christian Bernhard (ÖVP). „Und wenn bezüglich einer genetischen Komponente die Betroffenen keine weitere Abklärung wollen, dann wird niemand die Leute dazu zwingen.“

Inzwischen wurden 1.200 Geburten aus den vergangenen 33 Jahren in Lingenau und Langenegg untersucht. Sechs Kinder wiesen Dysmelie auf. Das ist eines von 200 Kindern, laut Statistiken dürfte es nur eines von 20.000 sein.

Weitere Untersuchung sinnlos?

Sollten die betroffenen Familien einen genetischen Test ablehnen, werde das Rätsel wohl nie gelöst werden können, erklärt Bernhard: „Es bleibt aber zumindest die Sicherheit, dass wir sagen können, dass es keine Umwelteinflüsse gewesen sind, die wir auch für die Zukunft in irgendeiner Art und Weise verändern oder beeinflussen könnten.“ Dass die bisherigen Ergebnisse wie geplant an ein deutsches Speziallabor geschickt werden, um doch noch Antworten zu erlangen, hält Gynäkologe Concin anhand der vorliegenden Daten für sinnlos.

Expertengruppe erstellte Fragebögen

Ende Juni war bekanntgeworden, dass es in den Bregenzerwälder Gemeinden Lingenau und Langenegg zu einer erhöhten Anzahl von Fehlbildungen gekommen ist. Von 15 teils schweren Fehlbildungen der Extremitäten oder der inneren Organe, darunter sechs Fälle von Dysmelie, war die Rede. Betroffene Familien hatten sich in die Lingenauer Bürgermeisterin gewendet.

Das Land versuchte in der Folge, der Sache auf den Grund zu gehen. Grundwasser und Trinkwasser wurden untersucht, zudem wurde nach radioaktiven Substanzen, schädlichen Rückständen aus Landwirtschaft und Wirtschaft und anderen beeinflussenden Faktoren gesucht. Schließlich setzte man eine Expertengruppe, bestehend aus einem Kinderarzt, einem Genetiker und einem Gynäkologen zusammen, um einen Fragebogen an die betroffenen Familien auszuarbeiten - mehr dazu in Rätselraten um Fehlbildungen im Bregenzerwald.