Rinder-TBC-Verdacht: Zwei weitere Höfe gesperrt

Zwei weitere Betriebe sind in Vorarlberg wegen einer möglichen Rinder-TBC-Infektion gesperrt worden. Nach den Verdachtsfällen in der Vorwoche sind damit derzeit sechs Höfe von einer Sperre betroffen.

Gesperrt sind aktuell Betriebe in Klösterle, im Silbertal sowie vier in der Talschaft Montafon, darunter auch die zwei neuen Fälle in Bartholomäberg. Ist ein Hof gesperrt, so dürfen Tiere dort weder verkauft noch zugekauft werden.

Für zwei Betriebe in Lech und im Silbertal hatte es Ende der vergangenen Woche Entwarnung gegeben. Auch dort hatten Rinder auf einen Tuberkulin-Hauttest und folgende Blutuntersuchungen positiv reagiert - mehr dazu in Neuer TBC-Verdacht: Landwirte kritisieren Jäger. Die Resultate der diagnostischen Tötung der Tiere zeigten aber keine Tuberkulose-Infektion.

Das Problem der Rinder-Tuberkulose sei nicht in einem oder zwei Jahren lösbar, sagte Landesveterinär Norbert Greber zur APA. Man dürfe nicht verzweifeln, es brauche einen langen Atem.

Greber: „Haben wir uns anders gewünscht“

Bei der diagnostischen Tötung werden den Rindern die Organe entnommen und die Lymphknoten an die Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) nach Mödling geschickt. Einen ersten Zwischenbefund aus Schnelltests gibt es normalerweise bereits nach wenigen Tagen. Sollten diese positiv sein, müssen weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Bis ein endgültiges Ergebnis vorliegt, dauert es in der Regel zwei Monate.

Greber räumte ein, dass „wir uns das anders gewünscht haben“, letztlich seien die Verdachtsfälle aber keine Überraschung. Im Silber- und im Klostertal hat es schon in den vergangenen Jahren immer wieder TBC-Fälle bei Rindern gegeben. Insgesamt wurden 2015 fünf Tiere von vier Betrieben positiv auf den Tuberkulose-Erreger „Mycobacterium caprae“ getestet.

12.000 Rinder getestet

Angesteckt werden die Rinder von infiziertem Rotwild - im Sommer teilen sich Alpvieh und Rotwild im Sommer denselben Lebensraum. Deshalb müssen alle Rinder, die den Sommer auf Vorarlbergs Almen verbracht haben, auf TBC untersucht werden. In den Risikogebieten sind über den Winter schon an die 12.000 Rinder getestet worden sein. „Wir sind bereits am Schluss der Untersuchungen, es fehlt fast nichts mehr“, so Greber.

Der Landesveterinär unterstrich aber auch, dass es „so nicht weitergehen kann“. Um der Rinder-Tuberkulose Herr zu werden, hat das Land einen Zwölf-Punkte-Plan erarbeitet, diesen erachtet Greber als zielführend. Die Vorgaben seien richtig, es gelte sie jedoch auch konsequent umzusetzen.

So sei etwa die Abschussquote für Rotwild im Klostertal zu 100 Prozent erfüllt worden, im Silbertal jedoch lediglich zu 70 Prozent. Die Quote müsse unbedingt eingehalten werden, um Kreuzungspunkte zwischen Wild und Rindern zu minimieren. Am 1. April beginne das neue Jagdjahr, in Sachen Abschussquote erwartete Greber noch eine „Riesendiskussion“.

Moosbrugger fordert stärkeren Eingriff

Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger forderte am Montag, „in den betroffenen Regionen kurzfristig einen noch stärkeren Eingriff in den Rotwildbestand vorzunehmen“.

Rindertuberkulose ist eine anzeigepflichtige Tierseuche, die auf den Menschen übertragbar ist. Er kann sich über Rohmilch, rohes Fleisch und bei der Schlachtung infizieren, aber auch durch Einatmen des Erregers in verseuchten Ställen. Unmittelbare Gefahr für den Konsumenten besteht aufgrund der vielfältigen Untersuchungen, Pasteurisierung und Sicherheitsmaßnahmen aber nicht.