Benedetto bangt um medizinischen Nachwuchs
Insbesondere die Zusammenlegung von Orthopädie und Unfallchirurgie in der Ärzteausbildung ist Benedetto ein Dorn im Auge. Es gebe wenige Kollegen, die eine Ausbildung in Orthopädie und Unfallchirurgie hätten. Es handle sich hier nämlich um ein neues Sonderfach, nicht nur um die Zusammenführung bereits bestehender Fächer.
Dieses Element ist nicht mehr verfügbar
Karl Benedetto im Gespräch mit ORF-Redakteurin Ines Hergovits-Gasser
In vielen Krankenhäusern hätten Unfallchirurgen auch Schädelfrakturen, Hirnblutungen, Thorax- oder Bauchverletzungen behandelt. Das falle jetzt weg. Das Problem dabei: Die nächste Generation von Ärzten habe dann keine Erfahrung in der klinischen Beurteilung, wenn ein Mehrfach-Verletzter in den Schockraum komme. Das sei in der neuen Ausbildung nicht mehr abgedeckt.
Qualität der Versorgung gegeben
Bei dieser Entscheidung für die Zusammenlegung der Fächer sei sicherlich der Spargedanken im Hinterkopf gewesen. Die Konsequenz daraus sei aber, dass „aufgrund der geringen Arbeitszeit und der zunehmenden Administration die junge Generation eigentlich viel schmaler ausgebildet wird.“
ORF
Die qualitativ hochwertige Versorgung sei bei einfachen Verletzungen durchaus gegeben. Bei Schwerverletzten stelle sich das anders dar: Benedetto spricht von einem „schwierigen Unterfangen“. Deswegen gebe es jetzt auch die Überlegung, in Österreich neun polytraumatische Zentren einzurichten. Schwerverletzte sollen dorthin geflogen werden, der Wohnortkontakt sei dann aber nicht mehr gegeben, sagt Benedetto.
Zur kürzlich auf politischer Ebene diskutierten Spitalsreform sagt der Primar: „Ich glaube schon, dass es so kommen wird und es muss so kommen, weil es einfach nicht mehr möglich ist.“ Landesrat Christian Bernhard (ÖVP) hatte bekanntlich ein Landeskrankenhaus Vorarlberg mit verschiedenen Standorten vorgeschlagen, die dann auch entsprechend spezialisiert wären - mehr dazu in Spitalsreform: Nur mehr ein Landeskrankenhaus.
Kritik am Patientenanwalt
Heftige Kritik übt der Primar an Patientenanwalt Alexander Wolf. Die Flut an ungefilterten Patientenbeschwerden sei kaum zu bewältigen. Die Auseinandersetzung mit den zahlreichen Beschwerden blockiere die Ärzte: „Es gibt keinen Unfallchirurgen, der sich nicht darüber aufregt, wie diese Dinge da laufen.“
Die Vorgangsweise von Wolf, der in der Zeitung und auf der Messe für sich werbe und die Unzufriedenen anzuziehen versuche, sei nicht der richtige Weg. Es sei unbestritten, dass Patienten eine Entschädigung zustehe, wenn etwas nicht korrekt gelaufen sei. Das müsse aber sachlich geprüft werden. Sein Vorschlag: Der Patientenanwalt könnte sich einen Gutachter nehmen, der die Krankengeschichten zunächst vorsortiert.
Ab 31. März im Ruhestand
Seit dem Jahr 2000 hat Benedetto die Unfallchirurgie am Landeskrankenhaus Feldkirch als Primar aufgebaut und geleitet. Am 31. März wird sich der 66-Jährige in den Ruhestand verabschieden und in sein Heimatland Tirol zurückkehren. Dort wird Benedetto ab dem 1. April in einer eigenen Ordination in Innsbruck weiterarbeiten und im Sanatorium Hochrum operieren.