Nach Frankenschock: Schuldenanstieg abgefedert

Ein Jahr nach der Aufhebung des Franken-Mindestkurses durch die Schweizer Nationalbank lautet die Bilanz: Es gibt mehr Aufträge für Vorarlberger Unternehmen und insgesamt weniger Frankenkredite.

Vor knapp einem Jahr, im Jänner 2015, hat die Schweizer Nationalbank einen Schock bei Vorarlbergs Häuslebauern ausgelöst. Sie hat den Mindestkurs vom Franken zum Euro aufgehoben. Die Folge: Frankenkredite verteuerten sich um durchschnittlich 15 bis 20 Prozent.

Der Frankenschock führte dazu, dass die Gesamtschulden der Vorarlberger im Franken um 250 Millionen Euro stiegen. Ende 2014 waren es umgerechnet rund 3,9 Milliarden an Frankenkrediten, zwei Wochen später waren es fast 4,2 Milliarden.

Zahl der Frankenkredite zurückgegangen

Ein Jahr später zeigt sich aber, dass die Vorarlberger Kreditnehmer diesen negativen Effekt schon wieder ausgeglichen haben: Die Vorarlberger haben eifrig zurückbezahlt, das heißt, bis Ende des Jahres geht es wieder in Richtung 4 bzw. 3,9 Milliarden.

Bei den Frankenkrediten gab es in den vergangenen Jahren insgesamt also eine positive Entwicklung, sagt Armin Schneider, Direktor de Nationalbank West. Auf dem Krisenniveau im Jahr 2008 gab es einen Rückstand von 6 Milliarden Euro bei den von Vorarlberger Banken ausgegebenen Fremdwährungskrediten. Inzwischen sei es mit 4 Milliarden ein Drittel weniger.

Auch das geradezu extreme Verhältnis von Frankenkrediten und Eurokrediten hat sich wieder gedreht: Vor einigen Jahren waren zwei Drittel aller Kredite Frankenkredite, heute ist es nur noch ein Drittel.

Betriebe: Vorteile ja, aber nicht allzu groß

Viele Unternehmen haben aufgrund des starken Franken und des schwachen Euro zusätzliche Aufträge in der Schweiz erwartet, weil man ja billiger anbieten kann. Diese Hoffnung hat sich grundsätzlich bestätigt, weil es Startvorteile für Firmen in Grenznähe gibt, besonders für Tischler, Schlosser und das Bauhilfsgewerbe.

Laut Wirtschaftskammer hat ein Tischler etwa den Umsatz in der Schweiz um 15 bis 20 Prozent steigern können. Unter dem Strich bleibe aber weniger, weil seine Mitarbeiter in der Schweiz nach Schweizer Tarifen besser bezahlt werden müssen - und die sind deutlich höher. Ein anderer Unternehmer sagt, er habe gar nichts gespürt. Er gehe davon aus, dass die angespannte wirtschaftliche Lage in der Schweiz die Konjunktur bremse.

Bei einem dritten, größeren Unternehmen werden Rechnungen für Kunden in der Schweiz in Franken gestellt. Dadurch fallen Wechselkursdifferenzen natürlich weg und damit auch Preisvorteile. Insgesamt kann man aber sagen: Die Aufhebung des Mindestkurses hat Vorteile für die Betriebe gebracht. Sie liegen aber sicher nicht im Bereich der Währungsdifferenz von 15 bis 20 Prozent.