Unterkunft für Roma-Familien gefunden

Für jene Roma-Familien, die am Mittwoch ihr Zeltlager in Dornbirn räumen mussten, wurde eine provisorische Unterkunft gefunden. „Tischlein Deck Dich“-Gründer Elmar Stüttler organisierte in Bludenz das aufgelassene Geschäftslokal eines Spenders.

In der Unterkunft sollen einige Roma-Familien für längere Zeit bleiben können, zumindest aber über den Winter, sagte Elmar Stüttler dem ORF. Rund einhundert Quadratmeter misst das ehemalige Geschäftslokal. Es verfügt über Kochnische, WC und Heizung. Zunächst waren die Räume lediglich für Mütter aus dem Wald bei Schlins gedacht. Nachdem die Rodung auf Drängen der Stadt Dornbirn von den ÖBB durchgeführt wurde, standen plötzlich weitere 22 Menschen ohne Schlafplatz vor Stüttler’s Türe. Man suche weiterhin nach Unterbringungsmöglichkeiten, so Stüttler.

Schon länger auf der Suche

Er sei schon längere Zeit auf der Suche gewesen. Am Schluss habe auch „der Himmel“ ein wenig mitgeholfen. „Mit meinem Glauben lässt es sich nicht vereinbaren, da zuzusehen, wenn Leute im Wald schlafen - und ich habe ja ein geheiztes immer, ein geheiztes Haus.“

Mutter mit Kind

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Am Vormittag hatten die ÖBB als Grundbesitzer die Roma-Familien durch Rodungen aus einem Zeltlager entlang der Bahn in Dornbirn vertrieben - aus Sicherheitsgründen, wie es hieß. In den Tagen zuvor hatten die ÖBB noch eine behutsame Vorgangsweise zugesagt. Was man darunter zu verstehen hatte, war am Mittwoch zu beobachten. Bis am Nachmittag waren die Rodungen abgeschlossen. Die ÖBB warfen die Reste des Zeltlagers auf einen großen Haufen. Die Arbeiten fanden unter dem Schutz der Stadtpolizei statt. Danach standen mehr als 20 Menschen mit ihren wenigen Habseligkeiten im Freien und wussten nicht, wohin.

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Zeltlager geräumt

Die Familien denken nicht an Rückkehr. In Rumänien haben einige durch ein Hochwasser alles verloren.

Unter den betroffenen Menschen brach Verzweiflung aus. Die meisten hatten ihr Hab und Gut zusammengepackt. Einige wanderten weiter, andere wussten nicht, wohin. Eine Frau sagte verzweifelt, sie habe vier Kinder. In Rumänien habe ein Hochwasser ihre Wohnungen vernichtet, erzählten die Betroffenen in den Tagen zuvor. Sie hätten in ihrer Heimat keine Zukunft. Deshalb sei eine Rückkehr nach Rumänien unmöglich.

Mehrere Vorschläge gegen Obdachlosigkeit

Ein Vorschlag, wie man die Familien in ihrer Not unterbringen könne, kam von der Dornbirner Stadträtin Juliane Alton (Grüne): Der private Campingplatz an der Enz könnte vorübergehend geöffnet werden, so Alton. Bei Sozialstadträtin Marie-Louise Hinterauer (ÖVP) stieß die Idee nicht auf offene Ohren.

Das Angebot der Kinder- und Jugendhilfe, lediglich Frauen mit Kindern unterzubringen, war zuvor von einigen rumänischen Frauen abgelehnt worden, hieß es. Die Familien drängten darauf, zusammenzubleiben. Ein Privatmann bot ein Grundstück in Hohenweiler als mögliche Lösung an.

Mutter mit Sohn

ORF

Rumänische Unionsbürger werden in Dornbirn durch Bahnrodung vertrieben

Politik wehrt sich gegen Roma-Siedlung

Seit Tagen beherrschte das Roma-Lager an der Bahnstrecke nahe dem Bahnhof Dornbirn-Schoren die öffentliche Diskussion. Etwa 40 bis 80 Menschen - darunter vier Kinder - lebten dort seit Wochen in Holzverschlägen und Zelten. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) hatte am Dienstag betont, er wolle kein Signal aussenden, um weitere Roma-Familien aus Rumänien anzuziehen. Auch die Stadt Dornbirn mit Bürgermeisterin Andrea Kaufmann (ÖVP) hatte unterstrichen, man setze auf die Rückkehrbereitschaft der Menschen in ihre Heimat.

Aus Sicht der Grünen bemühten sich die politisch Verantwortlichen - allen voran die Dornbirner Bürgermeisterin - in den vergangenen vier Monaten nicht um eine Lösung für die rumänischen Armutsmigranten. Nun lasse man ohne Plan räumen, kritisiert Grünen-Klubobmann Adi Gross die Vorgangsweise bei der Räumung des Roma-Lagers. Kaufmann habe eher zugesehen „in der irrigen Annahme, dass das Lager sich in Luft auflöse“. Angesichts des nahenden Winters sei nun Panik und Aktionismus ausgebrochen.

Wiesflecker: Unterkünfte für Frauen und Kinder

Von Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) hieß es, bereits am Dienstagabend sei eine Übereinkunft mit drei Einrichtungen - dem Haus Kaplan Bonetti und den Kolpinghäusern in Götzis und Bregenz - erreicht worden. Sie könnten bis zu 20 Plätze für Mütter und Kinder anbieten. Mit Privatbürgern befinde man sich ebenfalls im Gespräch, einzelne hätten ihre Grundstücke bereits für legales Campen zur Verfügung stellen wollen - diese Möglichkeit werde geprüft. Andere Bundesländer würden nach ihren Erfahrungen befragt, auch mit Hilfsorganisationen in Rumänien in Verbindung.

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