Tiertransport: Vorwürfe gegen Moosbrugger

Schwere Vorwürfe erhebt NEOS-Abgeordnete Martina Pointner gegen Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger (ÖVP). Er habe unnötigerweise 21 Kühe lebend zur Schlachtung nach Graz bringen lassen. Dieser weist die Vorwürfe zurück.

In der Landtagssitzung am Mittwoch bezichtigte Pointner Moosbrugger eines schweren Verstoßes gegen den Tierschutz. Anfang September soll die Ländle Vieh Vermarktung Bregenz, eine eingetragene Genossenschaft unter der Obmannschaft von Moosbrugger, einen Viehtransport mit 21 Kühen von Dornbirn nach Graz transportieren haben lassen.

Vorwurf: Strecke nicht in acht Stunden zu schaffen

Vieh dürfe nicht länger als 4,5 Stunden innerhalb Österreichs transportiert werden, so Pointner. Nur in Ausnahmefällen könne die Transportdauer auf acht Stunden erhöht werden. Diese Richtlinie der Landwirtschaftskammer basiere auf Gesetzen. Selbst wenn diese Ausnahmebestimmungen auf den betreffenden Transport zugetroffen hätten, sei die 615 Kilometer lange Strecke von Dornbirn nach Graz für einen Großtiertransporter niemals in dieser Zeit zu schaffen. Die Zeit beginne mit dem Verladen der Tiere und ende mit dem Ausladen.

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Vieh nach Graz gebracht

Beitrag von Gernot Hämmerle, Holger Weitze und Ingo Hammerer.

Frage: Warum nicht im Schlachthof Dornbirn?

Damit habe Moosbrugger einen Gesetzesbruch zu verantworten, sagte Pointner. Hier handle es sich nicht nur um eine klare Missachtung der gesetzlichen Bestimmungen, sondern vor dem Hintergrund des Tierwohls um eine völlig unnötige Tierquälerei.

Eine derartige Missachtung der gesetzlichen Vorgaben komme nicht nur bei einzelnen schwarzen Schafen vor, sondern werde sogar von höchster Stelle veranlasst und gedeckt, kritisiert Pointner. Pikant sei auch die Tatsache, dass Moosbrugger auch Dornbirner Stadtrat ist. Hier gebe es einen Schlachthof, den letzten der öffentlichen Hand in Österreich. Moosbrugger müsste Interesse an der Auslastung des Dornbirner Schlachthofes haben.

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„Weise diese Kritik zurück“

Gernot Hämmerle hat mit Josef Moosbrugger gesprochen.

Moosbrugger spricht von „Probelieferung“

Der Verkauf der Kühe habe eine dauerhafte Partnerschaft mit einem Grazer Viehhändler anbahnen sollen, sagte Moosbrugger am Donnerstag gegenüber ORF Radio Vorarlberg. Künftig wäre dann Vieh in Dornbirn geschlachtet und das Fleisch nach Graz geliefert worden. Pointner erwiderte darauf in einer Aussendung, dass das Grazer Unternehmen kein Viehhändler, sondern ein Großschlachtbetrieb sei.

Auf die Frage, ob bei so einem Transport von Dornbirn nach Graz die Höchstgrenze von acht Stunden nicht zwangsläufig überschritten werden muss, antwortete Moosbrugger: „Was aus den Papieren, die von der Veterinärabteilung vorliegen, herauszulesen ist, sehe ich das nicht.“ Diese Frage müsse man dem Tiertransporter stellen. Es sei durchaus möglich, lange Strecken auch unter Einhaltung der Gesetze zu überwinden, es gebe ja schließlich auch Tiertransporte über längere Strecken.

Der Transport sei von einem Grazer Unternehmer beauftragt worden, nicht von der Ländle Vieh Vermarktung, sagt Moosbrugger. Es sei um eine Probelieferung gegangen, für den Transport sei der Grazer Unternehmer verantwortlich gewesen.

Moosbrugger: „Ich habe nichts gewusst“

Dass die Geschäftsanbahnung von den Mitarbeitern vorgenommen wurde, habe er nicht gewusst, so Moosbrugger: „Nach dieser Probelieferung gibt es keine weiteren Lebendtiertransporte nach Graz und auch außerhalb des Landes nicht“.

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Das Interview mit Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger führte ORF Vorarlberg-Redakteur Jürgen Peschina.

Von der Geschäftsführung der Ländle Vieh Vermarktung hieß es gegenüber dem ORF Vorarlberg, es sei darum gegangen, für das Vieh den besten Preis zu erzielen.

SPÖ: Eigenen Schlachthof geschädigt

SPÖ-Clubobmann Michael Ritsch fordert Konsequenzen, wenn die Vorwürfe wahr seien. Tiertransportregelungen seien verletzt worden, und Moosbrugger schädige mit der Vorgangsweise den Schlachthof Dornbirn, für den er selbst als Stadtrat zuständig sei. Immerhin gebe es seit sechs Jahren Diskussionen über die Finanzierung des Schlachthofs – da sollte Interesse an einer Auslastung bestehen, so Ritsch. Stattdessen würden Tiere durch Österreich gefahren – wie Ritsch mutmaßt, zum Vorteil der Ländle Vieh Vermarktung, deren Obmann Moosbrugger ist.

Grüne: Skandalöses Vorgehen

Die Tierschutzsprecherin der Grünen, Nina Tomaselli, bezeichnet es als skandalös, wenn Vorarlberger Tiere aus Profitinteressen nach Graz zum Schlachten gefahren würden. Ob das ein Einzelfall sei oder nicht, tue nichts zur Sache. Sie fordert eine Neuausrichtung des Vorarlberger Tierschutzes in Richtung Tierethik.

FPÖ: Schaden für Landwirte

Die freiheitliche Tierschutzsprecherin Nicole Hosp fordert angesichts der Vorwürfe eine vollständige Aufklärung. Solche Vorfälle würden dem gesamten Berufsstand schaden, kritisiert sie.