Ulrich Greiner: „Tractatus“ zum 70. Geburtstag

Ulrich Greiner hat am Freitagabend den Essay-Preis „Tractatus“ beim 19. Philosophicum Lech verliehen bekommen. Der Literaturkritiker erhielt den Preis exemplarisch für sein Werk „Schamverlust. Vom Wandel der Gefühlskultur“ - und das just an seinem 70. Geburtstag.

Der langjährige Feuilletonchef der Wochenzeitschrift „Die Zeit“ analysiert in seiner Studie den kulturellen Wandel von Gefühlen wie Schuld, Scham und Peinlichkeit. Dabei greift er auf Alltagsbeobachtungen ebenso zurück wie auf Beispiele aus der Weltliteratur - mehr dazu in „Tractatus“-Preis an Ulrich Greiner.

Philosophicum Lech Tractatus verliehen Ulrich Greiner

Florian Lechner

Bürgermeister Ludwig Muxel, Irmgard Leinen-Greiner, Jurorin Barbara Bleisch und Preisträger Ulrich Greiner (v.l.n.r.)

Laudatorin Barbara Bleisch lobte das Werk als ein Buch, „das von großer Geisteskraft zeugt und zugleich extrem lustvoll zu lesen ist.“ Greiner hüte sich davor, „diesen Wandel der Gefühlskultur als Ausdruck einer moralischen Verwahrlosung zu sehen - und auf die übliche Kulturkritik einzudampfen". Ihm sei eine "elegant geschriebene und philosophisch profunde Geschichte unserer Schamkultur“ gelungen - und damit auch „unseres Selbstverhältnisses“.

„Hat mich am meisten beschäftigt“

Greiner selbst betonte in seiner Dankesrede, dass er sich erstmals auf der „anderen Seite“ wiederfinde, nämlich nicht in der Rolle des Jurors, sondern in der des Ausgezeichneten. Dass er die Auszeichnung ausgerechnet für „Schamverlust“ erhielt, freue ihn besonders, schließlich sei es jenes Buch, „das mich am meisten beschäftigt hat und das im Innersten mit mir zusammenhängt“. Auch auf den eigentümlichen Zufall, dass er am Tag der Auszeichnung seinen 70. Geburtstag feierte, spielte Greiner an.

Der dreiköpfigen „Tractatus“-Jury gehören neben Philosophin und Journalistin Barbara Bleisch auch der Verleger und Schriftsteller Michael Krüger und der Autor und Philosoph Franz Schuh an. Der „Tractatus“ ist mit 25.000 Euro dotiert. Das Preisgeld wird von drei anonymen Privatpersonen zur Verfügung gestellt. Des 19. Philosophicum Lech steht heuer unter dem Motto „Neue Menschen. Bilden, optimieren, perfektionieren“ - mehr dazu in Philosophicum Lech: Bildungskonzepte.