Umstrittene „Penthesilea“-Premiere in Bregenz

Unterschiedlich fielen die Reaktionen auf die Premiere von Heinrich von Kleists „Penthesilea“ am Vorarlberger Landestheater aus: ORF-Kulturexpertin Ingrid Bertel spricht von einem „klaren, klugen Sprechtheater ohne Effekthascherei“, die APA von einem „Trauerspiel“.

Bertel betonte in ihrer Kritik insbesondere die Schwierigkeit, die Sprache in Blankversen so darzustellen, dass es der Zuschauer als natürliches Sprechen empfindet: „Das junge Heldenpaar - Hanna Binder als Penthesilea und Felix von Bredow als Achilles - stürzt sich mit entschlossener Energie auf diese Aufgabe.“

Saisonauftakt Vorarlberger Landestheater Penthesilea

Vorarlberger Landestheater

Hanna Binder und Felix von Bredow als Penthesilea und Achilles

Regisseur Jan Steinbach könne sich auf „zwei leuchtend präsente, energiegeladene, hinreißend differenzierte Hauptdarsteller“ verlassen. Daraus entwickle sich ein „klares, kluges Sprechtheater ohne Effekthascherei, ohne Klangbrei und Videogeflimmer.“ Das Stück sei „anrührend in Szene gesetzt und umwerfend gespielt“, so Bertel abschließend.

Kritik von ORF-Kulturexpertin Ingrid Bertel:

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Weitere Aufführungen von „Penthesilea“ am Vorarlberger Landestheater: 22. September, 7., 10., 15., 25. und 30. Oktober

APA: „Akustisch schwer verständlich“

Anders sah das die APA: von einem „Trauerspiel im doppelten Wortsinn“ berichtete die Nachrichtenagentur. „Die gebundene Kleist’sche Sprache, über die das Drama vermittelt wird, war über weite Strecken akustisch schwer verständlich, somit konnte die Botschaft kaum über die Rampe des Bregenzer Theaters dringen.“

Die reduzierte Bregenzer Fassung vermöge kaum „die dramatischen Konflikte zwischen kriegerischen Amazonen und Griechen, zwischen Gesellschaft und Individuum, zwischen Kampf und Liebe verständlich zu machen.“ Das liege einerseits an den schlichten, schwarzen Kostümen, andererseits aber auch an der „Sprachbarriere“. Der so wichtige Text bleibe über weite Strecken kaum verständlich, ebenso bleibe der Kampf der Geschlechter „matt“.

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„Penthesilea“-Premiere im Landestheater

Das Vorarlberger Landestheater hat sich an das schwierige Stück „Penthesilea“ von Heinrich von Kleist gewagt und damit am Freitag seine Spielzeit eröffnet.

Griechische Tragödie

Mit „Penthesilea“ eröffnete das Vorarlberger Landestheater am Freitag die heurige Saison. Das Stück von Heinrich von Kleist thematisiert in mythologischer Hülle den Konflikt zwischen religiös-gesellschaftlicher Ordnung, individueller Liebessehnsucht und Emanzipation. In der griechischen Überlieferung wird Achilles vor Troja durch einen Pfeil in die Ferse getötet. Bei Heinrich von Kleist (1777-1811) wird der Held Opfer der Liebe zur Amazonenkönigin, die ihn im Liebesfuror tötet und sich dann selbst umbringt.

Orientiert an der griechischen Tragödie „Ilias“ von Homer, in Blankversen und 24 Auftritten geschrieben (1808), hatte Goethe das Schauspiel nach erster Lektüre vehement abgelehnt. „Penthesilea“ wurde erst 1876 uraufgeführt, ganze 65 Jahre nach Kleists Suizid.