Alles abschießen in der TBC-Kernzone?

Behörden und Jäger stehen vor der Frage, wie eine TBC-Verbreitung im Bezirk Bludenz gestoppt werden kann. Unter den Jägern denken manche an einen Totalabschuss von Rotwild. Rechtlich ist das nicht möglich.

Die beste Lösung wäre ein Totalabschuss, meinen Jäger und Behördenvertreter. Damit wäre das TBC-Problem im Hinteren Klostertal (Bezirk Bludenz) zu bewältigen. Den Totalabschuss könne nur das Gesundheitsministerium verordnen, erklärt dazu Bezirkshauptmann Johannes Nöbl.

Diese Maßnahme sei auf eine Seuche ausgelegt, es müsste eine Durchseuchungsrate von mindestens 35 Prozent vorliegen. Die Jägerschaft räumt ein, dass ein Totalabschuss in der Berglandschaft nur in einem umzäunten Wildgatter möglich wäre. Dorthin müsste das Wild mithilfe einer Fütterung gelockt werden.

Schnelltests bei 100 Wildtieren

Bei 25 Prozent der erlegten Rotwildtiere in der TBC-Kernzone bestehe Verdacht auf TBC-Infektion, so das Ergebnis einer Erstuntersuchung. Über 100 geschossene Rotwildtiere wurden bisher schnellgetestet. Ein sicheres Ergebnis ist erst nach etwa drei Monaten zu erwarten - nach einer bakteriologischen Untersuchung in Innsbruck.

Die Bezirkshauptmannschaft Bludenz hob schon im Frühjahr die Schonzeit auf. Jäger können und sollen das ganze Jahr hindurch Wild schießen, um die Bestände zu reduzieren. Wie erfolgreich die Jäger damit sind, wird sich erst mit Ende der Jagdsaison im Winter zeigen.

Schonzeit im Frühjahr aufgehoben

Bei Alpvieh wurden bisher keine Infektionen festgestellt. Als TBC-Kernzone gilt das Gebiet südlich von Klösterle: Nenzigasttal mit gleichnamiger Alpe, Hinteres Silbertal, Wasserstubental, Gretschalpe. Insgesamt sind zehn Eigen- und Genossenschaftsjagden betroffen.

Kühe von der Nenzigastalpe wurden nach dem Alpabtrieb in abgetrennten Ställen untergebracht, um bei einem möglichen TBC-Verdacht nicht ganze Betriebe sperren zu müssen. Alle Kühe wurden mittels Schnelltest untersucht. Bisher gab es keine positiven Reaktionen auf den Test. Wegen der langen Inkubationszeit von TBC kommt dem Test aber nur bedingte Aussagekraft zu, so Landesveterinär Norbert Greber.

Grüne: Ursachen nachgehen

Vorarlbergs Grüne sehen im Totalabschuss von Rotwild keine Lösung des TBC-Problems. Landwirtschaftssprecher Daniel Zadra spricht sich dafür aus, die Ursachen herauszufinden und zu bekämpfen. Bisher sei etwa zu wenig beachtet worden, dass die TBC-Übertragung eng mit der Fütterung von Rotwild zusammenhängen könnte.