Flüchtlingsquartiere in Hallen vorbereitet

Während in Traiskirchen ein Aufnahmestopp droht, hält Vorarlberg seine Aufgaben für erfüllt. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) spricht sich zudem gegen eine Verschiebung der Kompetenzen an den Bund aus. Neben Hallen stehen nun auch 70 ÖBB-Wohnungen zur Verfügung.

Angesichts der dramatischen Lage im Flüchtlings-Aufnahme-Zentrum Traiskirchen fordert das UNO-Flüchtlings-Hochkommissariat UNHCR einen Aufnahmstopp. 2.200 Menschen sind dort ohne Obdach. Die Situation sei untragbar, gefährlich und menschenunwürdig. Innenministerin Mikl-Leitner (ÖVP) droht, Traiskirchen als Anlaufstelle zu schließen, wenn die Länder nicht bis übermorgen tragfähige Konzepte auf den Tisch legen.

Wallner spricht von zusätzlichen Unterkünften

In den kommenden Tagen werden über 100 Flüchtlinge nach Vorarlberg kommen. Sie waren bisher in Traiskirchen und Fieberbrunn untergebracht. Die Tennishalle in Götzis ist bereits fertig. Ein ehemaliges Firmengebäude in der Bildgasse in Dornbirn wird noch adaptiert. In Dornbirn sollen unter anderem Flüchtlinge, die derzeit auf dem Messegelände leben, untergebracht werden. Die bisherige Halle wird für die Herbstmesse gebraucht.

Vor drei Tagen habe Vorarlberg dem Bund 180 zusätzliche Plätze gemeldet, so Wallner am Dienstag. Außerdem sei bekanntgeworden, dass 70 Plätze in ÖBB-Gebäuden des Bundes in Vorarlberg zu Verfügung stünden. Es sei darüberhinaus auch ein weiterer Schub an Quartieren möglich, so Wallner am Mittwoch im ORF-Mittagsjournal.

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Wallner sagt, er habe angesichts der Bilder aus dem überfüllten Erstaufnahmezentrum in Traiskirchen „kein schlechtes Gewissen“. Vorarlberg werde seine Ouote erfüllen.

Kompetenzdebatte helfe nicht weiter

Eine Diskussion über die Verschiebung der Kompetenzen der Flüchtlingsbetreuung zum Bund, helfe in der derzeitigen Krisensituation nicht weiter, so Wallner. Im Klartext: Wallner will die Kompetenz auf Landesebene behalten. Gemeinden und Länder müssten eingebunden bleiben, so der Landeshauptmann.

Wallner plädiert außerdem für einen „Kampf gegen Schlepper“ und eine Obergrenze von 70.000 bis 80.000 Flüchtlingen in Österreich. Darüber müsse im Herbst gesprochen werden, so Wallner. Vom Bund verlangt Wallner eine Erhöhung der finanziellen Mittel in der Grundversorgung.

Schlafsäcke für Traiskirchen

Inzwischen investierte die Caritas 20.000 Euro in Schlafsäcke für Traiskirchen. Es läuft eine Spendenaktion: Man kann 20 Euro oder mehr spenden (Konto AT 16 3100 0004 0405 0050, Kennwort "Schlafsack/Traiskirchen) für ein Kind, das im Freien am Boden schläft. Caritas-Mitarbeiterin Bettina Riha-Fink berichtet, „so etwas habe ich noch nie gesehen“. Fink arbeitet seit 20 Jahren für die Caritas, derzeit vor allem in Traiskirchen.

„Bilder müssten nicht sein“

Die Bilder aus Traiskirchen erwecken in der Öffentlichkeit den Eindruck: „Das Boot ist voll“. Ob die Politik diese Symbolik ganz bewusst einsetzt, fragt Farangis Firozian. Die 32-Jährige gründete eine private Hilfsaktion für Traiskirchen. Die Unternehmerin aus Wien war einmal selbst Flüchtling in Traiskirchen. Sie floh aus dem Iran. „Solche Bilder müssten nämlich gar nicht sein. Es gibt genug Gemeinden und auch Privatleute, die gerne Menschen aufnehmen würden. Da stellen sich dann entweder die Länder quer, oder die Bürokratie legt ihnen Hürden in den Weg“, sagt Firozian. Mehr dazu im Kurier

Vier Millionen flüchten vor dem Krieg

3.984.393 Männer, Frauen und Kinder aus Syrien sind derzeit oft wochenlang auf der Flucht (UNHCR-Aussendung vom 17. Juni). Immer mehr Gemeinden, Bürgermeister, Initiativen und Privatleute reagieren. Sie nehmen Flüchtlinge auf und stellen Flüchtlingsfamilien private Wohnungen zur Verfügung. Auch beim Deutschlernen helfen Privatleute. Nach einem Aufruf des Kinderdorfes meldeten sich etwa 20 Patenfamilien in Bregenz, die unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betreuen wollen.

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