Auswahl von Pflegeeltern erfolgt mit System

Der Fall einer heute 53-jährigen Frau, die in ihrer Pflegefamilie in den 60er-Jahren misshandelt worden sein soll, sorgt für Diskussionen. Der Pflegekinderdienst betont, die Zeiten hätten sich geändert. Heute würden Pflegefamilien professionell ausgesucht und Äußerungen von Kindern ernst genommmen.

In Vorarlberg werden 230 Kinder in 175 Pflegefamilien betreut. Meist kommen sie als Babies oder im Kleinkindalter in die Pflegefamilie. Vorkommnisse wie im Fall der 53-jährigen Frau sind aus jüngster Zeit keine mehr bekannt. Bei der Staatsanwalt sind auch keine diesbezüglichen Strafanzeigen mehr eingegangen.

Der Pflegekinderhilfsdienst, der im Vorarlberger Kinderdorf angesiedelt ist, handelt im Auftrag der Kinder- und Jugendhilfe des Landes. Seit 20 Jahren wählt dieser Dienst Pflegefamilien aus. Bis zur Entscheidung werden interessierte Eltern ein halbes Jahr vorbereitet. Pflegeeltern werden sehr genau auf ihre Eignung überprüft, sagt die Leiterin des Pflegekinderhilfsdienstes, Silvia Zabernigg.

Es werden mehrere Hausbesuche gemacht und eine Familienanamnese erstellt, in der Stärken und Schwächen der Familie festgehalten werden. Es wird der Erziehungsstil beobachtet. Wie wird in einer Familie gestraft? Wie stabil sind die Eltern? Sind sie bereit zu einer ständigen Begleitung durch Hilfsdienste von außen? Wie stehen sie der Herkunftsfamilie gegenüber? Wie fördern sie den Kontakt zu den Kindeseltern?

Enger Kontakt mit Pflegekinderhilfsdienst

Eng bleibt der Kontakt zwischen Pflegekinderhilfsdienst und Pflegeeltern auch während der Betreuungsphase. Eltern sind zur Supervision verpflichtet und bekommen regelmäßige Hausbesuche von Sozialarbeitern, so Zabernigg. Auch das Kind könne mit allen Fragen kommen - man sei heutzutage sehr sensibel und offen und gehe Problemen nach. Früher hätten Kinder jedoch kaum eine Chance gehabt, im Falle von Missbrauchsfällen Gehör zu finden. Grundsätzlich werden jedenfalls für ältere schulpflichtige Kinder nur Paare mit Erziehungserfahrung zugelassen, denn die Aufgabe sei keine leichte.

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