Gynäkologe: Abbrüche gehören zur Basisversorgung

Bis zu 15 medizinisch indizierte Schwangerschaftsabbrüche werden laut Gesundheitsabteilung des Landes pro Jahr an Vorarlbergs Spitälern durchgeführt und von der Krankenkasse bezahlt. Über den Bedarf nach ungewollten Schwangerschaften gibt es keine Zahlen.

In Anlehnung an deutsche Statistiken sprechen manche von etwa 500 Schwangerschaftsabbrüchen jährlich in Vorarlberg. Der Gynäkologe Christian Fiala, Leiter des Ambulatoriums für Schwangerschaftsabbrüche und Familienplanung am Landeskrankenhaus Salzburg, geht von österreichweit 30.000 Abtreibungen aus.

Auch wenn man diese Zahl in der Gesundheitsabteilung des Landes Vorarlberg für zu hoch gegriffen hält, ist Fiala überzeugt, dass Abbrüche ungewollter Schwangerschaften zur medizinischen Grundversorgung öffentlicher Spitäler in Vorarlberg gehören.

Skandal: Nur ein privater Arzt führt Abbrüche durch

In ganz Westeuropa werden Schwangerschaftsabbrüche selbstverständlich von der Krankenkasse bezahlt und an öffentlichen Krankenhäusern durchgeführt, meint Fiala. Es sei ein Skandal, dass im 21. Jahrhundert in Vorarlberg nur ein privater Arzt, der noch dazu aus Lindau kommt und nur eine Zweitpraxis in Bregenz führt, für Schwangerschaftsabbrüche zur Verfügung steht. Laut Fiala sei dass absolut inakzeptabel.

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Gynäkologe Christian Fiala im Interview mit Magda Rädler

Erhöhte Anonymität im Ausland als Ausrede

Dass Abtreibungen im Ausland oder in anderen Bundesländern anonymer ablaufen, hält Fiala für eine Ausrede. Er habe es selbst in Salzburg miterlebt, wo an der Landesklinik eine eigene Ambulanz dafür eingerichtet wurde: Frauen ließen sich selbstverständlich auch in einem wohnungsnahen Zentrum behandeln.

Adoptionen nur in seltenen Fällen eine Alternative

Adoptionen seien nur in extrem seltenen Fällen eine Alternative, meint Fiala. Einer Frau vorzuschlagen, ihre ungewollte Schwangerschaft auszutragen, um das Kind für eine Adoption freizugeben, sei ein mechanistisches Menschenbild und absolut beleidigend für eine Frau, so Fiala.

Christian Fiala war fünf Jahre an den Spitälern in Bregenz und Feldkirch als Gynäkologe tätig und leitet heute unter anderem das Ambulatorium für Schwangerschaftsabbrüche und Familienplanung am Landeskrankenhaus Salzburg.

Link:

Primar: Spitäler nicht für Abtreibungen ausgerüstet (02.08.14, vorarlberg.ORF.at)