Glücksspiel: Mehr Jugendschutz gefordert

Online-Spiele und Apps können Jugendliche zum Glücksspiel verleiten. Davor warnt SUPRO-Leiter Andreas Prenn. Die Zahl jener, die Probleme mit dem Glücksspiel entwickeln, könnte somit auch in Vorarlberg steigen. Prenn fordert bessere Jugendschutzmaßnahmen.

Eine Studie des Instituts für Jugendkulturforschung, der Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft und Saferinternet.at liefert erstmals repräsentative Zahlen zur Nutzung von (Online-)Glücksspielen durch Jugendliche in Österreich. Befragt wurden 1.000 Zwölf- bis 24-Jährige in Österreich. Das Ergebnis: Dreiviertel der Jugendlichen haben schon mindestens einmal Geld bei einem kommerziellen Glücksspielanbieter eingesetzt.

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Umfrage: Spielst du Online-Glücksspiele im Internet oder auf dem Smartphone?

Aufgrund eines geringeren Angebots sind Wettlokale oder Glücksspielautomaten in Vorarlberg weniger problematisch als etwa in Wien, erläutert Andreas Prenn, Leiter der SUPRO-Werkstatt für Suchtprophylaxe der Stiftung Maria Ebene. Die Gefahr lauere vielmehr im Internet. Laut Studie spielen in Österreich zwar noch vergleichsweise wenige Jugendliche Online-Glücksspiele. Allerdings, so ein Ergebnis der Studie, spielen diese Spieler mit höherer Frequenz.

Andreas Prenn

mariaebene.at

Supro-Leiter Andreas Prenn

Apps als „Einstiegsdroge“

Problematisch schätzt Prenn aber bereits glücksspielähnliche Apps und Online-Angebote ein. Diese echtgeldfreien Angebote - zum Beispiel Roulette, Poker oder Anwendungen, die sich wie „einarmige Banditen“ spielen lassen - nutzen laut Studie rund 15 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen in Österreich.

Die Gewinnspielwahrscheinlichkeiten seien auf solchen Portalen sehr viel höher als im wahren Leben - die Jugendlichen würden somit oft regelrecht zum Spielen um echtes Geld verführt, so Prenn. Jugendschutzmaßnahmen würden dabei kaum greifen: Bereits Minderjährige könnten somit viel Geld verspielen.

Auch Cornelia Müller, Medienexpertin bei der SUPRO und Saferinternet-Referentin, warnt vor dem „Lock-System“ dieser glücksspielähnlichen Angebote. Der Übergang zum echten Glücksspiel sei sehr verlockend und aufgrund des mangelhaften Jugendschutzes auch einfach.

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Radiobeitrag von ORF-Redakteurin Beatrix Spalt; zu hören sind SUPRO-Leiter Andreas Prenn und SUPRO-Medienexpertin und Saferinternet-Referentin Cornelia Müller

Prenn: Glücksspiel wird zur Normalität

Das Glücksspiel, so Prenn, werde durch solche Angebote zur Normalität erhoben. Er geht davon aus, dass die Zahl jener Personen, die einen problematischen Glücksspielkonsum aufweisen, dadurch auch in Vorarlberg steigen wird. Denn gerade der frühe Kontakt mit dem Glücksspiel sei riskant. Man wisse aus Studien, dass ein problematischer Umgang mit Glücksspielen bei der Hälfte der betroffenen Erwachsenen schon vor dem 18. Lebensjahr entstanden sei - bei wiederum der Hälfte dieser Personen habe der kritische Glücksspielkonsum bereits vor dem 14. Lebensjahr begonnen, so Prenn.

Conny Müller

Supro

Cornelia Müller, Medienexpertin bei der SUPRO

Er sieht deshalb die Politik auf EU-Ebene gefordert, auf internationaler Ebene verbesserte Jugendschutzmaßnahmen umzusetzen. Das Glücksspiel unter 18 müsse verboten und auch sanktioniert werden.

Müller: Gespräch mit Kindern suchen

Eltern, die bemerken, dass ihre Kinder Online-Poker & Co. spielen, müssten aber deswegen nicht gleich in Panik vefallen, betonen sowohl Prenn als auch Müller. Der Weg in die Spielsucht sei dadurch nicht automatisch vorgegeben. Vielmehr sei es wichtig, mit den Jugendlichen das Gespräch zu suchen. Im Bedarfsfall bietet die SUPRO dabei Unterstützung. Hilfe und Beratung für Glücksspielsüchtige bietet auch die Beratungsstelle Clean der Stiftung Maria Ebene.

Kriterien für Glücksspielsucht
(Quelle: IMPULS - Magazin der Suchtprävention in Vorarlberg)

  • Intensive gedankliche Beschäftigung mit dem Glücksspiel
  • Schwer beherrschbarer Drang zum Spielen
  • Risikoreicheres Spielen
  • Kontrollverlust – der Betroffene kann das Spielverhalten nicht mehr kontrollieren
  • Das Spielen wird zum Lebensmittelpunkt – alles andere tritt in den Hintergrund
  • Verluste werden verheimlicht und durch neuerliches Spielen versucht auszugleichen
  • Schulden entstehen und nicht selten kommt es zu ungesetzlichen Handlungen, um an Geld zu gelangen
  • Beeinträchtigung von familiären und beruflichen Verpflichtungen
  • Psychische Folgeprobleme können zu existenziellem Zusammenbruch führen

Beratung/ Hilfe

  • Beratungsstelle Clean der Stiftung Maria Ebene
    Schießstätte 12/8
    6800 Feldkirch
    Tel.: 05522/ 38072
    Internet: Beratungsstelle Clean

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