Apothekenplattform: Beratung statt Versand

Der österreichische Apothekerverband hat erstmals eine Online-Plattform ins Leben gerufen - zwölf Apotheken aus Vorarlberg beteiligen sich daran. Der Versand von Arzneimitteln ist aber nicht vorgesehen, auch wenn dieser 2015 erlaubt werden soll.

Das in Österreich nach wie vor gültige Versandhandelsverbot von rezeptfreien Medikamenten hätte von EU wegen eigentlich schon heuer fallen müssen. Aufgrund der langwierigen Zertifizierungsverfahren dauert es aber bis 2015. Laut Jürgen Rehak, Präsident der Vorarlberger Apothekenkammer, soll bis Juni ein EU-Logo erlassen werden, das dann ein Jahr lang getestet werden soll. Dann erst sei die Aufhebung des Versandhandelsverbots angedacht, so Rehak gegenüber dem ORF Vorarlberg.

Reservierung gilt sieben Tage lang

Die heimischen Apotheken, die schon seit längerem Konkurrenz aus dem Internet haben, starten nun bereits jetzt ein Webportal namens apodirekt.at. Kunden können dort Medikamente reservieren.

Rund 700 der 1.340 österreichischen Apotheken machen mit. In Vorarlberg beteiligen sich zwölf Apotheken. Die Internetseite soll Kunden einerseits über Medizinprodukte informieren, andererseits können sie sich ihren Warenkorb an Kosmetika, rezeptfreien Pillen und Co. online zusammenstellen, den sie dann bei der Apotheke ihrer Wahl abholen. Die Reservierung gilt für sieben Tage, sobald die Waren da sind, gibt es ein SMS oder Mail.

Van Dellen: Risiken bei Medikamente-Versand

Auch wenn der Medikamente-Versand nächstes Jahr erlaubt werde, sei kein klassischer Online-Shop geplant, sagt Christof van Dellen, Obmann der Vorarlberger Landesgruppe des Österreichischen Apothekerverbandes. Denn der Online-Versand von Arzneimitteln berge etliche Risiken. Einerseits fehle die Beratung, andererseits seien unsachgemäße Lagerung und Transporte oft ein Problem. Zudem sei man auch nicht vor Fälschungen gefeit. So habe etwa eine Untersuchung des Apothekerverbands ergeben, dass Potenzmittel nur in den wenigsten Fällen auch das enthielten, was sie versprachen.

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Audio: Beitrag von ORF-Redakteurin Beatrix Spalt; zu hören ist Christof van Dellen, Obmann der Vorarlberger Landesgruppe des Österreichischen Apothekerverbandes

Dass in Vorarlberg der Apotheken-Versandhandel ab 2015 aufblühen wird, glaubt Van Dellen übrigens nicht. Zwar seien die Medikamente über den Onlinehandel oft günstiger, jedoch sei vielen Kunden gerade die persönliche Beratung über Nebenwirkungen und Gesundheitsrisiken wichtig. Dennoch, so räumt er ein, sei die Entwicklung in diese Richtung nicht aufzuhalten. Um dem Rechnung zu tragen, habe der Apothekerverband nun eben das Portal apodirekt.at ins Leben gerufen.

Versandapotheken in Deutschland seit 2004

In Deutschland sind Versandapotheken bereits seit 2004 erlaubt. Ihr Marktanteil am gesamten Medikamentenmarkt wird auf rund drei Prozent geschätzt. Auch Österreicher nutzen das Angebot von Online-Apotheken aus dem EU-Ausland.

Laut einem Vergleich der Plattform medikamentenpreise.at sind rezeptfreie Medikamente im Versand um bis zu 50 Prozent billiger.

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