Handyrechnung: A1 entschuldigt sich nicht

Der Streit um die 17.000-Euro-Handyrechnung, die ein Vorarlberger erhalten hat, geht weiter. Der Mann will auf das Kulanzangebot von A1 - er muss nur 500 Euro zahlen - nur unter gewissen Bedingungen eingehen. Unter anderem will er eine Entschuldigung. A1 will sich aber nicht entschuldigen.

Anwalt Schneider

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Anwalt Helgar Schneider

500 statt 17.000 Euro - mit diesem Kulanzangebot wollte der Mobilfunkbetreiber A1 den Fall so schnell wie möglich aus der Öffentlichkeit bringen und zu den Akten legen. Doch der Student André Hammerer und sein Anwalt Helgar Schneider geben sich mit Hinweis auf dutzende ähnliche Fälle damit nicht so schnell zufrieden. Ihnen gehe es ums Prinzip.

Regelung wie bei Kreditkarten?

A1 müsse anhand dieses Falles endlich dafür sorgen, dass solche Schockrechnungen erst gar nicht mehr möglich seien. Man hoffe, dass A1 nun Konzepte ausarbeite, um den SIM-Kartenbetrug durch Parallelschaltungen künftig zu verhindern und den Informationsfluss aus dem Ausland im Fall eines Missbrauchs zu beschleunigen. Es müsse eine Regelung wie bei Kreditkarten geben. Hier haftet der Kunde nur bei grober Fahrlässigkeit oder Vorsatz voll.

Der Student will auch eine Auflösung seines Vertrags „per Saldo aller wechselseitigen Ansprüche“. Man sei am Montagnachmittag von A1 durch eine E-Mail vom Kulanzangebot informiert worden, die nur einen einzigen Satz umfasst habe. Die Mobilfunkgesellschaft habe in der Presseaussendung am Montag „nicht einmal ansatzweise dargelegt, was sie unternehmen wird, um künftig solche Betrugsfälle zu verhindern“. So könne es seinem Mandanten, wie auch jedem anderen A1-Kunden, wieder passieren, mit einer solchen „Schockrechnung“ konfrontiert zu werden, bemängelte der Anwalt.

Sollte sich A1 dazu nicht bereit erklären, werde der Student keine Zahlung leisten und „sich bei Gericht bis zuletzt gegen eine (angebliche) Zahlungspflicht wehren“. Dann soll eine gerichtliche Entscheidung erreicht werden, auf die sich andere Kunden berufen könnten. Man hoffe, dass A1 nun Konzepte ausarbeite, um den SIM-Kartenbetrug durch Parallelschaltungen künftig zu verhindern und den Informationsfluss aus dem Ausland im Fall eines Missbrauchs zu beschleunigen. Er trete für eine an die Regelung bei Kreditkartenunternehmen angelehnte Lösung ein, hier hafte der Kunde nur bei grober Fahrlässigkeit oder Vorsatz voll.

A1 Handyrechnung Andre Hammerer

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Dem Studenten André Hammerer aus Alberschwende wurde das Handy in Spanien gestohlen.

Kulanzangebot bleibt bestehen

Die Pressesprecherin von A1, Livia Dandrea-Böhm, sagt, ihr Unternehmen werde sich bestimmt nicht entschuldigen. Das Kulanzangebot bleibe aber bestehen. Ob nun grundsätzliche Verbesserungen in Angriff genommen werden, müsse erst intern besprochen werden. Ob A1 den Kunden tatsächlich klagt, sollte er es auf einen Musterprozess ankommen lassen, könne man jetzt ebenfalls noch nicht sagen.

Handy sofort gesperrt

Laut A1 sei das Handy des Kunden sofort gesperrt worden, nachdem die hohen Kosten im System sichtbar wurden. Leider habe es drei Stunden gedauert, bis A1 vom spanischen Mobilfunkbetreiber die Informationen über diese hohe Summe erhalten hat. In dieser kurzen Zeit entstanden bereits die hohen Kosten. Der Kunde selbst habe erst Stunden später den Verlust gemeldet, so A1 in einer Aussendung.

Kunden haftbar

Kunden sind bis zu dieser Sicherheitssperre (oder zur Meldung des Verlustes des Handys) für (Auslands-)Gespräche, die bis dahin geführt wurden, haftbar - auch wenn diese von Dritten geführt wurden. Da die Telefongespräche in Spanien - also bei einem anderen Betreiber - stattgefunden haben, werden sie auch von dort an A1 weiter verrechnet. Da der betroffene Kunde die Gefahren von Betrugsbanden im Ausland nicht ausreichend einschätzte und die Schadenssumme sehr hoch ist, hat sich A1 entschlossen, für den aktuellen Fall in Kulanz den offenen Betrag auf eine Summe von 500 Euro zu reduzieren.

50 Fälle in den letzten sechs Monaten

Derzeit häufen sich solche Betrugsfälle - vor allem in Spanien. Gut 50 solcher Fälle hat A1 in den letzten sechs Monaten registriert, fast alle davon in Spanien.

Vorsicht im Ausland

Generell rät A1 allen Kunden, ihr Handy im Ausland mit besonderer Vorsicht zu nutzen und es wie einen Wertgegenstand zu behandeln. Alle Sicherheitsmöglichkeiten wie Pin Code und SIM Sperre sollten genutzt werden. Jedes Smartphone kann etwa einfach durch Kundenpasswörter usw. geschützt werden. Alternativ kann man im Urlaub auch auf ein Wertkartenhandy umsteigen.

17.000-Euro-Handyrechnung nach Diebstahl

Dem Vorarlberger wurde Mitte Februar in einer Diskothek in Barcelona gegen 5.00 Uhr früh sein Handy gestohlen. A1 sperrte die SIM-Karte um 9.00 Uhr. Innerhalb dieser kurzen Zeit soll der Student über 200 Stunden telefoniert haben. Diese stellte A1 in Rechnung und blieb bis auf einen zwanzigprozentigen Nachlass zunächst hart. Nach Medienberichten über die horrende Rechnung und einer Welle der Empörung, etwa auch auf Facebook, hatte der Mobilfunkbetreiber ein Einsehen und will noch 500 Euro haben - mehr dazu in Nach Handy-Diebstahl Rechnung von 17.000 Euro (vorarlberg.ORF.at; 29.3.2014).

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