Jugendanwalt fordert bessere Kooperationen

Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch hat am Freitag Bilanz über das Jahr 2013 gezogen. Er kritisierte, dass sich die Zusammenarbeit zwischen Sozialorganisationen, Land und Verwaltung verschlechtert habe - das Land versuche verstärkt dirigistisch vorzugehen.

Positiv hob Rauch die schnelleren Gerichtsverfahren durch die Familiengerichtshilfe und erfreuliche Ergebnisse bei Alkohol-Testkäufen hervor. Zudem seien weniger Kinder stationär im Ausland untergebracht und Sozialarbeiter der Bezirkshauptmannschaften hätten jetzt zweimal im Jahr Kontakt mit den Kindern, die sie fremduntergebracht haben.

Aber Rauch äußerte auch Kritik: Statt Gesprächen gebe es Anweisungen, sagte Rauch - er habe im vergangenen Jahr den Eindruck gehabt, man versuche mehr dirigistisch und vorgegeben vom Land die Sozialpolitik weiterzuentwickeln. Diesen Weg sollte man nach Ansicht von Rauch wieder verlassen und dafür zu den Kooperationen zwischen den einzelnen Systemen, Politik, Verwaltung und freien Trägern zurückkehren.

Rauch gegen „Grazer Modell“

Das „Grazer Modell“, bei dem Sozialorganisationen nicht mehr die einzelnen Klienten abrechnen, sondern Budgets erhalten, habe nur zu Einsparungen geführt - auf Kosten der Betroffenen. In Zeiten von steigender Arbeitslosigkeit und Armut müssten die Hilfen ausgebaut werden, so Rauch. Anstatt Planungssicherheit für Träger und Budgetoptimierungen für die öffentliche Hand sollte man die Interessen und Rechte von Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt stellen, fordert er. Man könne und solle nicht mit organisationstheoretischen Modellen darauf antworten.

Von der Vorarlberger Landesregierung erwartete sich Rauch nun deutliche Worte darüber, „wohin die Reise geht und was geplant ist.“ Sollte das Grazer Modell eingeführt werden, werde die Kinder- und Jugendanwaltschaft alle Möglichkeiten ausschöpfen, um zu zeigen, dass das der falsche Weg sei.

Verschlechtert habe sich auch die Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe und Jugendpsychiatrie, sagte Rauch. Bis vor eineinhalb Jahren hätten sich die Mitarbeiter zweimal im Jahr getroffen - vergangenes Jahr kein einziges Mal.

Schmid: „Diskutiere auf Augenhöhe mit Partner“

Soziallandesrätin Greti Schmid (ÖVP) will die Kritik von Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch nicht gelten lassen, wonach das Land in der Sozialpolitik Vorgaben bestimme, statt das Gespräch zu suchen. Sie sei jemand, der immer auf Augenhöhe mit Partnern diskutiere - und sie erwarte, dass das auch ihre Mitarbeiter tun, so Schmid gegenüber dem ORF Vorarlberg.

Zum Konzept der Sozialraumorientierung - wonach Organisationen nicht mehr Leistungen abrechnen, sondern mit fixen Budgets arbeiten - sagt Schmid, dass in enger Abstimmung mit Land, Gemeinden und Trägern an einem Vorarlberger Modell gearbeitet werde. Eine Reduktion der Kosten im Sozialbereich stehe nicht zur Diskussion.

Links: