Landtag: Gross kandidiert für Grüne

Die Grünen haben am Freitag einen Überraschungskandidaten für die Landtagswahl präsentiert. Anstelle des nicht mehr antretenden Bernd Bösch wird der Landes-Energiebeauftragte Adi Gross an dritter Stelle kandidieren. Er muss auf der Landesversammlung im Mai noch gewählt werden.

Als Spitzenkandidat der Grünen ist Landessprecher Johannes Rauch vorgesehen, auf Platz zwei folgt die stellvertretende Landessprecherin Katharina Wiesflecker.

Gross: Stärkere Orientierung am Gemeinwohl nötig

Gross sagte am Freitag bei einer Pressekonferenz, es gebe im Bereich der Energieautonomie zwar einige Teilerfolge - die Klimaziele 2020 erreiche man aber nicht, wenn man weiter so verfahre wie jetzt. Er wolle nun dieses Ziel auf einer anderen Ebene - nämlich in der Politik - weiterverfolgen.

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Im Video zu sehen: Adi Gross (Grünen-Landtagskandidat), Johannes Rauch (Grünen-Klubobmann Grüne); Beitrag von Daniel Rein, Manfred Abel, Ingo Hammerer

Im Moment, so Gross, sei in punkto Energieautonomie der Einfluss von Wirtschaft und Industrie auf die Landesregierung zu groß. Hier sei eine neue Gewichtung der Interessen und eine stärkere Orientierung am Gemeinwohl nötig. „Politik hat nicht die Aufgabe, die leichten Dinge zu machen, sondern auch harte Nüsse zu knacken“, betonte der Überraschungskandidat.

Gross will Anfang Mai seine Funktion zurücklegen

Gross erklärte, ihm sei wichtig, dass er gestalten könne, er werde sich daher von außen konstruktiv einbringen. Er wolle sich auch in Zukunft um ein korrektes Verhältnis mit Energielandesrat Erich Schwärzler (ÖVP) bemühen. „Es ist mir aber klar, dass es nicht leichter wird“, so Gross. Er habe Schwärzler angeboten, Anfang Mai aus dem operativen Geschäft auszusteigen.

Adi Gross und Johannes Rauch

Die Grünen Vorarlberg

Adi Gross und Johannes Rauch

Er wolle sich spätestens ab 1. Oktober ohne Bezüge karenzieren lassen, so der Landesbedienstete. Gross ist 52 Jahre alt, studierte Energietechnik in Graz und war ab 2001 zehn Jahre lang Leiter des Vorarlberger Energieinstituts, bevor er 2011 die Leitung des Energie-Fachbereichs im Amt der Vorarlberger Landesregierung übernahm.

Rauch spricht von „Glücksfall“

Klubobmann Rauch sagte, die Grünen hätten - ebenso wie die ÖVP mit Landesstatthalter Rüdisser oder Gesundheitslandesrat Bernhard - einen der besten Köpfe aus der Landesverwaltung gewinnen können. Es sei ein „Glücksfall“, dass sich Gross als ausgewiesener Experte für erneuerbare Energie und energieeffizientes Bauen entschlossen habe, für die Grünen zu kandidieren

Laut Rauch war seit langem abgesprochen, dass Bösch nicht mehr antreten werde. Er wolle sich auf die Gemeindepolitik in Lustenau konzentrieren. Die Grünen-Landesliste werde am 16. Mai in Dornbirn basisdemokratisch beschlossen. Er gehe von einer hohen Zustimmung für Gross aus, so Rauch. Bis Anfang Juni sollten dann auch die Bezirkslisten stehen.

Schwärzler will rasch Nachfolger finden

Landesrat Erich Schwärzler (ÖVP) sagte gegenüber dem ORF Vorarlberg, der Abgang von Gross sei schade in Bezug auf die Weiterentwicklung der Energieautonomie schade, sie werde aber dennoch weiter konsequent umgesetzt. Schwärzler widersprach der Aussage von Gross, die Wirtschaft übe dabei zu großen Einfluss aus: Die Ziele könnten nur gemeinsam entwickelt werden, wenn man die Bedürfnisse der Wirtschaft abkopple, sei das zum Scheitern verurteilt.
Ob Gross wie gewünscht karenziert werde, sei Sache der Personalabteilung. Er sei jedenfalls daran interessiert, möglichst rasch einen Nachfolger als Energiebeauftragten zu finden.