Passivhaus: Höhere Kosten für Haustechnik

Eine neue Studie des Energieinstituts hat ergeben, dass Passivhäuser auf die Dauer von 30 Jahren gerechnet nicht die kostengünstigste Lösung sind. Den geringen Energiekosten würden höhere Kosten für die Haustechnik gegenüberstehen.

Am Mittwochabend wurden bei einer gemeinsamen Veranstaltung des Energieinstituts mit dem Architekturinstitut eine Studie des Wiener Instituts E7 vorgestellt.

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Im Video zu sehen: Martin Ploss (Energieinstitut Vorarlberg), Wilhelm Muzyczyn (Geschäftsführung, Alpenländische Heimstätte); Beitrag von Franz-Michel Hinteregger, Reinhard Mohr, Christina Lachner

Um 14 Cent pro Quadratmeter ist laut Studie ein Gebäude in Passivhausqualität teurer als ein Niedrigstenergiehaus. Bei den üblichen Baukosten von mehreren tausend Euro pro Quadratmeter bewegt man sich damit im Zehntelpromillebereich. 14 Cent seien jedoch viel, wenn man bedenke, dass es darum gehe, die Errichtungskosten zu senken, um Mieten leistbarer zu machen, so Wilhelm Muzyczyn, Geschäftsführer beim gemeinnützigen Wohnbauträger Alpenländische Heimstätte. In der Studie wurden keine Förderungen seitens der öffentlichen Hand und für Gas und Pellets eine Preissteigerung von drei Prozent pro Jahr eingerechnet.

Ziel sind wirtschaftlichere Passivhäuser

Durch die aufwändige Haustechnik von Passivhäusern entstehen höhere Wartungs- und Instandhaltungskosten. Daran müsse gearbeitet werden, so Martin Ploss von Energieinstitut Vorarlberg. Es gebe bereits Passivhäuser, die wirtschaftlicher sind, da man die Wartungskosten stark reduzieren habe können. An dieser Problemlösung müsse man weiter arbeiten.

Das sieht auch Wilhelm Muzyczyn, Geschäftsführer beim gemeinnützigen Wohnbauträger Alpenländische Heimstätte, so. Was man sich bei den Wohnungen an Energiekosten beim Heizen spare, müsse man für Instandhaltung und Wartung ausgeben.

Hohe Grundstückspreise als Kostentreiber

Die Studie des Energieinstituts besagt aber auch, dass die wahren Kostentreiber beim Wohnen vor allem die hohen Grundstückspreise sind: Sie sind allein in den vergangenen zwölf Monaten um bis zu 25 Prozent gestiegen. Mitgrund dafür: die Flut an bautechnischen Vorschriften etwa für teures Sicherheitsglas und für Brandschutz oder die geforderte Barrierefreiheit. Aber auch der Wunsch vieler Menschen nach Glasfronten anstelle von Mauern in möglichst offenen, lichtdurchfluteten Räumen treibt die Wohnkosten deutlich mehr nach oben als die energetischen Vorgaben.

Motivforscherin: „Passivhaus wird es schwer haben“

Anlässlich der Wohnbautage im Bregenzer Festspielhaus weilte am Donnerstag die Trend- und Motivforscherin Helene Karmasin aus Wien im Land. Sie sprach darüber, wie sich Bauen und Wohnen bis zum Jahre 2030 weiterentwickeln werden. Am Nachmittag war sie zu Gast im ORF-Landesstudio. Im Interview mit ORF-Redakteur Franz-Michel Hinteregger hinterfragte sie die Zukunft des Passivhauses.

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Video: Trend- und Motivforscherin Helene Karmasin im Interview mit ORF-Redakteur Franz-Michel Hinteregger

Das Passivhaus werde es sehr schwer haben, prognostiziert Karmasin. Denn die Leute würden für das zahlen, was ihnen emotional teuer sei. Das Passivhaus habe es bis jetzt nicht geschafft, in die Wohnträume einzudringen. Als Wohntraum bezeichnet sie die Vorstellung vom großzügigen Loft, vom erhobenen Wohnen mit vielen Glasfronten, wo nur die Natur „hereinschaut“. Realisiert werden könne dieser Wohntraum nur von Menschen, die das dafür nötige Geld hätten. Die Schere zwischen Reich und Arm gehe in diesem Bereich immer weiter auseinander, so Karmasin. Sie erachtet es als notwendig, dass der Staat Gemeingüter zur Verfügung stellt, wodurch die schwächeren Mitglieder auch zu ihrem Recht kommen. Das werde die Herausforderung der Zukunft sein, so Karmasin.

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