Bauern wollen keine „Abkassierer“ sein

Über 670.000 Euro an Alpflächenförderungen müssen Vorarlberger Bauern laut Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich zurückzahlen. Die Bauern wehren sich dagegen, als „Abkassierer“ dargestellt zu werden - eine Interessensgemeinschaft wurde gegründet.

Berlakovich (ÖVP) betont, dass mehr als 70 Prozent der Rückforderungen maximal 500 Euro betragen.

Landwirt muss 60.000 Euro zurückzahlen

Einer der negativen Ausreißer bei der Höhe der Rückzahlungen ist ein Betrieb aus Vorarlberg. Er muss - aufgrund nicht übereinstimmender Flächenangaben - mehr als 60.000 Euro zurückzahlen. Recherchen des ORF Vorarlberg haben ergeben, dass der betroffene Landwirt aus dem Großen Walsertal stammt.

Kräutler: Fördersystem kaum nachvollziehbar

Die Bauern wehren sich dagegen, in der Öffentlichkeit als „Abkassierer“ dargestellt zu werden. Reinhold Kräutler aus Koblach, der selbst eine Alpe bewirtschaftet, hat eine Interessensgruppe gegründet, die sich mit den aus ihrer Sicht ungerechtfertigten Forderungen beschäftigt. Das Antrags- und Fördersystem sei kaum nachvollziehbar, sagt Kräutler. Zudem würde es laufend abgeändert.

Innerhalb sechs bis sieben Jahren würden Rahmenbedingungen so „verdreht“, dass es heiße, die Bauern hätten gestohlen und Rückforderungen verlange, so Kräutler.

Mehrere Rechtsmittelverfahren im Gange

Bei der Landwirtschaftskammer heißt es, man habe keinen Zugang zu den Rückforderungsdaten und könne deshalb die Situation zu wenig genau einschätzen. Bei mehreren Betrieben würden aber Rechtsmittelverfahren laufen, weil sie die Rückforderungen als unbegründet ansehen.

Allgäuer (FPÖ) fordert neues Flächenermittlungssystem

FPÖ-Landtagsabgeordneter Daniel Allgäuer forderte am Mittwoch in einer Aussendung eine praxistaugliche Lösung, auf die sich Bauern verlassen könnten. Das bisherige System der Alpflächenfeststellung habe sich als völlig untauglich erwiesen und letztendlich zu den nunmehrigen Rückzahlungen geführt.

„Es ist leider eine Tatsache, dass Theorie und Praxis im Bereich der Ermittlung von Futterflächen auf den Alpen deutlich auseinander liegen. Selbst verschiedene Prüfer kamen bei der ermittelten Alpfläche zu unterschiedlichsten Flächenausmaßen. Die Zeche dafür zahlen jetzt die Bauern", so Allgäuer. Das dringend zu schaffende neue System müsse aus seiner Sicht eine Bewertung der Futterflächen auf der Alpe - und zwar im Beisein der Alpverantwortlichen und der Prüfer – sicherstellen. Damit hätten die Bewirtschafter vor Ort die Möglichkeit, auf besondere Umstände (wie z.B. verunkrautete Flächen, Überhang durch Bäume) hinzuweisen. Neben dem Alpflächenausmaß müsse aber auch weiterhin der Viehbesatz Berücksichtigung finden.

Allgäuer erwarte sich, dass die eigens eingerichtete „Fischler-Kommission“ endlich Ergebnisse liefere. Die Planungssicherheit für Bauern müsse sichergestellt werden.

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