Pflegevorsorgestrategie bis 2030 präsentiert

Das Land Vorarlberg hat Anton Amann von der Universität Wien damit beauftragt, ein Monitoring zur Pflegevorsorge bis 2030 für Vorarlberg zu entwickeln. Das soll die Grundlage sein, um in den kommenden Jahren den Bedarfs in der Pflege zu steuern.

Wie viele Pflegeplätze braucht das Land im Jahr 2030? Angesichts fortschreitender Überalterung der gesamten Gesellschaft ist die Antwort auf diese Frage von zentraler Bedeutung, um den künftigen Bedarf möglichst gut abschätzen und vorsorgen zu können. Die Landesregierung will sich dabei nicht auf eigene Einschätzungen verlassen, sondern hat sich wissenschaftliche Hilfe geholt: Professor Anton Amann vom Institut für Soziologie der Universität Wien wurde damit beauftragt, den Bedarf in Pflege und Betreuung in Vorarlberg bis zum Jahr 2030 zu erheben.

Pflegebedarf wird dramatisch ansteigen

Dieser Bedarf steigt dramatisch, allein schon wenn man sich die demografische Entwicklung vor Augen hält: die Zahlen hat der Professor für Soziologie Anton Amman von der Universität Wien - ein gebürtiger Kleinwalsertaler übrigens - im Auftrag des Landes erhoben.

In 20 Jahren wird es in Vorarlberg um die Hälfte mehr 70-bis 79-jährige Menschen geben als heute. Bei den bis-90-Jährigen sind es knapp 80 Prozent und bei den über-90-Jährigen sogar 226 Prozent mehr. Kein Wunder also, wenn der Grundsatz weiter verstärkt werden soll, alte Menschen solange wie möglich zuhause zu pflegen und zu betreuen.

Abwanderung verschärft Situation

Verschärfend kommt hinzu, dass in den ländlichen Regionen immer mehr junge Menschen abwandern, die dann bei der Pflege der Alten fehlen. Das heißt aber nicht, dass in den ländlichen Regionen mehr Pflegeheime gebaut werden müssen, sagt Anton Amann. Jetzt käme es darauf an, weiteres, privates Pflegepotential zu finden und zu aktivieren. Zudem müssten die einzelnen Einrichtungen besser koordiniert werden. Heißt, laut Amann, die Strukturqualität des Angebots zu verbessern. Und weiter müsse man in Zukunft die mobilen Angebote zu Hause besser und intensiver nutzen, so Anton Amann.

Schlüssel in der Zusammenarbeit der Gemeinden

Der einzige, auch finanziell gangbare Weg führt in Richtung verbindlicher, regionaler Zusammenarbeit der Gemeinden, so Soziallandesrätin Greti Schmid. Jahrelang schon kritisiert aber die Opposition, dass sich das Land scheue, das den Gemeinden einfach vorzuschreiben.

„Wir gehen schon und werden auch in Zukunft den Weg gehen, dass wir durch Anreizförderungen die Kooperationen in den Gemeinden bestmöglich unterstützen“, so Greti Schmid. Dazu werde auch einiges an finanzillen Mitteln in die Hand genommen. Pro Jahr sind es derzeit immerhin 65 Millionen Euro, die Land und Gemeinden zusammen für die Pflege und Betreuung aufwenden. Dieser Betrag wird in Zukunft wohl weiter steigen.

Lob und Kritik von Opposition

Von der Opposition gibt es Lob und Kritik. SPÖ-Sozialsprecherin Gabi Sprickler-Falschlunger meint knapp: Die Strategie enthalte kaum Neues, die Probleme seien lang bekannt und von Landesrätin Schmid bisher nicht gelöst worden. Eine der größten Herausforderungen - die Versorgung Demenzkranker - werde in der Strategie kaum angesprochen.

Dem Freiheitlichen Sozialsprecher Ernst Blum geht es ums Personal: Der erwartete Bedarf sei enorm, die Einkommens-Benachteiligung des ambulanten Langzeit-Pflegepersonals gegenüber dem Spital bleibe aber ungelöst.

Grünen-Sozialsprecherin Katharina Wiesflecker hingegen hält die Strategie für einen guten Ansatz, die Probleme würden endlich umfassend angegangen. Vieles sei aber noch offen, etwa die tatsächliche Verbindlichkeit der Gemeinde-Kooperationen oder die Lösung des Pflegepersonal-mangels.