People’s Viennaline streicht Flüge im Herbst

Der Konkurrenzkampf zwischen AUA und People’s Viennaline um die Strecke Altenrhein-Wien zeigt immer mehr Spuren: Die People’s nimmt laut Wirtschaftspresseagentur im Herbst zahlreiche Flüge aus dem Buchungssystem, die im offiziellen Flugplan angeboten werden.

Recherchen der Wirtschaftspresseagentur.com im Buchungssystem von People’s Viennaline haben ergeben, dass das Unternehmen nach der Sommerpause zwischen September und Dezember 2012 in großem Umfang Flüge aus dem System nimmt, die gemäß offiziellem Flugplan angeboten werden müssten. Diese Streichungen bei People’s seien aufgrund ihrer Vielzahl nicht mehr mit den in der Luftfahrtbranche üblichen Vorgängen zu erklären, wo aufgrund geringerer Nachfrage oder anderer Zwischenfälle immer wieder einzelne Flüge ausfallen.

Bis zu 40 Prozent der offiziellen Flüge gestrichen

So hat People’s Viennaline im September 2012 fast 20 Prozent ihrer gemäß Flugplan angebotenen Flüge nicht durchgeführt. Im Oktober ist derzeit mehr als ein Viertel der offiziell angebotenen Flüge nicht im System buchbar. Für November steigt die Zahl der nicht mehr buchbaren und damit gestrichenen Linienverbindungen auf fast 29 Prozent aller im Flugplan angebotenen Flüge. Und im Dezember hat People’s nach derzeitigem Stand im Buchungssystem mehr als 40 Prozent der Flüge des Flugplanes auf der Strecke zwischen Altenrhein und Wien gestrichen.

Mittagsrotation besonders betroffen

Von den Streichungen insbesondere betroffen ist ab Mitte November die Mittagsrotation (Altenrhein ab 10.10 Uhr, retour 16.00 Uhr). Sie entfällt zwischen Mitte November und Ende Dezember bis auf wenige Ausnahmen vollständig. Die Berechnungen dieser Prozentzahlen basieren auf der Annahme: vier Wochen = ein Monat. Pro Monat bietet People’s auf dieser Basis gemäß Flugplan im Schnitt 136 Flüge beziehungsweise 68 Rotationen an (Mo-Fr 3 mal täglich hin und retour, Sa 1x hin und retour, So 1x hin und retour).

People’s-CEO bestätigt Flug-Ausdünnung im Herbst

Armin Unternährer, CEO der People’s Viennaline, bestätigte auf Anfrage, dass man aufgrund des Überangebotes auf der Strecke Altenrhein-Wien aus ökonomischen und ökologischen Gründen Flüge, die gar nicht oder nur sehr gering nachgefragt werden, aus dem System genommen habe und dies auch weiterhin tun werde.

„Mit sechs Rotationen pro Tag unter der Woche ist diese Strecke einfach überbedient“, so Unternährer. Das mache keinen Sinn, hier zu fliegen. „Wir haben immer gesagt, dass wir gerne dreimal täglich fliegen, wenn der Bedarf da ist. Aber er ist derzeit nicht vorhanden, insbesondere rund um die Mittagsrotation.“ Deshalb seien bestimmte Flüge von vornherein gar nicht mehr buchbar. Das gelte jetzt einmal bis Ende Dezember.

Schwache Nachfrage für Jahresbeginn erwartet

Aber auch die Monate Jänner und Februar dürften erfahrungsgemäß verhältnismäßig schwach werden von der Nachfrage her, sagte Unternährer. Man sei jedoch sehr flexibel bei kurzfristigen Anfragen. „Wenn sich abzeichnet, dass jemand mit 40 Leuten nach Wien fliegen will, dann können wir hier sehr schnell reagieren.“

Auf die Frage, ob man nach Veröffentlichung eines offiziellen Flugplanes luftfahrtrechtlich nicht in einer gewissen Weise daran gebunden sei, eine bestimmte Mindestanzahl dieser Flüge auch durchzuführen (oder den Flugplan halt dementsprechend zu ändern), meinte Unternährer, dass andere Luftfahrtgesellschaften auch immer wieder Flüge streichen würden.

Luftfahrtexperten: 60 Prozent der Kosten variabel

Für Luftfahrtexperten ist das Verhalten der People’s Viennaline „zweifelsohne“ auf den starken Konkurrenzdruck auf der Strecke Altenrhein-Wien zurückzuführen. Für Verwunderung sorgt jedoch, dass People’s ausgerechnet in den auf dieser Strecke starken Monaten Oktober und November bis hin zu Mitte Dezember so massiv Flüge aus dem System nimmt.

Rein ökonomisch mache das Herausnehmen jedoch durchaus Sinn. Denn rund 60 Prozent aller Kosten in der Luftfahrbranche sind variabel (Kerosin, Start- und Landegebühren, verpflichtende Service-Einheiten nach einer bestimmten Anzahl von Betriebsstunden etc.).

Die AUA hat bis Ende 2015 einen Vertrag für Altenrhein. Bis dahin müssten sich Passagiere also immer wieder darauf einstellen, dass offizielle Flugpläne entsprechend gekürzt werden - außer es ergibt sich eine andere Entwicklung bei den beiden Anbietern, heißt es unter Experten.

AUA: „Nur eine Handvoll Flüge gestrichen“

Beim zweiten Altenrhein-Wien-Anbieter AUA erklärte Stützpunktleiter Jürgen Leissing auf Anfrage, dass natürlich rund um die Weihnachtszeit die Nachfrage seit jeher zurückgehe. Dennoch zeige die Liste der auf dieser Strecke gestrichenen Flüge in den Monaten September bis Dezember, dass die AUA „pro Monat nur eine Handvoll Flüge aus dem System“ nehme, so Leissing.

An größere Streichungen sei nicht gedacht, der veröffentlichte Flugplan werde zum allergrößten Teil eingehalten. Das zeigen auch die derzeit im System buchbaren Flugverbindungen gemäß Flugplan. Erst im Jänner werde der Flugplan aufgrund der dann immer rückläufigen Nachfrage angepasst.

Link:

50 Prozent Auslastung für „People’s Viennaline“ (vorarlberg.ORF.at, 20.1.12)
Streit zwischen Fluglinien verschärft sich (vorarlberg.ORF.at; 28.10.11)