Pensionist soll falsches Viagra verkauft haben

Einem pensionierten Bregenzerwälder wird nach Angaben der „Vorarlberger Nachrichten“ („VN“) vorgeworfen, Mitglied einer Bande gewesen zu sein, die gefälschte Potenzpräparate verkauft haben soll. Der Betrugsfall wird am Landesgericht Feldkirch verhandelt.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Bregenzerwälder vor, im großen Stil in den Internethandel mit falschen Viagra-Tabletten und anderen Pillen verwickelt zu sein. Über Jahre hinweg soll der Mann als Mitglied einer kriminellen Vereinigung über 153.000 Internetbestellungen ausgeführt haben - wobei 2011 über 20 Millionen Euro erwirtschaftet wurden.

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Video: „Vorarlberg heute“-Beitrag von ORF-Redakteurin Birgit Hackspiel. Sie sprach mit Gerichtspressesprecher Reinhard Flatz, mit dem Sprecher des Landeskriminalamtes Stefan Morscher und mit Vedrana Udovicic, Apothekerin in der Brückenapotheke Bregenz.

Bande soll hoch professionell agiert haben

Die Pillenkäufer kamen aus Deutschland Österreich und der Schweiz und erhielten allesamt die Ware per Post. Die kriminelle Bande soll hoch professionell agiert haben. So wurden Führungspersonal, Fahrer und Verpackungsmitarbeiter angeheuert, im Internet wurde die Ware beworben.

Als Anreiz für effektive Arbeit sollen Mitarbeiter auch gratis Bordellbesuche erhalten haben. Der Bregenzerwälder, dessen Ex-Frau auch mitangeklagt wurde, ist nur teilweise geständig. Er gab zu, seinem Sohn, der in Tschechien eine Pornoproduktionsfirma habe, geholfen zu haben. Vom Sohn fehlt jede Spur. Die Ex-Frau soll 3.000 Pillenkuverts an die Käufer geschickt haben.

Prozesstermin am 9. Oktober

Der 62-Jährige und seine Ex-Frau müssen sich am 9. Oktober am Landesgericht Feldkirch vor Richter Norbert Melter wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs und Bildung einer kriminellen Vereinigung verantworten. Laut Gerichtspressesprecher Reinhard Flatz ist in Deutschland ein großes Strafverfahren gegen die Organisatoren und deren Betrugssystem am Laufen. Der österreichische Part werde im Rahmen dieses Verfahrens abgehandelt.

„Handel mit Tabletten hat zugenommen“

Die Kriminalpolizei spricht von einem immer größer werdenden Problem. Vor allem der Handel mit Tabletten und illegalen Präparaten habe stark zugenommen, so der Internetexperte der Kriminalpolizei Harald Longhi. Das Internet ermögliche es Trittbrettfahren, sich an kriminelle Organisationen anzuhängen.

Keiner wisse, welche Qualität diese Wirkstoffe hätten, die im Internet vertrieben werden, so Longhi und, ob sie dem europäischen Standard entsprächen.

Polizei empfiehlt: Produkte bei lokalen Händlern kaufen

Die Pharmaindustrie versuche deshalb, ihre Produkte mit verschiedenen Sicherheitsmerkmalen wie zum Beispiel Hologrammen zu schützen. Der einzige wirksame Schutz für den Konsumenten sei der, Pharmaprodukte nur in lokalen Apotheken oder Drogerien zu kaufen, sagte Longhi.

Zeigt der aktuelle Fall mit einer Schadenssumme von 20 Millionen Euro und 150.000 Kunden, die geprellt wurden, nicht auch eine gewisse Ohnmacht der Sicherheitsbehörden? Zuerst sei der Zoll gefordert, sagte Longhi, der müsse verhindern, dass gefälschte Ware nach Österreich gelange. Im nächsten Schritt liege die Verantwortung aber wieder bei den Internetkunden. Die Gesundheit sollte einem so viel wert sein, dass man derartige Produkte nicht im Internet bestellt, so Longhi.