Kontroverse um Drogengebrauchsräume

Laut „Ex und Hopp“-Leiter Bernhard Amann ist das Drogenkonzept veraltet - Drogenkonsumräume etwa würden fehlen. Von diesen rät der Drogenbeauftragte Reinhard Haller ab. Amann fordert Landesrat Christian Bernhard auf, selbst zu entscheiden.

Drogensüchtige würden in Vorarlberg kontrolliert und überwacht, nicht aber unterstützt, meint Bernhard Amann. Zwar sei im stationären Bereich durch den Neubau des „Ex und Hopp“ in Dornbirn und der Entzugsstation Lukasfeld einiges passiert - nicht aber im fachlichen Bereich. Nach wie vor gebe es keine Drogenkonsumräume, in denen Süchtige unter sterilen Bedingungen und fachlicher Aufsicht Drogen konsumieren können. In der Substitutionstherapie werde nach wie vor Methadon und Substitol verwendet, anstatt kontrolliert Heroin einzusetzen. Das sei in Deutschland und der Schweiz schon üblich, sagt Amann.

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„Verlassen uns auf Experten“

Für Gesundheitslandesrat Christian Bernhard (ÖVP) sind Amanns Forderungen nicht neu. Das Land vertraue aber auf die Fachkompetenz der Suchtexperten - wie etwa von Primar Reinhard Haller, Chefarzt der Stiftung Maria Ebene. Bisher sei ihm bei keiner der Forderungen ein Vorschlag unterbreitet worden, der überzeugend besser sei, so Bernhard. Für Gespräche sei er offen. Nur weil man Konzepte nicht jedes Jahr neu schreiben lasse, heiße das aber noch lange nicht, dass sich nichts weiterentwickele.

Haller: „Spritzerstube bringt nichts“

Der Drogenbeauftragte des Landes, Primar Reinhard Haller, räumt zwar ein, dass in den 1990er Jahren eine kontrollierte Heroinabgabe in eignen Drogengebrauchsräumen überlegenswert war - seitdem habe sich aber die Drogenszene komplett geändert. Man sei weggekommen vom Heroin, chemische Drogen würden die Szene beherrschen. Eine „Spritzerstube“ würde überhaupt nichts bringen, so Haller. Zudem sei der Anziehungseffekt und die Verelendung der Szene, die von den Drogengebrauchsräumen ausgehen, groß. Haller weist diesbezüglich auf Zürich, wo man damit gescheitert sei.

Deutschland und Schweiz als Vorbilder für Amann

„Im Gegenteil“, sagt dazu Drogenberater Bernhard Amann. Deutschland und Schweiz seien Vorbilder und sogar das Bundesministerium habe 2010 entsprechende Räume für Österreich empfohlen. Die Nachbarn hätten gute Erfahrungen gemacht. So hätten zum Beispiel Infektionskrankheiten wie HIV oder Hepatitis C erheblich reduziert werden können. Auch der öffentliche Raum sei dadurch entlastet worden.

Man habe viel weniger Spritzen im öffentlichen Raum gefunden. Genau das würden die Anrainer der Drogenberatungsstelle „Ex und Hopp“ etwa nicht verstehen: Wenn man den Süchtigen dort schon saubere Spritzen gebe, stelle sich die Frage, warum denn nicht auch gleich das Spritzen und die Entsorgung des Bestecks dort möglich sei.

Anrainerproteste bei Versuchen

Reinhard Haller indes bezweifelt die guten Erfahrungen, von denen Amann spricht. Überall in Vorarlberg, wo man entsprechende Versuche gemacht habe, habe es sofort massive Anrainerproteste gegeben - „übrigens auch bei der Neuerrichtung des ‚Ex und Hopp‘“, so Haller. Man habe dort alles getan, um miteinander ins Gespräch zu kommen und Ängste zu nehmen. Doch dass sich inzwischen etwas an der Meinung der Anrainer geändert habe, das kann sich Haller nicht vorstellen.

„Bernhard kennt die Situation“

Bernhard Amann hält daran fest: Im „Ex und Hopp“ könne man vom Platz her jederzeit einen Drogenkonsumraum einrichten. Ihm missfällt grundsätzlich, dass sich das Land hier voll und ganz hinter Primar Haller verstecke. Er denke, Christian Bernhard sei inzwischen seit Jahrzehnten mit dem Thema befasst und kenne die Situation. Er fordert deshalb Bernhard auf, selbst zu entscheiden, was hier angebracht sei.