Bregenzer Festspiele sind eröffnet

Mit musikalischen Ausschnitten aus dem Programm der Festspiele und Reden von Bundespräsident Heinz Fischer, Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) und Festspielpräsident Hans-Peter Metzler wurden Mittwochvormittag die 67. Bregenzer Festspiele eröffnet.

Das Motto heuer lautet „Erinnerungen an die Zukunft“. Der Festakt im Festspielhaus war erstmals auf einem 28 Quadratmeter großen LED-Bildschirm auf dem Platz der Wiener Symphoniker mitzuverfolgen.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Im Beitrag von Georg Fabjan sehen Sie Hans-Peter Metzler, Claudia Schmied und Heinz Fischer.

Fischer: „Eine Uraufführung und zwei Premieren“

Für Bundespräsident Fischer begleiteten den Eröffnungstag „eine Uraufführung und zwei Premieren“, wobei er auf die Oper „Solaris“ sowie auf Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) und Festspielpräsident Hans-Peter Metzler verwies, die beide erstmals in ihren Funktionen an der Eröffnung teilnahmen. Fischer bedankte sich bei den beiden Vorgängern Günter Rhomberg und Herbert Sausgruber. Beide seien nicht zur Eröffnung erschienen, um ihren Nachfolgern die Bühne zu überlassen.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Video: Rede von Heinz Fischer

Fischer nahm in der Folge Bezug auf das diesjährige Motto „Erinnerungen an die Zukunft“, was bedeute, dass „wir dem Zukünftigen mit dem Wissen und der Erfahrung der Vergangenheit und Gegenwart begegnen und begegnen müssen“. Man könne laufend beobachten, wie neue Phänomene mit althergebrachten Lösungsvorschlägen konfrontiert und analysiert würden. Es stelle sich aber die Frage, ob es überhaupt möglich sei, das Neue zu wagen, ohne auf alte Muster zurückzugreifen. Er glaube, dass es nicht darum gehe, das Alte aus dem Gedächtnis zu verdrängen, „sondern dem Neuen nicht mit Denkverboten, sondern mit Mut und Offenheit zu begegnen“. „An Mut für das Neue darf es gerade jetzt weder in der Politik noch in der Gesellschaft mangeln“, appellierte Fischer. Dabei könne Kunst ein Wegweiser sein. Fischer erklärte die Bregenzer Festspiele für eröffnet.

Metzler: „Kunst ermöglichen, ihren Weg zu gehen“

In seiner ersten Begrüßungsrede als Bregenzer Festspielpräsident beschrieb Hans-Peter Metzler das Ziel, welches das Bodenseefestival erreichen wolle: „Der Kunst ermöglichen, ihren ureigenen Weg zu beschreiten, nämlich den vom Bekannten zum Unbekannten, zum So-noch-nicht-Gesehenen, zum So-noch-nicht-Gehörten - und, im glücklichsten Fall, zum So-noch-nie-Erlebten“. Dabei gelte es nicht nur, den Weg der letzten Jahre konsequent weiterzugehen und Ideen zu entwickeln, sondern auch explizit „Meilensteine“ zu setzen. Man sei „sehr bereit für eine neue Phase der Evolution“ und erwarte sich auch eine entsprechende Offenheit bei den Partnern Stadt, Land und Bund „für dieses Haus, für unser Zuhause“. Auch er zollte seinem Vorgänger Günter Rhomberg nochmals „tief empfundenen Respekt“.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Video: Rede von Hans-Peter Metzler

Die Aufgabe der Führung der Bregenzer Festspiele sei es, dass die Rahmenbedingungen für erfolgreiche, künstlerisch hochstehende Produktionen stimmen. Zur Beschreibung seiner eigenen Rolle bei den Festspielen nahm er Anleihe beim Helden einer Oper. Als solcher sei es lebensgefährlich, voller Leidenschaft gegen alle Widrigkeiten des Schicksals zu kämpfen. Als Festspielpräsident lebe es sich gottlob bei weitem nicht so dramatisch und gefährlich. „Aber das leidenschaftliche Agieren, das unbedingte Handeln aus Überzeugung, aus Visionen heraus: Das möchte ich mitbringen“, nahm sich Metzler selbst in die Pflicht, nicht ohne anzufügen: „In der Überzeugung eines opernuntypischen Happy Ends“.

Claudia Schmied: „Verantwortungsgefühl vorleben“

Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) knüpfte in ihrer Ansprache ebenfalls an das Festspielmotto „Erinnerungen an die Zukunft“ an. In Österreich habe man die Schatten der Vergangenheit lange verdrängt und sich nach einer vorangegangenen breiten gesellschaftlichen Diskussion erst in den 1990er Jahren in der Person des damaligen Bundeskanzlers Franz Vranitzky (SPÖ) „zu allen Daten unserer Geschichte und zu den Taten aller Teile unseres Volkes, zu den guten und zu den bösen“ bekannt. Somit habe man es verstanden, „nicht Opfer, sondern Verantwortungsträger unseres Lebens zu sein“, so die Ministerin.

„Wir sind für die Befindlichkeit unserer Gesellschaft hier und jetzt verantwortlich“, erinnerte Schmied die Besucher der Festspieleröffnung. Die Aufgabe von Elternhaus, Schule, Universitäten, Kultureinrichtungen und Politik sei es, das Selbstbewusstsein und das Verantwortungsgefühl der jungen Menschen zu entwickeln und zu fördern. „Das, meine Damen und Herren, müssen wir vorleben“, stellte Schmied fest und verwies auf ein Beispiel aus Vorarlberg. Medienberichten zufolge war ein türkischstämmiger Jugendlicher nicht in eine Diskothek eingelassen worden. Daraufhin hätten seine Mitschüler die Sache öffentlich gemacht und gegen Diskriminierung protestiert. „Wenn junge Menschen so eigenverantwortlich und selbstbewusst agieren, dann ist etwas gelungen“, freute sich die Ministerin.

Die Bregenzer Festspiele stünden für Freude, Erkenntnis und Reflexion. Diese Tage im Sommer mit Theater, Oper, Konzerten und Tanz seien „ein Spiel auf dem See unserer Empfindungen“. „Die Werte, die wir hier schaffen, sind die unverzichtbare Basis für eine lebendige, friedliche und humane Gesellschaft“, zeigte sich Schmid überzeugt.

Viel Politprominenz bei der Eröffnung

Wie jedes Jahr war die Festspieleröffnung wieder Treffpunkt für die politische Prominenz. Aus der Regierungsmannschaft hatten sich Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP), Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) sowie Wolfgang Waldner, Staatssekretär im Außenministerium, angekündigt. Anwesend war auch Nationalratspräsidentin Barbara Prammer.

Erstmals als Landeshauptmann dabei war Markus Wallner (ÖVP), der die Riege der Mitglieder der Vorarlberger Landesregierung anführt. Komplett vertreten war auch das Präsidium des Vorarlberger Landtags. Aus den Bundesländern haben sich die beiden Landeshauptmann-Stellvertreter David Brenner für Salzburg und Hermann Schützenhöfer für die Steiermark angekündigt, ebenfalls zu Gast war der Wiener Kultur-Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny. Aus dem Fürstentum Liechtenstein kamen Regierungschef Klaus Tschütscher und Regierungsrätin Aurelia Frick, aus der Schweiz Regierungsrat Martin Gehrer.

Politk-Smalltalk zum Thema Frauenquote

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Im Video zu sehen: Barbara Prammer (Nationalratspräsidentin SPÖ), Alois Stöger (Gesundheitsminister SPÖ), Michael Spindelegger (Vizekanzler ÖVP), Karlheinz Kopf (Klubobmann ÖVP), Markus Wallner (Landeshauptmann ÖVP); Beitrag von Daniel Rein, Manfred Abel, Bernhard Torghele

Im Politik-Smalltalk mit ORF-Redakteur Daniel Rein zum Thema Frauenquote forderte Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ) eine verpflichtende Frauenquote von 40 bis 50 Prozent bei allen Wahlen. Schützenhilfe bekam sie aus der eigenen Partei auch von Gesundheitsminister Alois Stöger.

Beim Regierungspartner hält man dagegen nichts von Zwang, wenn es um Frauen in der Politik geht. So glaubt ÖVP-Vizekanzler Michael Spindelegger, dass es vielmehr darum gehe, Frauen dazu zu motivieren, in die Politik oder Wirtschaft zu gehen, anstatt über Quoten zu diskutieren. ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf hält eine Quotenregelung für „eine Beleidigung den Frauen gegenüber“. Es gelte vielmehr am Bewusstsein zu arbeiten – sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen. Auch in der Vorarlberger Landesregierung ist die Frauenquote kein Thema, wie Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) ausführte. Es gelte, Frauen in führende Funktionen und in die Politik zu bringen. Das mache man immer, wo sich die Gelegenheit biete und das funktioniere auch ohne verpflichtende Quote „ganz gut“.

Auch Kulturprominenz vertreten

Vonseiten der Kultur beehrten die Festspiele neben den Vertretern des Vorarlberger Kunst- und Kulturlebens etwa die designierte Intendantin der Seefestspiele Mörbisch, Dagmar Schellenberger, Matthias Losek als Leiter des Festivals „Wien Modern“, die Stuttgarter Operndirektorin Eva Kleinitz, Johannes Neubert als Geschäftsführer des Bregenzer Hausorchesters Wiener Symphoniker und der Künstler Christian Ludwig Attersee.

Festspiele beachtlicher Wirtschaftsfaktor für Region

Die Buchungslage in Bregenz rund um die Festspiele ist gut - auch heuer werden wieder rund 120.000 Festspielgäste erwartet. Die Kulturtouristen sind spendabel: Durch die Festspiele erwartet die Region einen Mehrumsatz von rund 170 Millionen Euro. Rund 230 Euro gibt der Festspieltourist pro Tag aus, das ist fast dreimal soviel wie beim üblichen Urlaubsgast.

Die Kultureinrichtung „Bregenzer Festspiele“ ist auch ein wichtiger Arbeitgeber: Unter dem Jahr sind rund 80 Menschen angestellt, im Sommer sind es knapp 1.500 Personen, die bei den Bregenzer Festspielen beschäftigt sind.